Weil ich in meinem letzten Beitrag über den Henkel-Konzern zu dem Schluss kam, dass deren Aktie zu teuer scheint, möchte ich nun einen Artikel über einen ähnlich gelagerten Fall schreiben; er „fühlt“ sich irgendwie gleich an, ist aber anders: die Aktie der BASF SE.

Meine Quellen hierbei sind der letzte vollständige Geschäftsbericht aus 2017, die letzte Quartalsmitteilung für Q3/2018 und eine aktuelle Unternehmenspräsentation.

Konzernstruktur

Auf den Slides 26 ff. der Unternehmenspräsentation ist die Aufstellung der zukünftigen BASF-Geschäftsbereiche sowie deren strategische Ausrichtung sehr gut zu erkennen:

  • Chemicals (Petrochemicals & Zwischenprodukte)
  • Materials (Performance Materials, Monomere)
  • Industrial Solutions (Dispersons & Pigments, Performance Chemicals)
  • Surface Technologies (Catalysts, Lacke)
  • Nutrition & Care (Ernährung, Gesundheit, Kosmetikprodukte)
  • Agricultural Solutions (Landwirtschaftsprodukte)
  • … und „Other“

Dieses „Other“ sind Geschäftsaktivitäten, von der die BASF sich trennen, sprich nicht mehr fortführen, sondern veräußern, möchte (Oil & Gas sowie Construction Chemicals). Weitere Informationen zu jedem einzelnen Geschäftsbereich präsentiert das Unternehmen sehr übersichtlich auf seiner Produkt-Webseite. Also kurzum: es ist schon schwer einen Lebensbereich zu finden, in dem nicht irgendein Produkt der BASF in irgendeiner Form vertreten ist.

Als Chemie-Unternehmen mit der energieintensiven Herstellung seiner Kundenlösungen setzt der Konzern auf die „Verbund“-Strategie, die durch die „integrierte Produktion und Innovation“ über alle Geschäftsbereiche hinweg eine jährliche Kostenersparnis von 1.000 Mio. erzeugt. Das beste Beispiel dafür ist der Heimat-Standort Ludwigshafen und sein Netz an Leitungen, Kanälen, Rohren, Hallen, Werkstätten, Laboren und so fort (Wer noch nicht da war, dem kann ich eine Werksbesichtigung nur empfehlen, um einen Eindruck vom „Verbund“ zu bekommen. Es ist unvorstellbar!). Ingesamt gibt es 6 Verbundstandorte mit dieser Art „intelligenter Vernetzung von Anlagen“ weltweit und daneben noch weitere 347 Produktionsstandorte über den Globus verteilt (siehe Geschäftsbericht 2017, Seite 21).

Bilanz

Am Ende des dritten Quartales des Geschäftsjahres 2018 wies die BASF ihre lang- und kurzfristigen Vermögenswerte mit 85.579 Mio. Euro aus. Das „Eigenkapital der Aktionäre der BASF SE“ betrug 35.680 Mio. Euro, was einer Eigenkapitalquote von ca. 41,7% und einen Buchwert pro Aktie von 38,85€ entspricht.

Die 35.680 Mio. Eigenkapital beinhalten zum Einen immatrielle Vermögenswerte in Höhe von 16.865 Mio. Euro und zum Anderen Sachanlagen (Fabriken etc.) in Höhe von 19.945 Mio. Euro. Die Nettofinanzschulden liegen bei 18.026 Mio. Euro.

Die kurzfristigen Vermögenswerte ABZÜGLICH der Vorräte übersteigen das kurzfristige Fremdkapital (kurzfristige „Schulden“) um 9.122 Mio. Euro (die Quick Assets, wie Benjamin Graham es in diesem Buch auf Seite 34 formuliert).

Ich möchte das noch einmal anders formulieren: Die BASF könnte mit ihren kurzfristigen Vermögenswerten, ohne ihre Vorräte auch nur anzurühren, bereits die Hälfte ihrer kompletten Nettofinanzschulden, also auch alle Anleihen, tilgen.

Der Cash-Bestand der BASF SE betrug zum Stichtag des Q3-Berichtes um die 2.500 Mio. Euro (Bilanz sagt 2.400 Mio., Kapitalfluss sagt 2.600 Mio.; die Abweichung ergab sich aus abweichenden Zuordnungen des Kapitals der nicht-fortgeführten Geschäftsbereiche).

Cash Flow

Auch wenn die Vermögenslage des Konzerns günstig scheint, gilt es, den Cash Flow zu betrachten. Im Geschäftsjahr betrug er operativ 8.785 Mio. Euro, was pro Aktie 9,56€ entspricht. Bei einem Kurs von 60 Euro je Aktie ergibt das ein KCV von 6,28.

Der operative Cash Flow am Ende des dritten Quartals 2018 ist wieder auf Kurs und beträgt bereits 6.385 Mio. Euro. Der Free Cash Flow, also abzügliche Investitionen und Finanzierungstätigkeiten, lag Ende 2017 bei 5.221 Mio. Euro, liegt Ende Q3 / 2018 durch erhöhte Investitionstätigkeit allerdings bei negativen 3.778 Mio. Euro.

Gewinne

Auf der vorbildlichen IR-Seite der BASF finden sich unter anderem eine historische Ansicht zum Thema Gewinne und Dividenden pro Aktie (bereinigt und angepasst um Aktiensplits der Vergangenheit).

Auf Grundlage dieser Zahlen ergibt sich eine durchschnittliche Dividende in den zurückliegenden 10 Jahren (also sogar INKLUSIVE der Finanzkrise 2008/2009) von 2,54€/Aktie. Bei 60€ Einstiegskurs je Aktie sind das bereits 4,23% Dividendenrendite.

Die historischen Gewinne der Aktie werden freundlicherweise in dieser Excel-Tabelle zur Verfügung gestellt. Hieraus ist ersichtlich, dass der durchschnittliche BASF-Gewinn je Aktie von 2008 bis 2017 (hier wieder INKLUSIVE Finanzkrise 2008/2009) rund 5,12€/Aktie betrug. Das durchschnittliche vergangenheitsbezogene KGV liegt somit bei 11,71.

Die erklärte Dividendenpolitik des Konzers lautet, auf Grundlage eines starken Free Cash Flows jedes Jahr die Dividende zu erhöhen. Auf Basis der zuletzt gezahlten Dividende und einem Aktienkurs von 60€ ergibt sich sogar eine Dividendenrendite von 5,2%.

Aktionärsstruktur

Hier gibt es wenig zu sagen. Alle Aktien befinden sich im Streubesitz, wobei der Investmentfonds der norwegischen Zentralbank mit knapp unter 3% der Anteile die meisten Aktien besitzt.

Fazit

Was verbleibt mir noch zu sagen, wo ich doch schon zwischen den Zeilen so viel Begeisterung durchblicken ließ? Ach ja: Die Berechnung des inneren Wertes der Aktie der BASF SE. Ich starte bei einem aktuellen Buchwert je Aktie von 38,85€.

Was kann ich an zukünftigen Mittelzuflüssen erwarten? Die BASF hat über die vergangene 10 Jahre ihre Ertragskraft bewiesen. Wenn ich vom durchschnittlichen Gewinn in dieser Zeit ausgehe, dann erwarte ich in den kommenden 7 Jahren einen Mittelzufluss von insgesamt 35,84€/Aktie. Das katapultiert den inneren Wert auf 74,69€/Aktie.

Das KGV von unter 12 (Henkel-Aktie knapp 20) und das KCV von 6,28 (Henkel-Aktie knapp 14) deuten ebenfalls auf eine ungerechtfertigte Kursschwäche bei BASF-Aktie hin.

In Anbetracht der Tatsachen, dass die BASF weltweit und einzigartig aufgestellt ist, eine vorbildliche Kapitalmarktkommunikation betreibt und scheinbar auch zukünftig mit einer hohen Dividendenrendite lockt, gebe ich mich gern mit einer Sicherheitsmarge von 14€ je Aktie, oder 80 Cent je BASF-Euro, zufrieden. Die Aktie ist im Januar 2019 zum Kurs von 60€ aus meiner Sicht also klar unterbewertet!


Geschäftsbericht 2017: https://www.basf.com/global/documents/de/news-and-media/publications/reports/2018/BASF_Bericht_2017.pdf

Quartalsbericht Q3/2018: https://www.basf.com/global/documents/de/news-and-media/publications/reports/2018/BASF_Quartalsmitteilung_03_2018.pdf

Keynote Präsentation BASF SE: https://www.basf.com/global/documents/de/investor-relations/calendar-and-publications/presentations/2018/181120_BASF_Capital-Markets-Day_Keynote-Presentation.pdf

Historische Kennzahlen BASF-Aktie: https://www.basf.com/global/documents/de/investor-relations/share-and-adrs/share-overview/Kenndaten_Aktie.xls