Value & Price

Munich Re (FY 2019)

Es geht weiter abwärts! Super!! Der DAX steht im Vergleich zum Vortag aktuell weitere 6% im Minus. Tiefrot also. Der Corona-Crash ist im vollen Gange. Das, was ich in meinem letzten Beitrag zur BASF-Aktie zum Kurs von 46 Euro gesagt habe, zählt natürlich bei den heutigen knapp 43 Euro umso mehr. Hätte ich auch meinen heutigen Beitrag zur Munich Re noch vor zwei Tagen verfasst, dann sprächen wir über die Attraktivität der Aktie zu einem Preis von 220 Euro. Stattdessen stehen heute nur noch 195 Euro je Anteilsschein zur Debatte.

Zunächst möchte ich kurz die Aussagen von Munich Re CEO Wenning zum Geschäftsjahr 2019 zusammenfassen. Der Rückversicherer hat seine eigene Prognose für den 2019er Gewinn um 200 Mio. Euro übertroffen, das Beitragsvolumen ist aufgrund der Prämien-Neuverhandlungen um 4,4% gestiegen, man möchte gern die Dividende auf 9,80 Euro erhöhen und peilt mit 2.800 Mio. ein Übertreffen des 2019er Gewinnes an. Darüber hinaus soll das Aktienrückkaufprogramm fortgesetzt werden, was natürlich wie immer schön nachvollziehbar auf der Webseite dokumentiert wird. Auf diese Weise hat die MunichRe im März 2020 allein bereits über 400.000 eigene Aktien erworben.

Buchwert je Aktie

Im Financial Supplement zum 2019er Bericht wird ein Buchwert je Aktie von rund 215 Euro ausgewiesen (Stand: 28.02.20).

Auf dieser Basis möchte ich gern ein paar Überlegungen anstellen. Wenn die Aktienquote der Assets der MunichRe, wie von Herrn Wenning erwähnt, bei etwa 6,4% liegt, dann sind diese Aktien natürlich vom allgemeinen Aktienkursverfall im März („Corona-Crash“) betroffen. Aber was ist denn, wenn alle Investoren ihre Gelder aus Aktien abziehen, quasi in „RiskOff“-Modus gehen? Immobilien und Gold sind auf die Schnelle nicht zu erhaschen. Somit sind, soweit ich es überblicke, festverzinsliche Wertpapiere das reflexartig avisierte Ziel der panischen Moneten (sprich: ab in Unternehmens- und Staatsanleihen).

Hier kommt jetzt der Kicker: Wenn die Aktienquote der MunichRe nur 6,4% beträgt, woraus setzen sich dann die restlichen 93,6% der Assets zusammen? Genau! Wenigstens zu einem erheblichen Teil aus Anleihen, die ja im Rahmen des Corona-Crashs gesucht worden sind, deren Preise in diesem Zuge also eher gestiegen sein dürften und auf diese Weise den Buchwert der Aktie eher noch weiter erhöht haben sollten. Dies im Zusammenspiel mit dem so verläßlichen Aktienrückkauf lässt die MunichRe Aktie bei einem Kurs von 195 Euro nahezu gnadenlos billig (sprich: solide unter Buchwert notiert) erscheinen.

Zukünftiger Gewinn je Aktie?

Und hier gibt es einen weiteren kleinen Kicker: Die Assets/Wertpapiere/Vertragsbestände der MunichRe allein sind beim heutigen Kurs also zu einem gesunden Rabatt zu erstehen. Aber wir haben noch gar nicht über die Gewinne/Überschüsse der kommenden Jahre gesprochen, die das Unternehmen mit all diesen Assets und seinem Versicherungsgeschäft so erwirtschaften könnte.

Im Zeitraum der Jahre 2012 bis 2019 beträgt der durchschnittliche Gewinn der Munich Re rund 15,82 Euro. Nehmen wir also mal an, für die nächsten 5 Jahre erzielt der Konzern nur einen Überschuss von 7 Euro je Aktie. In diesem pessimistischen Szenario läge der innere Wert der Aktie inklusive des zuletzt gemeldeten Buchwertes bereits bei etwa 250 Euro. Bei 10 Euro je Aktie in den nächsten 5 Jahren schon bei 265 Euro. Mr. Market dreht durch!

Und mal ganz nebenbei: für 195 Euro erhalte ich wahrscheinlich eine Dividende in Höhe von 9,80 Euro je Aktie. Dies entspricht einer Rendite von 5% und einer Ausschüttungsquote von gerade einmal 51%! In keinster Weise wird diese hohe Rendite aus der Substanz des Unternehmens bezahlt. Der aktuelle Kurs ist damit doch fast schon unverschämt oder?!

Zusammenfassung

Ich kenne das ganze Gefasel: „Nicht ins fallende Messer greifen“, „aber was ist, wenn die Kurse morgen noch tiefer stehen?“ und wenn ich dann sage, dass ich nachgekauft habe, der Kurs zwei Tage später noch tiefer steht, darf ich mir ein gefällig-affiges „Siehste!“ anhören.

Na und? Die Zahlen der Munich Re sprechen für sich. Die aktuelle Panik ist in Bezug auf den Rückversicherer vollkommen überzogen. Ich denke, die aktuelle Börsensituation ist das, worauf viele Value-Anleger sooo lange dürstend warten mussten.

Somit wünsche ich allen Lesern eine ruhige Hand, einen kühlen Kopf und viel Erfolg!


Und für die, die es interessiert, verweise ich hier nochmal auf meinen MunichRe-Rückblick in die Finanzkrise von vor knapp 11 Jahren (History 2008/09). Vielleicht ist diese relativierende Perspektive ein kleiner Trost für alle, die nun, wie ich, mit ihren roten Depots umzugehen haben…

5 Kommentare

  1. FoxSr

    Hallo Vincent Bouvier,
    bei der Münchener Rück bleibe ich sehr vorsichtig und plane, um ca. 150 – 160 Euro zu kaufen, also 20% unter dem „neuen“ Buchwert von 190 Euro.

    Begründung: es gibt 2 negative und einen positives Argument.
    – Voraussetzung ist, daß es den westlichen Notenbanken, heute EZB und nächste Woche FED – BoE hat bereits um 0,5% von 0,75 auf 0,25% den Leitzins gesenkt, gelingt, das Finanzsystem erneut zu retten. Ansonsten wäre die Münchener Rück besonders tangiert.-

    1. Buchwert: Sehr hilfreich war Ihr Hinweis auf Ihre Analyse, wie die MunichRe durch die Finanzkrise 2008/09 gekommen ist. Ich glaube, daß es damals noch keine Buchwertangabe im Geschäftsbericht gab. Vielleicht haben Sie ihn gefunden und können ihn anhängen. 2020 ist im Buchwert a l l e s drin, insbesondere der große Immobilienbestand mit der Angabe der stillen Reserven.
    Falls die Neubewertung der Aktien unter 11.000 DAX verharrt, sollte auch eine Neubewertung der Immobilien in den nächsten Monaten folgen und dann erwischt es auch den „hottest place on earth“ = München (Züricher Studie) und die stillen Reserven der MunichRe Immobilien. Dann folgen die Verluste der stillen Reserven auf Aktien. Kurz: der Buchwert sinkt unter 200 Euro.
    2. Versicherungsgeschäft 2020:
    Corona wird zu vielen Betriebsunterbrechungen und Absagen von Großveranstaltungen führen, was im Versicherungsergebnis der MunichRe niederschlägt. Wie 2008/09 dürften das eps wieder zwischen 5 und 8 Euro liegen.
    3. Dividende:
    Seit 1970 hat die Münchener Rück die Dividende nicht gesenkt. Das neue Management sollte diesen wunderbaren track record fortführen. Somit gibt es dieses Jahr 9,80 Euro und nächstes Jahr mindestens 9,80 Euro (wird wahrscheinlich unverändert sein). 6,2 – 6,5% in diesem Blue Chip des DAX ist für mich für 2021 verlockend.
    FoxSr

    P.S. Übrigens steht ein Buchwert von 12 Euro bei Klöckner dem heutigen Börsenwert von 3,42 Euro gegenüber. Leider wird in schlechten Geschäftsjahren nach unten dramatisch übertrieben.

    • Vincent Bouvier

      Hallo FoxSr,

      zugegeben: davon, dass unser Finanzsystem in seiner heutigen Form auch den Corona-Crash überlebt, bin ich stillschweigend ausgegangen. 🙂

      zu 1.) wenn die Bewertungsreserven von Aktien abnehmen, weil eben die Aktienkurse überall fallen, dann müssten doch die Bewertungsreserven für festverzinsliche Wertpapiere steigen, weil eben in sie geflüchtet wird. Oder nicht? Gerade beim Aktien/Anleihenverhältnis der MunichRe ist das doch eher positiv für den Buchwert. Und wenn Aktien fallen, die Notenbanken die Zinsen hinterher schicken, dann ist das doch gerade ein weiteres Argument für steigende Immobilienpreise bzw. deren Bewertungsreserven, weil Kredite günstig bleiben.

      zu 2.) Es kann sein, dass es zu erhöhten Versicherungsschäden durch den Corona-Virus in 2020 kommt, ja. Aber das sollte doch dann nur für 2020 gelten oder? Und daher bin ich mit meiner pessimistischen Annahme von 7 Euro im Schnitt der nächsten 5 Jahre auf der sicheren Seite, denke ich.

      In Summe von 1.) und 2.) ist 195 Euro für mich weiterhin ein günstiger Preis. Das soll aber nicht heißen, dass 150 Euro je Aktie ein besserer Preis ist, den ich gerne annehme. 🙂

      Viele Grüße

      V. Bouvier

  2. Christoph

    Hallo zusammen,
    Und während ihr das schreibt nähern wir uns mit großen Schritten den 150 Euro 🙂
    Gruß

    • FoxSr

      Hallo zusammen,

      momentan wird liquidiert, so daß a l l e s verkauft wird. Sogar heute Silber minus 5% und Gold minus 3,6% und gestern in USA sind Aktien u n d Bonds im Kurs gefallen.
      Vorsicht. Sogar eine Deutsche Bank handelt unter 4,97 Euro. Die Kreditblase platzt wegen des Öl-Preiskampfes.
      Dennoch, schönen Abend
      FoxSr

  3. Hans

    Tja dann dürfte sie jetzt ja geschenkt sein und trotzdem wird es wohl noch weiter runter gehen.

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