Wer die letzte Woche in Deutschland verbringen durfte war live dabei, als die Lufttemperatur an mehreren Tagen knapp 40 Grad Celsius erreichte. Auch gestern, Sonntag, war einer dieser Tage und ich konnte mit ansehen, wie Freunde und Familie ihre eigenen Strategien dafür entwickelten, mit extremem Wetter und drückender Hitze fertig zu werden. Abgesehen von „künstlich“ geschaffenen Milieus, wie klimatisierten Räumen, war die einzig tragbare Lösung, sich den ganzen Tag in schattiger Nähe eines natürlichen Gewässers aufzuhalten und dabei ausreichend Wasser zu trinken.

Nachdem ich am gestrigen Tage nun selbst aus dem mit 14-Grad-kaltem Brunnenwasser gefüllten Mini-Pool empor stieg, verfiel mein Gehirn ins Philosophieren darüber, wie sich die Menschen im Allgemeinen sowie in Europa/Deutschland im Speziellen wohl zukünftig mit diesen Wetterbedingungen auseinanderzusetzen hätten. Ob nun menschengemacht oder nicht: dass sich das langfristige Wetter (lax auch Klima genannt) verändert und in die eine und andere Richtung extremer wird, halte ich für ausreichend belegt; dass sich aus diesem Faktum aber auch Investmentmöglichkeiten ergeben, halte ich für folgerichtig, und daher die Idee zur heutigen Glosse.

Wasser

Wenn ich den Klimawissenschaftlern nun Glauben schenke, dann schmelzen die Pole, die Gletscher und der Meerespiegel in den Ozeanen wird, wie die globale jährliche Durchschnittstemperatur, immer weiter ansteigen. Kurioserweise wird es trotzdem das Wasser sein, nämlich das Süße, das uns auf dem Land, den Kontinenten durch diese Veränderungen immer knapper werden wird. Die natürlichen Süßwassereservoire gehen per se also schon einmal zurück oder werden heute bereits vollkommen unwirtschaftlich (sprich: volkswirtschaftlich sinnlos) verwendet (siehe zum Beispiel „Tomaten in Andalusien„). Diese Realität führt logischerweise dazu, dass zukünftig immer weniger Menschen weltweit Zugang zu gesundem Trinkwasser haben werden (als hätten heute nicht schon zu viele Menschen dieses Problem!).

Zunächst einmal ergibt sich hieraus also eine langfristige Investmentmöglichkeit: Welche Unternehmen sind heute schon Eigentümer von Mineralwasserquellen? Welche Unternehmen befassen sich damit, Schmutzwasser in Trinkwasser aufzubereiten und wieder an die Haushalte zu liefern? Wie wahrscheinlich ist es, dass ich meinen eigenen Brunnen im Garten im Krisenfalle noch behalten darf und das Wasser daraus an meine Nachbarn verkaufen kann? Und ist das eine gute Idee?

Die erste Frage lässt sich so beantworten, dass eigentlich kaum eine deutsche Quellen natürlichen Mineralwassers noch in öffentlicher Hand ist. Alles ist privat, sprich in den Händen der Unternehmen, die das Wasser abfüllen und verkaufen (eines dieser Unternehmen ist übrigens die Mineralbrunnen AG, die ich auf meiner Watchlist führe). Somit ist auch die Preispolitik in den Händen dieser Unternehmen (by the way: es gibt übrigens eine Petition, die den ermäßigten Mehrwertsteuersatz auf Mineralwasser fordert).

Zur zweiten Frage fallen mir spontan die EVN AG aus Österreich und die Gelsenwasser AG aus Deutschland ein, bei der eine Aktie momentan 865,00 Euro kostet (ob der Preis für Gelsenwasser gerechtfertigt ist möchte ich in einem meiner nächsten Beiträge gern erörtern). Natürlich gibt es noch die zentrale Trinkwasserversorgung meiner Gemeinde, aber davon kann ich stand heute keine Aktien kaufen, nicht in sie investieren.

Die dritte Frage, ob ich mich mit Hilfe eines eigenen Brunnens an meinen durstigen Nachbarn bereichern kann, wenn ich der einzige Brunnenbesitzer im Dorf bin, beantworte ich kurz: ich kann das zwar versuchen, aber von diesem „Reichtum“ werde ich nicht lange etwas haben. Dafür sorgt entweder die Gemeinde per Gesetz und Polizei, oder, wenn es das nicht mehr gibt, der durstige Mob selbst.

„Kriegsgewinnler“

In Margaret Mitchells Roman „Vom Winde verweht“ erscheint im Verlaufe der Handlung irgendwann ein wohlhabender Herr namens Rhett Butler auf der Bildfläche und verliebt sich in Scarlett O’Hara. Mister Butler, so wird gemunkelt, sei ein „Kriegsgewinnler“, der sein Vermögen dadurch erarbeitet hat, dass er von den Südstaatlern dringend benötigte Waren durch das von den Nordstaaten verhängte Seeembargo während des amerikanischen Bürgerkrieges schmuggelte. Durch die Not der Südstaatler und das hohe Risiko des Unterfangens konnte er für diese Waren natürlich horrende Preise verlangen und bekam sie auch bezahlt. Unnötig zu erwähnen, dass Mr. Butler von den anderen Südstaatler verhasst ist. Er ist die die Art von Investor, die investiert, wenn das von Baron Rotschild erwähnte „Blut auf den Straßen“ fließt (hier noch ein Link zu einem relevanten Kommentar zum Thema auf NZZ).

Solche Situationen hat es immer gegeben (Weltkriege, Wirtschaftskrisen, Wohnungsnöte, Hungersnöte etc.) und es wird sie immer wieder geben. Eine dieser Situationen könnte meines Erachtens der Klimawandel und der damit einhergehende Mangel an Wasser für die westliche Welt werden, was ich nicht hoffe, aber eben für wahrscheinlich halte. Aus dieser Schlussfolgerung ergibt sich für mich nun die Notwendigkeit, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Ganz einfach ist das nicht, wenn ich heute noch in der Lage bin, meinen kleinen, grünen Schrebergarten ausgiebig und verschwenderisch mit Brunnenwasser zu sprengen, aus über 500 unterschiedlichen Mineral- und Heilwassersorten in den Supermärkten wählen kann und die billigste 1,5-Liter-PET-Flasche stilles Mineralwasser nur 19 Cent (ohne Pfand) kostet.

Resümee

Als Investor bin ich stets interessiert daran, aufkommende Trends und Möglichkeiten frühzeitig zu erkennen und auszunutzen. Das werde ich auch weiterhin tun und mich in dieser Hinsicht mit der Beteiligung an Mineralwasser- bzw. Trinkwasser-erzeugenden Unternehmen auseinandersetzen. Als Mensch habe ich aber kein höheres Recht als irgendein anderer Mensch auf der Welt, jeden Tag einfachen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu erhalten. Demnach ist es also essentiell, sich in der Familie, mit Freuden und Bekannten der Gemeinde oder in seinem Einflussbereich für eine gerechte, zukunftsfähige Trinkwasserversorgung einzusetzen und diese sicherzustellen.

Ich schätze, mit dieser Glosse wollte ich für mich selbst wohl nur feststellen, dass es neben den finanziellen und politischen Risiken auch noch das moralisch/ethische Risiko für denjenigen geben kann, der bereit ist, bei auf der „Straße fließendem Blut“ zu investieren und das durchzuhalten. Ob ich dieses moralisch/ethische Risiko bereit wäre einzugehen, quasi ein „Kriegsgewinnler“ werden könnte, kann ich momentan eigentlich nicht beantworten. Hhmm…