Value & Price

BASF Update (Q1/19)

Einlass zur BASF-Hauptversammlung 2019 in Mannheim

Zwei Stunden bevor am 03.05.2019 die Hauptversammlung der BASF SE für das zurückliegende Geschäftsjahr 2018 begann, veröffentlichte das Unternehmen die 1. Quartalszahlen für das Geschäftsjahr 2019. Ich möchte in diesem Beitrag kurz die wichtigsten HV-Ergebnisse zusammenfassen und anhand der aktuellen Zahlen meinen inneren Wert der BASF-Aktie einer Prüfung unterziehen. Seit gestern wird die BASF-Aktie ex-Dividende, also mit Dividendenabschlag gehandelt und der Kurs beträgt etwa 67 Euro. Ist das jetzt noch ein guter Value-Kurs inklusive Sicherheitsmarge?

Viel Spaß beim Lesen und Teilen!

Resümee Hauptversammlung 2019

Die Tagesordnung der 67. Hauptversammlung der BASF kann hier eingesehen werden. Kurzum: alle von der Verwaltung vorgeschlagenen Beschlüsse wurden mit großer Mehrheit angenommen. Dies betrifft alle Kandidatenvorschläge für den neuen Aufsichtsrat, die Gewinnverwendung uns das neu genehmigte Kapital in Höhe von 500 Mio. Euro.

Ich persönlich habe gegen TOP2 und TOP7 gestimmt, weil ich es bei TOP2 gern gesehen hätte, dass der Gegenvorschlag eines Anwesenden, nämlich 1% der Dividendensumme an die Mitarbeiterfamilien des BASF-Lieferanten Lonmin zu spenden, zur Abstimmung kommt. Bei TOP7, dem zu genehmigenden Kapital, habe ich es eigentlich immer lieber, dass der Konzern Akquisitionen über den Cashflow finanziert, statt über die Ausgabe eigener Aktien unter Ausschluss des Bezugsrechts der bestehenden Aktionäre. Ich war aber in der Minderheit.

Gleich zu Beginn der HV stellte der noch frische Vorstandsvorsitzende Dr. Martin Brudermüller die neue BASF-Strategie vor: „Wir wollen das weltweit führende Chemieunternehmen sein. Für unsere Kunden!“ Dafür setzt er auf die 6 Strategiefelder Innovation, Nachhaltigkeit, Produktion, Digitalisierung, Portfolio und Mitarbeiter.

Mit den auf Nachhaltigkeit getrimmten Accelerator-Produkten soll bis 2025 etwas 22.000 Millionen Euro Umsatz erzielt werden. Klimawandel und Plastikmüll sind globale Herausforderungen, die die BASF für nachhaltiges, profitables Wachstum nutzen will. Insbesondere das ChemCycling (Kunststoffabfälle wieder als Rohstoffe zu nutzen) und eine effizientere Batterie als Treiber für die Elektromobilität aus erneuerbaren Energien sieht er dafür als Paradebeispiele.

Während der Diskussionsrunde gab es viele Fragen zu sozialer Verantwortung, Umweltschutz sowie Lobbyarbeit der BASF. Insgesamt bin ich der Meinung, dass die Mehrheit der Anteilseigner solche Themen eher nachranging priorisiert. Diese Mehrheit ist primär auf die Dividende fokussiert. Diese Mehrheit hätte es nämlich ohne viel Aufwand zustande bringen können, dem Management die Ziele umzupriorisieren. Diese Mehrheit zog es allerdings vor, keine Einwände zu erheben, und akzeptierte schweigend den Dividendenvorschlag.

(meine ausführlicher Bericht zur Hauptversammlung inklusive der Fragen und Antworten der 5-stündigen Aussprache auf der Hauptversammlung ist exklusiv auf hauptversammlung24.de herunterladbar)

Die Quartalszahlen Q1/2019

Die Bilanz der BASF ist durch die Integration der Bayer-Akquisition etwas Neuland. Es gibt keine Vergleichswerte aus der Vergangenheit und daher macht die Ermittlung eines F-Scores momentan auch keinen Sinn. Die Eigenkapitalquote beträgt am 31.03.2019 rund 41%. Das kurzfristige Vermögen übersteigt die kurzfristigen Schulden um 21.247 Mio. Euro. Der Buchwert pro Aktie beträgt etwa 39,93 Euro.

Während der Umsatz in Q1/19 noch um 3% zulegen konnte, fiel das EBIT um 22% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Dennoch ist der BASF-CEO zuversichtlich, das EBIT sowie den Umsatz auf Jahressicht leicht steigern zu können. Diese Zuversicht zieht er daraus, dass die Rhein-Problematik des letzten Jahres ein Einmalereignis war, dass das erste Halbjahr saisonal bedingt sowieso immer schlechter ist als das zweite und dass die Automobilindustrie, ein sehr wichtiger BASF-Kundensektor, seine Prognosen für das Gesamtjahr stabil hält.

In Bezug auf die Dividende gelobt CEO Brudermüller, sie jedes Jahr zu steigern. Ja, genau! Nicht konstant halten oder steigern, sondern steigern. Jedes Jahr! Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel, denke ich (für weitere Details zum Ausblick siehe HV-Bericht).

Fazit

Ist die BASF-Aktie nach Abzug der Dividende und heutigem Kurs von 67 Euro nun ein guter Deal? Der Buchwert der Aktie beträgt nach der Bayer-Akquisition etwa 40 Euro. Der durchschnittliche Gewinn je Aktie für die letzten 7 Jahre beträgt inklusive 2018 etwa 5,24 Euro, was einem vergangenheitsgewichtetem KGV von 12,8 entspricht.

Den eventuell niedrigen Wasserständen im Rhein kann die BASF effektiv nichts entgegensetzen (Rückkühlwerke gibt es heute noch nicht und wären teuerer als die heutige Durchflusskühlung; 40% der Rohstoffversorgung des Verbundstandortes Ludwigshafens erfolgt via Schiff; Bahn und LKW können das niemals kompensieren, meinte Brudermüller auf der HV). In 2018 kostete die BASF dieses Einmaleregnis etwa 250 Mio. Euro beim EBIT. Also aus meiner Sicht, wird das Klima in Bezug auf die Pegelstände der Flüsse eher ungünstiger als günstiger und daher wird dieses „Einmaleregnis“ auch sicherlich nochmals auftreten.

In Bezug auf das ChemCycling hat BASF noch viel Forschungsarbeit zu leisten. Auch die Pläne in Bezug auf die radikal optimierte Batterie für die Elektromobilität sind noch unspezifisch. Alles in allem ist das Ziel der Nachhaltigkeit klar, aber es ist schwer abzusehen, wie sich der Weg dorthin gestaltet und wann BASF wieder Gewinnzuwächse erzielen kann. „2019 wird ein Übergangsjahr“, meinte Brudermüller auf der Hauptversammlung. „Die BASF hat ein starkes Team, einzigartige Erfahrungen und KnowHow.“

Nun gut. Mit Unsicherheit muss ich als Value-Investor umgehen. Ich verlange von der BASF also heute eine 20%ige Sicherheitsmarge auf die durchschnittlichen Gewinne der letzten 7 Jahre. Für die kommenden 7 Jahre erwarte ich demnach Gewinnzuflüsse in Höhe von 4,37 Euro je Aktie. Zusammen mit dem Buchwert erhalte ich somit einen inneren Wert der Aktie von etwa 70,50 Euro. Der aktuelle Kurs von 67 Euro ist eine gute Kaufgelegenheit, denke ich!

2 Kommentare

  1. Malte

    Hallo Bouvier oder auch Vincent,

    danke für den informativen Artikel.
    Darf ich fragen, wieso du bei der Berechnung des inneren Wertes folgende Formel verwendest:

    innerer Wert=Buchwert + 7 * (Durchschnittlicher_Gewinn_letzte_7_Jahre /1+20%) ??

    Meine Frage zielt auf den Faktor 7 ab, den verstehe ich nicht genau. Warum muss ich den durchschnittlichen Gewinn mit 7 multiplizieren?

    Ggf. hast du das bereits an anderer Stelle schon beschrieben aber ich habe es bisher nicht gefunden.,Dann wäre eine Verlinkung toll.

    Vielen Dank und viele Grüße
    Malte

    • Vincent Bouvier

      Hallo Malte,

      eine richtig feste Formel für die Berechnung des inneren Wertes habe ich nicht. Es gibt ein paar Eckdaten, auf die ich baue (Buchwert und Durchschnittsgewinn der Vergangenheit), aber da alle Schätzungen über die Zukunft fehlerbehaftet sein können/müssen, will ich überall Sicherheitsmargen berücksichtigen. (siehe dazu auch meine Beiträge zu „Sicherheitsmarge“ und „inner Werte einer Aktie„.

      Somit gibt es im Allgemeinen 3 Komponenten bei meiner Berechnung:

      1) Den bilanziellen Buchwert, bei dem ich eventuell Werthaltigkeitszweifel habe und somit ein paar Prozente abziehe. (siehe dazu mein Hornbach-Beitrag).

      2) Die durchschnittlichen Gewinne der letzten 7-10 Jahre. Ob nun sieben oder zehn oder sogar einen anderen Wert, überlasse ich meinem Gefühl. Womit kann ich gut leben und welcher Zeitraum spiegelt das Business des Unternehmens adäquat wider? Von diesem Durchschnittsgewinn ziehe ich ebenfalls eine Sicherheitsmarge ab. Die Höhe der Marge ist dabei ebenfalls subjektiv. Mit welcher Marge habe ich einen ruhigen Schlaf? Wieviel Risiko für zukünftige Gewinne sehe ich? Bei großen Unternehmen benötige ich weniger Marge, bei kleineren mehr. Es ist ähnlich wie bei der Zinsberechnung für Bankkredite, die ja ebenfalls bonitätsabhängig ist.

      3) Den Gewinn aus 2) projeziere ich für ein paar Jahre in die Zukunft. Bei Unternehmen, die länger am Markt sind, bin ich da zuversichtlicher und vertraue darauf, dass es mindestens 7-10 Jahre so weiter geht (siehe BASF). Bei kleineren Unternehmen bin ich da vorsichtiger und multipliziere den Gewinn maximal für 3 Jahre (siehe Mineralbrunnen Überkingen Teinach)

      Es ist und bliebt eine subjektive Einschätzung auf Grundlage meines persönlichen Sicherheitsbedürfnisses.

      Viele Grüße

      Vincent 🙂

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