Ein Vorteil, den eine mehr oder weniger freiwillige häusliche Quarantäne bietet, ist der Umstand, dass man sehr viel Zeit für Dinge hat, für die man im „normalen“ Alltag oftmals nicht die Zeit findet. Seit einigen Jahren schon habe ich die Angewohnheit, mir eine durch bestimmte Ereignisse ausgelöste Neugier für ein bestimmtes Thema durch einen sofortigen Kauf dazu passender Bücher für später zu „konservieren“. Das führt dann dazu, dass sehr viele nagelneue, aber unberührte Bücher in meiner bescheidenen Bibliothek zu finden sind, deren darin für mich haltbar gemachter Wissensdurst nur auf eine Gelegenheit wartet, gestillt zu werden.

Gestern also, bei der Lektüre der „Hinweise des Tages“ der NachDenkSeiten vom 31.03.20, Punkt 19, „Eine gerechtere Gesellschaft ist möglich“, wurde ich dazu animiert, der noch verschweißten Ausgabe von Thomas Pikettys „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ in meinem Bücherregal völlig unromantisch ihre Jungfräulichkeit zu nehmen. Warum wurde ich dazu animiert? Weil ich in der aktuellen Situation viel sensibler dafür bin und genauer spüre, wie ungleich die Menschen von den deutschen Regelungen zum „Schutz der Risikogruppen und des Gesundheitssystems in der Corona-Krise“ sowie ihren finanziellen Auswirkungen betroffen sind.

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