Ganz ehrlich? Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust, über so etwas banales wie Aktiendepots zu schreiben, wenn die Gesellschaft um mich herum sich in einem für mich so gravierenden Wandel befindet. Bezeichnend für meine Stimmung ist daher die Tatsache, dass ich im November nicht einen einzigen Artikel verfasst habe, obwohl natürlich auch ich vom „Lockdown light“ betroffen war (also Zeit gehabt haben sollte).

Was soll denn finanzielle Freiheit auch überhaupt bringen, wenn man für seine Zukunft entweder die Wahl zwischen Huxleys „Schöner neuer Welt“ oder Orwells „1984“ hat. In beiden Fällen geht die Menschlichkeit, die Essenz des Lebens vollständig verloren, die Individualität wird verpönt, Konformität über alle Kanäle gefordert und irgendwie steuern wir auf Krieg oder eine andere Art der Zerstörung zu (Russland, Biden etc.). Vielleicht liegt die Wahrheit auch irgendwo dazwischen, aber geiler wird es dadurch nicht.

Nun ja. Nachdem ich mir ein wenig Luft machen konnte, will ich schnell das Jahr 2020 depotmäßig abschließen, bevor mein Blick sich wieder trübt.

Musterdepot (Status)

In meinem Musterdepot hat sich tatsächlich seit Ende Juli 2020 bis nichts getan. Einzig die monatlichen Sparraten in Höhe von 500 Euro habe ich regelmäßig virtuell verbucht, sodass ich heute mit einen Cash-Bestand von 3.076,50 Euro hantieren kann. Die aktuelle Performance (YTD 2020) des Depots habe ich auf dem folgenden Foto dargestellt.

Musterdepot Performance Vincent Bouvier Dezember 2020
Musterdepot Performance Dezember 2020

BASF hat sich sehr gut entwickelt, obwohl der Vorstand sich in seinem Q3/20 Statement in Bezug auf die Geschäftsentwicklung/-erwartung weiterhin sehr vorsichtig geäußert hat. Für die SWA habe ich jüngst Dividende in Höhe von 72,80 Euro kassiert und dieses Unternehmen ist in seinem Q1/2020/2021 Zwischenbericht verhalten optimistisch für das so geschäftsrelevante Weihnachts-/Silvester-Geschäft.

EVN und Agrana sind für mich unverändert unterbewertete Österreicher, die ein sehr solides Geschäftsmodell (Versorger auf der einen Seite und Lebensmittelproduzent auf der anderen Seite) pflegen. EVN zahlt im Januar 2021 seine Dividende in Höhe von etwa 0,47 Euro und Agrana stellt für das aktuell laufende Geschäftsjahr letztendlich einen EBIT-Anstieg in Aussicht.

Die MunichRe wollte ich eigentlich verkaufen, aber der Kursgewinn ist mir noch zu klein. Somit warte ich hier noch ein wenig ab, bis sich Mr. Market mit einem Kurs-Quick-Fix – vielleicht mit einer nochmals gehypten Meldung über die Wirksamkeit eines fast ein Jahre alten und kaum erforschten Impfstoffes aus deutscher Laborküche, für den der Hersteller keinerlei Haftung übernehmen muss – über die 14k DAX-Marke geilen lässt. Mit Value-Investment hat das dann eh nix mehr zu tun; es ist pure Spekulation auf die verrückten Börsenverhältnisse. Vielleicht klappt es ja. Wenn nicht, ist MunichRe ohnehin Too-Big-Too-Fail. Was soll mir also passieren?

Musterdepot (Anpassung)

Eigentlich wollte ich für mein Musterdepot die Strabag SE nachkaufen, so wie ich es für mein RealTime-Depot getan habe. Doch leider war ich dann doch zu träge. Somit gibt es für mich eigentlich nur eine logische Option für mein Musterdepot. Ich werde mein Cash dafür einsetzen, bei Agrana und Schloss Wachenheim nachzukaufen. Fünfzenhundert für die einen, Fünfzehnhundert für die anderen. Die Kurse beider Unternehmen liegen aktuell unter meinem Einsteigs- sowie unter ihrem Buchwert, wie schön also, dass ich hier eine fundierte Value-Entscheidung treffen kann.

Von der SWA erstehe ich 100 Aktien zum Kurs von 14,70 Euro zu Transaktionskosten von 14,70 Euro (ui, wie passend!). Von Agrana kaufe ich 90 Aktien zum Kurs von 16,82 Euro und berappe dafür Transaktionskosten in Höhe von 15,13 Euro.

Mein Musterdepot hat dann nur noch einen Cash-Bestand von 62,87 Euro und steht wie folgt da.

Aktueller Stand der Trades nach Anpassungen Musterdepot Dezember 2020 Vincent Bouvier
Aktueller Stand der Trades nach Anpassungen Musterdepot Dezember 2020

RealTime Depot

Die letzte, hier im Blog vermeldete Anpassung meines Echtgeld-Depots war der Strabag-Kauf bei etwa 26 Euro. Seitdem erkenne ich nicht nur jedes Strabag-Schild auf der Straße, sondern auch der Kurs brachte mich zum schmunzeln. Darüber hinaus gab es am vergangenen Montag die wie üblich verzögerte Dividendenauszahlung, sodass sich die Kauf-Entscheidung bisher insgesamt sehr positiv auswirkte.

Abgesehen von Strabag habe ich im Oktober 2020 zum Kurs von 16,70 Euro Agrana-Aktien nachgekauft. Die Gründe dafür sind im Wesentlichen die, die ich weiter oben kurz anschnitt. Im November 2020 dann ist mir ein kleiner Fauxpas passiert, den ich hier gern kurz schildere.

Der Einstiegskurs meiner BASF-Aktien lag bei unter 56 Euro. Als diese Aktie dann in den vergangenen Wochen so Richtung 60 Euro geklettert war, dachte ich so bei mir, es sei eine gute Idee, einen Teil davon schonmal zu veräußern. Durch eine unglückliche Verkettung von „Zurück“-Taste im Browser, einem von der Ordererstellung zur Orderaufgabe zu weit abweichenden Aktienkurs sowie eines nur noch sehr flüchtig prüfenden Blickes bei der TAN-Eingabe, habe ich tatsächliche alle BASF-Aktien zum besagten Kurs aus meinem Depot gekickt. Nun ja. Kursgewinn ist Kursgewinn, aber gewollt habe ich das so nicht. Naja, egal!

Die Performance meines RealTime-Depots für 2020 ist wesentlich von dem nicht-realisierten Kursverlust bei der GBK in Höhe von -44% belastet. Ach ja: in Bezug auf die GBK fand im November die Hauptversammlung statt und dort wurde berichtet, dass einer meiner Kollegen Miteigentümer, nämlich die Dirk Rossmann GmbH, der GBK eine Kreditlinie in Höhe von 5 Mio. Euro für etwaige Investmentmöglichkeiten einräumt. Die Konditionen dieser Linie lägen bei 0,3% über Euribor und da dieser Benchmark-Zins schon eine Weile bei -0,5% liegt, würde doch auch der Rossmann-Kredit mit Negativzinsen geliehen, oder sehe ich das falsch? Wie dem auch sei, ich denke, die GBK wird sich schon wieder berappeln, auch wenn es noch eine Weile dauern kann.

Insgesamt entspricht die Jahresperformance 2020 meines RealTime-Depots ungefähr dem Niveau des Musterdepots. Dies aber auch nur, weil ich meine Edelmetallholdings in das Depot einbezogen habe. Es ist also kein reines Aktiendepots mehr. Ohne Edelmetall wäre die Performance dank GBK mit Sicherheit negativ.

Bleiben Sie gesund und aufmerksam!