Value & Price

SWA Update (Q3/19)

Torbogen zum Hof der Sektkellerei Schloss Wachenheim

Im Rahmen meiner Reise zur BASF Hauptversammlung hatte ich die Gelegenheit, mir die Pfalz mit seinen traditionellen Weinanbaugebieten näher anzusehen. Eines meiner Ziele war die Sektkellerei „Schloss Wachenheim“ in Wachenheim, die offensichtlich Namensgeber für die Schloss Wachenheim AG ist.

Ich möchte in diesem Beitrag heute die 3. SWA-Quartalszahlen des Geschäftsjahres 2018/19 analysieren und nebenbei ein wenig zur Tradition sowie Geschichte der Sektkellerei unter dem Schloss Wachenheim zum Besten geben. Eine Führung durch die insgesamt fast 30 Keller des Schlosses in Wachenheim kann ich jedem Pfalz-Besucher übrigens nur empfehlen. Due-Diligence geht am leichtesten von der Hand, wenn sie Spaß macht!

Viel Spaß also nun bei der Lektüre!

Ein wenig Firmentrivia

Im Jahre 1996 fusionierte die Trierer Sektkellerei Faber mit der kriselnden Wachenheim AG. „Damit entstand unter Vorstand Helmut Henseler die damals größte Sektkellerei der Welt mit einem Absatz von etwa 100 Millionen Flaschen und einem Umsatz von rund 400 Millionen DM“ (Quelle: Wikipedia). Während meiner Führung durch die Sektkellerei wurde mir mitgeteilt, dass am prestigereichen Sektschloss in Wachenheim jährlich mit etwa 30 Mitarbeitern noch ca. 50.000 Flaschen „Schloss Wachenheim“-Editionssekt produziert werden, die nur exklusiv vor Ort im Schloss oder eben im Online-Shop erwerbbar sind. Darüber hinaus werden in der Sektkellerei in Auftragsarbeit die Weine der umliegenden Winzer abgefüllt.

Auf Seite 15 des 2017/18er Geschäftsberichtes der Schloss Wachenheim AG wird Wachenheim als zweiter Produktionsstandort gelistet. Für einen Standort mit den „größten und modernsten Produktionskapazitäten im Bereich der traditionellen Flaschengärung“ erschienen mir 50.000 Flaschen jährlich etwas wenig. Besonders im Vergleich zu den 100 Mio. Flaschen, die jährlich in Trier vom Band laufen. Mir wurde dann jedoch erklärt, was „traditionelle Flaschengärung“ eigentlich bedeutet.

„Genießerlounge“ auf Schloss Wachenheim

Einfach ausgedrückt: Zum klassichen Pfälzer Wein wird eine Hefe-Zucker-Lösung hinzugegeben, die dann 9 Monate in der Flasche bleiben muss („der Wein liegt auf der Hefe“), dabei Kohlensäure produziert (gärt), bevor sich die Hefe nach erfolgreicher Gärung im Flaschenhals sammelt und per Schockfrostung vom Rest des Schaumweins getrennt wird. Danach wird die Flasche verkorkt, der Korken mit der Agraffe („dem Draht“) fixiert und die Flasche für den Verkauf etikettiert. Voilá!

Zum Sekt-Geschäft

Das tief in der Pfalz verwurzelte und traditonsreiche Geschäft des Weinanbaus im Allgemeinen und der Schaumweinproduktion im Speziellen ist aus meiner Sicht für einen Wettbewerber sehr schwer kopierbar. Kein Marktteilnehmer könnte mal eben ad-hoc die Marken, die Anbauflächen, die Produkte der Winzer konkurrenzfähig aus dem Boden stampfen, um dem Unternehmen markttechnisch das Wasser abzugraben. Dies gilt, aus meiner Sicht, auch für alle Weinregionen.

Durch die Natürlichkeit des Schaumwein-Grundstoffes („des Weines“) wird auch offensichtlich, dass die Ab- und Umsätze eines Unternehmens wie der SWA nicht überproportional wachsen können, weil eben nur eine gewisse Anbaufläche für diesen Grundstoff vorhanden ist, deren Ertrag auch noch wetterabhängig ist. Eventuell trägt der Klimawandel dazu bei, dass die Flächen irgendwann mal ertragreicher, die Trauben süßer und üppiger sind, als bisher. Aber auch das ist ein langsamer, natürlicher Prozess des Wachstums bzw. der Veränderung. (Selbst ein Chemie-Riese wie die BASF wird es nicht schaffen, Wein oder Sekt in natürlicher Qualität zu synthetisieren. Nicht umsonst betreibt die BASF in Ludwigshafen sogar ihren eigenen Konzern-Weinkeller!!)

Einladung zur Kellereiführung

Die Schloss Wachenheim AG muss im Grunde eigentlich nur das machen, was sie schon über Jahrzehnte erfolgreich tut. Im Jahre 1996 setze das fusionierte Unternehmen rund 100 Mio. Flaschen ab, Ende 2018 waren es rund 224 Mio. Das Augenmerk des Vorstandes und somit das Auge des Investors sollte in diesem Geschäft also der Rentabilität gelten; wie viel bleibt bei diesem konstanten oder langsam wachsenden Umsatz an Ertrag hängen?

Der Q3-Bericht

Den Bericht kann jeder gern selbst lesen. Die Essenzen lauten für mich „Flaschenabsatz leicht unter dem Niveau des Vorjahres“, „Umsätze aber höher als im Vorjahr“, „Erträge leicht gesunken“, „CashFlow und Eigekenkapitalquote erhöht“. Ein weiteres signifikantes Detail, das ich bisher nicht ausreichend gewürdigt habe, ist die Tatsache, dass die hohen Weinpreise aus 2017, die als Ausgangsprodukt für die aktuell vertriebenen Schaumweine verwendet wurden, sich „produktionsbedingt“ heute noch auf die Erträge auswirken. Dies interpretiere ich so, dass jede Flasche ihren eigenen Herstellungspreis hat, den die Flasche erst nach Verkauf und idealerweise mit Gewinn wieder einspielen kann. Für 2018 liegen die Preise für den Rohstoff „Wein“ übrigens unter denen des Jahres 2017.

Es ist darüber hinaus wieder einmal interessant zu lesen, dass zwar die Absätze etwas niedriger ausgefallen, die Umsätze hingegen gestiegen sind. Höhere Preise am Markt durchzusetzen gelingt der Schloss Wachenheim AG offensichtlich gut, was sich auch in dem gestiegenen Rohertrag widerspiegelt. Das ist meiner Meinung nach eine gute Basis für eine auch zukünftig konstant-solide Rentabilität.

Die wirtschaftlichen Wachstumsraten in den Regionen Frankreich und Deutschland sind weiterhin gering. Das Osteuropageschäft, insbesondere Polen, bietet allerdings gute Chancen für Ab- und Umsatzsteigerungen, dieser Trend aus dem zweiten Quartal hat sich im dritten fortgesetzt.

Fazit

Für mich ist das Geschäft der Schloss Wachenheim AG ein ruhiges und solides. Mein Kurztrip in die Pfalz und auch rüber ins Elsass, wo die SWA in Wissembourg eine weitere Kellerei betreibt, die ich aber leider nicht besichtigen konnte, hat meinen Eindruck von Tradition und Schönheit des Endproduktes nur noch verstärkt. Mr. Market interessiert das alles übrigens überhaupt nicht. Der Aktienkurs verharrt bei rund 17,30 Euro, während der innere Wert für mich weiterhin bei über 20 Euro liegt. Na dann: Zum Wohle!!

1 Kommentar

  1. Egon

    „Dies interpretiere ich so, dass jede Flasche ihren eigenen Herstellungspreis hat, den die Flasche erst nach Verkauf und idealerweise mit Gewinn wieder einspielen kann. Für 2018 liegen die Preise für den Rohstoff “Wein” übrigens unter denen des Jahres 2017.“

    -> liegt einzig und alleine am Zukauf von Rindchen’s Weinkontor = Sondereffekte: https://www.rindchen.de/pdf/presse/Wachenheim_Pressemeldung_Juni2017.pdf

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert