Value & Price

Glosse zu Corona

Noch bevor heute wie jeden Werktag der Haupthandel an den Börsen beginnt, möchte ich gern ein paar Gedanken zum Corona-Virus loswerden. Das Corona-Virus und die von ihm ausgelösten Krankheiten bereiten mir für mich und meine Familie aufgrund unserer Demografie keine Sorgen. Das, was mich aber in eine gewisse Unruhe versetzt, ist das Verhalten, welches unsere Gesellschaft, die Menschen im Allgemeinen, Politiker etc. in dieser Situation an den Tag legen.

Wir, als Gesellschaft haben natürlich eine Verantwortung gegenüber denjenigen, die durch das Virus nun besonders bedroht werden. Allerdings zwingt mich mein Eindruck der Situation zu der Feststellung, dass wir doch jedes Jahr eine Grippewelle haben, oder? In der Welle 17/18 sollen gar über 25.000 Menschen daran gestorben sein. Und das, obwohl ein Impfstoff existierte. Warum wurde das Thema damals medial nicht so begleitet? Das verstehe ich nicht.

Und wenn ich mir das Verhältnis von Infizierten zu Genesenen ansehe, dann besteht selbst dann kein Grund zur Panik, wenn die aktuelle Zahl der Infizierten in Deutschland erstmal „exponentiell“ ansteigt. Unendliche exponentielles Wachstum gibt es nicht, das sollte jeder Börsianer wissen. Besorgt werde ich auch dann nicht, wenn Jens Berger von den Nachdenkseiten erwähnt, dass die deutschen Infiziertenzahlen den italienischen um ca. 2 bis 3 Wochen „hinterherhinken“. Wenn das so ist, dann werden auch die „Genesenenzahlen“ den italienischen gleichmäßig hinterherhinken, oder? Irgendwann ist immer eine Sättigung erreicht. Auch ganz ohne Hamsterkäufe.

Ich möchte nix verhamlosen, niemandem seine Sorge absprechen und ich bin mit Sicherheit kein Arzt. Nur ein Junge, der vor einer Statistik steht und versucht, sie im Rahmen seines gesellschaftlichen Kontextes für seine Lebensrealität einzuordnen.


Kettensäge!

Es bleibt bei der aktuellen Börsenpanik nicht aus, das ich jeden Tag auf das Handelsgeschehen blicke und Artikel dazu lese, obwohl ich mich eigentlich abwenden und meine Investments ruhen lassen möchte. Nun stoße ich doch dabei gestern auf ein exklusives Interview von „wallstreet-online“ mit „Mr. Dax“ Dirk Müller.

„Wer gerne in eine laufende Kettensäge fasst, kann jetzt in Aktien oder ETFs investieren…“

Dirk MÜller

So! Challenge accepted möchte ich sagen! Ich gehe soweit mit Herrn Müller mit, dass der Aktienmarkt lange schon überbewertet war, es durch die Niedrigzinsen keine richtige Alternative dazu gab und das natürlich die Assetpreise weltweit angeheizt wurden. Ein Crash war überfällig und dass der Corona-Virus nun der Katalysator war ist halt gut oder schlecht; je nachdem, wie man das sehen will…

Herr Müller hat für Zeiten wie heute eine „Arche Noah“ gebaut, deren Wertentwicklung nur darum ganz knapp positiv ist, weil er eben Futures zur Absicherung der Aktienpositionen gekauft hat, die jetzt natürlich schön in den Himmel schießen. Neu ist diese Strategie eigentlich nicht, jeder kann Puts auf irgendwelche Aktien oder Indizes kaufen und daher bin ich davon überzeugt, dass auch Herr Müller keinen Zauberstab hat. Wieviel ihn diese Absicherung in seiner Wertentwicklung in den Jahren vor dem Corona-Crash gekostet hat, wird nicht erwähnt.

Darauf, dass man jetzt keine Absicherung gegen den Crash mehr kaufen muss, weil eben alle in Panik sind und die Prämien dafür prohibitiv horrend sind, gehe ich jetzt nicht weiter ein. Und wenn der Herr Müller, wie er schreibt, die nun kassierten Absicherungsgewinne einlöst, um sie in die nun so billigen Aktien zu stecken, dann greift er doch genau jetzt in seine metaphorische Kettensäge oder? Nun ja… Auch Herr Müller ist nur ein Mensch.


RealTime Update

Ich bin davon überzeugt, dass momentan eine unglaubliche Gelegenheit für Einstiegs- und Nachkaufpreise bei einzelnen BlueChips besteht. Dargestellt habe ich das gestern für die MunichRe und zuvor bereits für die BASF.

Somit habe ich also heute morgen gegen 8 Uhr ein vierstelligen Betrag meiner privaten Reserven dafür verwendet, den Einstiegskurs meiner Munich Re Aktienposition zum Kurs von 172 Euro von 247 Euro auf 215 Euro zu senken. Ich muss sagen, dass ich eine andere Vorstellung davon hatte, wie es sich anfühlen würde, in eine Kettensäge zu fassen. Ulkig!

Ich will aber nicht verschweigen, dass sich mein Gesamtdepot momentan ca. 20% im Minus befindet und ich natürlich damit umzugehen habe. Als Value-Blogger sehe ich das Investment auf mehrere Jahre und von mir aus könnten die Börsen auch geschlossen bleiben, wenn ich nur alle Jahre wieder schön die entsprechenden Dividenden zufließen…

Allen Lesern also weiterhin einen kühlen Kopf!

2 Kommentare

  1. Michael Peroutka

    Hallo, die Glosse habe ich (wie viele andere Beiträge auch) mit Interesse gelesen. Ich glaube, es gibt einen Gedanken der in diesem Corona Szenario fehlt – und das sind die Krankenbetten bzw. Intensivplätze. Leider ergeben (schnell) steigende Fallzahlen eine erhöhte Anzahl von Patienten die intensiv (und abgeschottet) betreut werden müssen. Das einzige was einen Kollaps bzw. Selektion in der Betreuung (also wer hat es nötiger?) verhindert ist eine Verlangsamung bzw. hinauszögern der Welle von Infizierten. Das Gesundheitssystem wird in einem solch schnell wachsenden Szenario überfordert. Eine Vielzahl von Toten (von denen ein Teil gerettet werden könnte) ist die Folge. Je heftiger die Maßnahmen, desto langsamer wird das Virus gestreut – je besser kann man sich um die Infizierten /Risikogruppen kümmern. Ansonsten gehe ich mit den Kursen konform – investieren ist jetzt erstes Gebot. Wenn möglich in Value und dann aussitzen. Hat in allen Krisen funktioniert. Wobei diese hier uns vor komplett neue Aufgaben stellt.
    Beste Grüße,
    M.

    • Malte

      Hochgeschätzter Bouvier,

      ich gehe hier komplett mit dem werten Herrn Peroutka mit!
      Deiner Analyse fehlt der Punkt, dass das System nicht zusammenstürzen sollte, was ja gerade in Italien passiert und das ist schon sehr dramatisch.
      Ansonsten gehe ich mit, dass die Welt wieder zur Normalität zurückkehren wird (wann auch immer das sein wird) und werde ebenfalls sukzessive Nachkaufen um meine Einstiegskurse zu drücken (Stichwort Corona-Sparplan).

      Respektvolle Grüße
      Malte

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