Wenn ich mir nun schon die freche Freiheit nehme, offen und frei über die Liquidität der Wacker Neuson SE zu sinnieren, komme ich nicht umhin, mir auch ein paar Gedanken über meine eigene, private Liquidität zu machen. Inzwischen habe ich, glaube ich, oft genug erwähnt, dass der Corona-Crash aus meiner Sicht ein seltene Gelegenheit bietet, richtige BlueChips zu Schnäppchenpreisen zu ergattern. Demzufolge bin ich natürlich heiß darauf, alle mir frei zur Verfügung stehende Liquidität in die aktuell fallende „Kettensäge“ zu schmeißen!

Durch die Tatsache, dass viele kulturelle Veranstaltungen momentan abgesagt oder verschoben werden, sitzen viele Künstler natürlich zu Hause herum und haben freie Zeit. Einer dieser Künstler ist der Kabarettist und Musiker Serdar Somuncu, der seinen Unmut über die aktuelle Situation seit einigen Tagen dazu verwendet, Live-Stories auf Instagram zu streamen und mit den Leuten zum Thema Corona ins Gespräch zu kommen.

Normalerweise ist der Herr Somuncu sehr sachlich und besonnen in diesen Streams, versucht Fakt von Fake und Panik zu trennen und strahlt damit eine angenehme Ruhe aus. Dies ist allerdings nur der Fall, wenn er morgens streamt. Tut er dies abends, so wie vorgestern, dann verfällt er doch auch mal in rücksichtslose Schwarzmalerei und skizziert eine Wirtschaftskrise nach der Coronakrise, die in einem von den aktuellen Full-Stop-Maßnahmen ausgelösten Bürgerkrieg enden könnte. „Vom Schnupfen zum Weltkrieg“ war seine Formel. Nun ja, er ist eben Kabarettist.

Ungewissheit

Bei all meiner Überzeugung davon, dass die Corona-Krise nur drei bis sechs Monate dauert und sich danach alles wieder normalisiert, es sogar ein paar wirtschaftliche Überkompensationen geben könnte, würde ich diese Überzeugung nur bei 90% taxieren. Die restlichen 10% sind meine intuitive Sicherheitsmarge dafür, dass alles anders kommt, als ich es BAUM! Siehst du, was ich meine lieber Leser?

Als überzeugter Value-Investor sollte ich momentan eigentlich all meine verfügbare Liquidität an die Börse bringen. Egal was geschrieben, gesprochen, gesagt wird, es gibt so viele Unternehmen, die sauber unter Buchwert zu erstehen sind. Sogar Henkel auf meiner Watchlist ist momentan an dem von mir berechneten Einstiegskurs, für den mir manche Leser am Zeitpunkt der Veröffentlichung noch einen virtuellen Vogel zeigten.

Wirklich alle verfügbare Liquidität für meine Value-Investment-Überzeugung ins Börsenrennen zu bringen, liegt allerdings nicht in meiner von Sicherheit getriebenen Natur. Ich muss dafür sorgen, dass ich auch in einer sich verschlimmernden Lage noch liquide bleibe, meine Miete, meinen Strom, mein Wasser, meine Lebensmittel bezahlen kann. Dieses „unbegrenzte Kredite für Unternehmen“-Programm der Bundesregierung ist zwar eine tolle Unterstützung für die Banken, aber vertrauen möchte ich denen, also den Banken, nicht.

Was ist, wenn die Ausgangssperren auch in Deutschland verschärft werden oder die Banken durch noch niedrigere Zinsen, eine durch die Vollbremsung der Wirtschaft erhöhte Kreditausfallrate sowie durch überall fallende Wertpapierpreise noch weiter in Schwulitäten geraten? Was ist, wenn die Krise länger dauert als gedacht? Die passende Antwort dazu lautet für mich Bargeld und das in einer Menge, die mich für ein paar Monate absichert. Zinsen gibt es eh keine und wenn die Banken schließen, dann komme ich auch nicht an das Geld. Was riskiere ich also wirklich?

Was bedeutet das?

Im Kern will ich heute eigentlich nur dafür plädieren, dass man seinen eigenen monatlichen CashFlow positiv gestaltet. Wem das absehbar schon in dieser ersten Phase der aktuellen Wirschafts-Vollbremsung nicht gelingt (Kurzarbeit, Zwangsurlaub, keine Aufträge etc.), der wird es in den kommenden Tagen sehr schwer haben. Da helfen ihm auch unbegrenzte Kredite nix.

Darüber hinaus finde ich es nicht falsch, in diesen ungewissen Zeiten, in denen die Politik weltweit von Tag zu Tag entscheidet, auch gewisse Vorkehrungen zu treffen. Bargeld ist das eine Thema, aber auch mal ein Karton Milch oder Nudeln mehr einzukaufen. Klar ist das eine diffuse Angst vor der Ungewissheit der Zukunft, aber der, der als erster Panik schiebt kommt vielleicht noch aus der Tür raus.

Nichstdestotrotz ist niemand für sich allein. Daher ist die Solidarität, die gegenseitige Hilfe, der gegenseitige, private Warenaustausch ein weiteres wichtiges Feature dieser Krise, das es jetzt zu beleben gilt. Wenn man die Kinder eh zu Hause haben muss darf, dann kann man sie durch das eigene Vorbild nun ziemlich einfach zu Achtsamkeit, Sparsamkeit und Hilfsbereitschaft erziehen. Diese Tugenden stehen meines Wissens nicht mehr auf dem Lehrplan.

Was wäre hilfreich?

Ich bin übrigens auch dafür, das man den Arbeitnehmern einfach mal ein paar Monate lang die Lohnsteuer schenkt. Und wer keine Lohnsteuer zahlt/zahlen kann, bekommt einfach mir-nichts-dir-nichts eine Steuergutschrift. Das würde die Menschen beruhigen! Was bringt es denn nämlich, wenn ich als Regierung die Supermärkte zwar offen lasse, sich aber der Bürger nix kaufen kann, weil er eben keine Liquidität mehr zu Verfügung hat? Was macht der Bürger dann, wenn er sein Haus und seine Familie nicht mehr bedienen kann? Aber gut, ich schweife ab.

Wenn der eigene CashFlow auch während der Corona-Vollbremsung positiv und sicher bleibt, dann kann man, aus meiner Sicht, besonnen investieren. Und da lasse ich mir auch nix von fallenden Messern oder Kettensägen erzählen. Wenn man jemals mit dem Gedanken gespielt hat, „an die Börse zu gehen“, dann ist jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt. Die Panik und der finanzielle Zwang drängen nämlich offensichtlich alle anderen dazu, ihre Aktien wegzuschmeißen.

Andernfalls, also ohne positiven CashFlow oder Reserven, ist die Börse natürlich das Letzte, an das man denken sollte.


RealTime Update

Mein Musterdepot, welches ich im letzten Jahr gestartet habe, liegt aktuell mit rund 35% im Minus. Zum Vergleich: Der DAX liegt im selben Zeitraum etwa 23% im roten Bereich. Mein privates Depot, das ich in den letzte Wochen durch überschüssige Liquidität schon mit Nachkäufen versorgen konnte, zeigt ein Minus von etwa 29%.

Ich habe mich gestern dafür entschieden, die Hornbach Holding Aktien zum Preis von 35 Euro nachzukaufen. In meiner ersten Analyse zu diesem Unternehmen kam ich inklusive des riesigen Immobilienbestandes auf einen Buchwert von etwa 80 Euro. In meinem Update zu dieser Analyse habe ich einen 40%igen Werteverfall des Anlagevermögens (hauptsächlich Immobilien) einkalkuliert und erhielt einen Buchwert von 56 Euro. Ich wiederhole: diese Zahlen sind nur Buchwerte und enthalten keine approximierten Zuflüsse durch Gewinne!

Hornbach hat für 2019 ein Profitabilitätsprogramm aufgelegt und damit sehr gute Zahlen erzielt. Hinzu kommt, dass ich durch die Corona-Krise auch Hamsterkäufe bei Baumärkten erwarte und die Regierung, wenn ich es richtig verstanden habe, Baumärkte von etwaigen Geschäftsschließungen ausnehmen will. Aber das ist für mich nur nebensächliches Geplänkel. Die Zahlen zwangen mich einfach dazu, meinen Einstiegskurs von 51 Euro auf 44 Euro zu verbessern.

Ich wünsche allen Lesern vor allem Gesundheit und danach die Kraft, die eigenen Gedanken/Ängste gewinnbringend zu kanalisieren!