Value & Price

Musterdepot 03/20

Liebe Leser! Sicherlich haben auch Sie die Aktienkursentwicklungen der letzten Woche mitbekommen, von denen das manager-magazin schreibt: „Die Sorglosigkeit der letzten Wochen ist in Panik umgeschlagen„. Wie immer halten andere Stimmen dagegen, hier zum Beispiel eine Kolumne der WELT mit dem Titel: „Risiko ja, Panik nein!„. So oder so, niemand, und das schließt mich natürlich ein, kann voraussagen, wie es in der nächsten Woche weitergeht, ob sich die Kurse wieder erholen oder wir erst einen Bruchteil des globalen Kursrückganges erlebt haben. Was also tun? Und was soll ich mit meinem Musterdepot anstellen?

Nach guter alter Value-Investor-Art versuche ich mich über die aktuellen Aktienpreise zu freuen und mir in aller Ruhe anzusehen, wo ich nachkaufen kann. Wenn der allgemeine Markt aufgrund einer Panik steil abfällt (aktueller Grund offensichtlich: „Corona-Crash!“), dann haben alle betriebswirtschaftlichen Daten, mögen sie auch noch so gut sein, überhaupt keine Relevanz. Angst geht um und macht die Meisten blind für rationale Entscheidungen. Am gestrigen Freitag haben die MunichRe sowie die BASF ihre Jahresergebnisse für 2019 vorgelegt; der Rückversicherer hat trotz eines schadenreichen Jahres 2019 ein solides Ergebnis erzielt und beide Unternehmen wollen die Dividende steigern.

Alles egal! Lieber rennen die Investoren in die Paul Hartmann Aktie, weil es intuitiv (sprich: mit dem Bauch gedacht) logisch erscheint, dass dieses Unternehmen durch den Corona-Virus einen höheren Absatz an medizinisch-sterilen Produkten haben müsste. Nun ja! Kann sein, muss aber nicht, wir werden sehen. Solange die Panik an den Börsen besteht, wird diese Entwicklung für PHH wahrscheinlich weitergehen.

Aktueller Stand Musterdepot

Nach dem ganzen Vorgeplänkel und fast drei Monaten Abstinenz meinerseits, aus denen ich natürlich die 500-Euro-Sparraten für Januar, Februar und März heute in meinen Cash-Bestand einfließen lassen, ergibt sich für mein Musterdepot nach dem Corona-Crash folgendes Bild:

Musterdepot Stand vor Anpassungen für März 2020
Stand Musterdepot 03/2020 vor Anpassungen

Unschwer zu erkennen ist, dass ich mit meinem Ad-Hoc-Update im Dezember 2019 einen Glückstreffer bei der Paul Hartmann Aktie gelandet habe (über 20% im Plus). EVN-Aktien, die ich dabei im Zuge der Vermeidung von Dividenden-Quellensteuer für 16,20 Euro verkauft hatte, kosten heute übrigens nur noch 14,24 Euro. Ein weiterer Glückstreffer. Pech hatte ich natürlich bei Hornbach, bei denen ich luxusproblemartig über die Höhe der vermeintlichen Rendite sinnierte, statt sie einfach bei 62 Euro zu verkaufen. An dieser Stelle muss ich allerdings zugeben, dass ich das, also den Verkauf bei 62 Euro, für mein echtes, privates Depot wirklich getan habe. Das war allerdings kein Glückstreffer, denn meine Entscheidungsgrundlage waren die 58 Euro innerer Wert, die zu dem Zeitpunkt ja übertroffen wurden. Ich habe mir also eine Divergenz meiner Entscheidungen zum Musterdepot erlaubt und hoffe, mir ist deshalb kein Leser böse.

Anpassungen Musterdepot

Als ersten Schritt an diesem ruhigen Samstagmorgen verkaufe ich meine Paul Hartmann Aktien zum Kurs von 350 Euro. Mein innerer Wert liegt bei 310 Euro, ich benötige keinen Hedge gegen den Corona-Crash und ich benötige Cash, um in dieser Marktlage gut nachkaufen zu können. Das Transaktionsvolumen beträgt 2.450 Euro, die Transaktionskosten 24,50 Euro. Somit haben ich einen neuen Cash-Bestand von 5.003,35 Euro.

Nun kommen wir zu der Frage aller Fragen: Jetzt schon nachkaufen? Wenn ja, wo? Wenn nein, wann? Offen gestanden kommen für mich nur die BASF und die MunichRe in betracht. Die SWA ist bereits mein größter Posten und fällt daher aus. Bei Hornbach bin ich noch gut im grünen Bereich, daher ist eine Erhöhung des Einstiegskurses aktuell nicht angesagt. Gleiches gilt für Agrana. Die Aktientitel meiner Watchlist sind von meinen Einstiegsschwellen noch weit entfernt.

Bei BASF gibt es für knapp 53 Euro eine Dividendenrendite von fast 6%. Das ist durch den außergewöhnlichen Ertrag aus dem Wintershall-Verkauf nicht einmal aus der Substanz bezahlt und wer BASF in der Krise kennt, der weiß, dass die den Corona-Crash überleben werden. Bei der MunichRe beträgt die prognostizierte Dividendenrendite bei aktuellem Kurs rund 4,2%. Darüber hinaus soll das Aktienrückkaufprogramm weitergehen und das Prämienvolumen ist im Januar 2020 ist wieder angestiegen.

Ich werde jedoch (ÜBERRASCHUNG) keine der beiden Aktien kaufen, sondern mein Musterdepot lieber mit einem weiteren Substanztitel diversifizieren, indem ich die EVN-Aktien nach Dividendenzahlung und Corona-Crash zum Kurs von 14,24 Euro wieder einkaufe. Die Q1-Ergebnisse haben mir gut gefallen, die Strategie der erneuerbaren Energien sowie der Trinkwasserver- und -entsorgung Niederösterreichs et al. ist und bleibt en vogue. Und der innere Wert der Aktie liegt aus meiner Sicht weiterhin gut über 20 Euro (an anderer Stelle will ich in diesen Wert mal wieder tiefer einsteigen; ebenso für MunichRe und BASF auf Basis der Jahresergebnisse 2019).

Für 140 EVN-Aktien bezahle ich also heute 1.993,60 Euro, berappe dafür Transaktionskosten in Höhe von 19,94 Euro und schlage dafür 0,14 Euro auf den Einkaufspreis pro Aktie auf (insgesamt 14,38 Euro pro Aktie). Somit erhalte ich mein frisches, weiterhin mit knapp 4% seit Auflegung im April 2019 leicht grünes Musterdepot mit folgendem Antlitz.

Musterdepot Bouvier 03/2020 nach Anpassungen

Mit knapp 3.000 Euro Cash, den absehbaren Dividenden für 2020 und einem lauwarmen Kamillentee sehe ich mich mein Musterdepot für die vor uns liegenden Börsen-Fahrwasser gut gerüstet. Ich wünsche allen Lesern wie immer einen kühlen Kopf und viel Erfolg mit ihren Entscheidungen.

1 Kommentar

  1. FoxSr

    Hallo Vincent Bouvier,
    wir scheinen ähnlich zu ticken: gestern habe ich Paul Hartmann zu 350 Euro im privaten Depot verkauft und getauscht in MAN (gestern Abend kam die Squeeze-Out Bekanntmachung von Traton) und BASF.
    In meinem Wikifolio „Aktien im Schlußverkauf“ habe ich die ganze Woche bei MAN (größte Position) nachgekauft, Gott sei Dank blieb ich geduldig während der langen Saure-Gurke-Zeit bei MAN.

    Bei Münchener Rück war der Ausblick schlecht, so daß ich hier bei einem final sell-off des DAX in Richtung 210 Euro in dem Wikifolio kaufen möchte. EVN ist ein interessantes Investment, aber zunächst bleibe ich noch in EON und der Rakete Enel investiert.

    Viel Erfolg
    FoxSr

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