Value & Price

Watchlist (09/19)

Inzwischen befinden sich Wacker Neuson, GBK und Sixt Leasing unterhalb der von mir als guter Kaufpreis definierten Value-Schwelle. Es ist also höchste Zeit, in diesem Monat ein paar Entscheidungen bezüglich der Watchlist und seiner Besetzung zu treffen. Darüber hinaus gab es für Mineralbrunnen, Rational, Merck und Paul Hartmann neue Zwischenberichte, die es zu lesen gilt. Viel Freude also nun mit dem neuesten Update!

Mineralbrunnen

Für das Halbjahr 2019 berichtet die MinAG einen nahezu konstanten operativen Gewinn und einen nahezu konstanten operativen CashFlow. Das Geschäft brummt also genauso wie im Vorjahr, sodass das Unternehmen im bisherigen Geschäftsjahr für knapp 5 Mio. Euro weiter eigene Aktien zurückgekauft hat. Offensichtlich sieht man wie in 2018 keine bessere Verwendung für dieses Geld und somit befinden sich nun wieder 285.000 Stammaktien in der Bilanz des Konzerns., dass Das öffentliche Angebot zum Rückkauf dieser Aktien lag bei 17,50 Euro je Stammaktie, und das ist aus meiner Sicht zu hoch. Keine gute Verwendung der verfügbaren Mittel also. Wenn ich mir den Aktienkurs vom Januar 2019 ansehe und ihn mit dem heutigen vergleiche, dann hat das auch kursmäßig in Summe nichts gebracht. Der Buchwert je Aktie hat sich durch den Rückkauf nur marginal verändert, aber ich bin gewillt meine 30%ige Sicherheitsmarge auf 20% zu reduzieren und erhalte damit einen neuen Einstiegskurs.

Henkel

Auch Henkel hat seine Halbjahreszahlen 2019 vorgelegt und zeitgleich seine Prognose für das Gesamtjahr aktualisiert: „Henkel erwartet im zweiten Halbjahr keine Belebung der industriellen Nachfrage – im Gegensatz zu den bisherigen Einschätzungen.“ Ein weiterer Indikator für einen gesamtwirtschaftlichen Abschwung. Ob die Wachstumsinitiativen des Unternehmens die erhofften Resultate liefern, ist bislang nicht absehbar. Unterm Strich des Halbjahres 2019 steht jedenfalls ein geringeres EBIT sowie ein geringerer organischer Umsatz, was auch auf das Gesamtjahr zutreffen wird. Das können nicht einmal die definierten „Wachstumsmärkte“ Osteuropa, Afrika und Lateinamerika mit ihren starken Wachstumsraten ausgleichen. Zu meiner Einschätzung dieser Aktie stehe ich aber unverändert und sehe keinen Anpassungsbedarf für die Watchlist.

Sixt Leasing SE

Der Aktienkurs der Sixt Leasing beträgt momentan ungefähr 9,50 Euro und mein Value-Einstiegskurs liegt bei 9,63 Euro. Eigentlich der Moment, um zuzuschlagen. Was hält mich aber ab?

Per Ad-Hoc-Meldung verkündete das Unternehmen den Stand seiner neuesten Leasing-Kooperationsidee mit Tchibo, Fiat und einem Rund-um-Sorglospaket von Sixt-Neuwagen. Auch wenn „Hugo S. aus Stuttgart der Meinung ist, ‚Das ist es!'“ (siehe ad-hoc-Meldung 27.08.19), bin ich von der Idee des Privatleasings nicht angetan, weil das vertragliche Korsett für eine wirklich freie Nutzung einfach zu eng ist (Kilometerbegrenzung, Besondere Auflagen/Sorgfalt während der gesamten Laufzeit/Rückgabe!). Auch aus steuerlicher Sicht gibt es keinerlei Vorteile für diese Nutzungsart. Wenn ich so eine Dienstleistung einmal in Anspruch nehmen wollte, würde ich mich tage- oder wochenweise für einen Carsharing-Dienst oder einen Mietwagen entscheiden. Das ist wirkliches Pay-Per-Use. Jeder Tag, an dem so ein Privat-Leasing-Fahrzeug (oder E-Roller) herum stünde, käme mir wie herausgeworfenes Geld vor. Abgesehen davon gibt es mit Unternehmen wie Vehiculum bereits adäquate Konkurrenz zu diesem nicht wirklich neuen Ansatz.

Im Geschäftskundenbusiness gehe ich, wie ich an anderer Stelle bereits einmal erwähnte, von einem wirtschaftlichen Abschwung für die nächsten Jahre aus, weshalb sich die Vertragsbestandssituation bei Sixt Leasing, die für das Halbjahr 2019 wieder leicht rückläufig war, nicht wirklich vebessern kann. Ohne ein Engagement nehme ich das Unternehmen also von der Watchlist. Der Aktienkurs mag nun zwar eingetreten sein, aber das Geschäftsmodell begeistert mich nicht wirklich.

Bayer

Die Bayer AG befindet sich fröhlich weiterhin im Umbau bzw. in der Restrukturierung: „Das US-Unternehmen Elanco Animal Health erwirbt das Animal-Health-Geschäft von Bayer für 7,6 Milliarden US-Dollar.“ oder auch „Bayer und LANXESS verkaufen ihre Anteile am Chemiepark-Betreiber Currenta an von Macquarie Infrastructure and Real Assets (MIRA) geführte Fonds. […] Currenta wird, einschließlich eines von Bayer übertragenen Immobilienportfolios, vor Abzug der Nettoverschuldung und der Pensionsverpflichtungen mit einem Gesamtunternehmenswert von 3,5 Milliarden Euro bewertet.“ Im Bereich der Zelltherapie hat Bayer nun eine „führende Position durch die Akquisition von BlueCell Therapeutics“ aufgebaut.

Es bleibt also anspruchsvoll, den inneren Wert der Bayer-Aktie an die monatlichen Entwicklungen anzupassen. Mr. Market ist offensichtlich von den jüngsten Veröffentlichungen begeistert und quittiert das mit einem gut gestiegenen Aktienkurs, aber ich belasse die Aktie dieses Unternehmens erst einmal unverändert in meiner Watchlist.

Wacker Neuson

Aus meiner Sicht völlig ungerechtfertig prügelten die Marktteilnehmer die Aktie der Wacker Neuson SE im August auf bis unter 15 Euro, um sie gegen Ende des Monats wieder auf über 16 Euro steigen zu lassen. Offensichtlich hat Mr. Market nicht beachtet, dass im Vorjahresquartal ein außergewöhnlicher Erlös durch den Verkauf einer Immobilie zu Buche stand, daher das um über 50% gefallene EBT nicht relevant ist. Das um diesen Sondererlös bereinigte EBT (ohne I) liegt nämlich nahezu auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Die Halbjahreszahlen 2019 zeigen eine ordentliche EBITDA- und EBIT-Marge (15,7% und 10,5%), auch wenn die Kennzahlen FreeCashFlow und Verschuldungsgrad besser sein könnten. Zur letzten Analyse des inneren Wert einer Aktie dieses Konzerns stehe ich weiterhin und entscheide mich heute dafür, diesen Titel im nächsten Musterdepot-Update von der Watchlist ohne Weiteres in mein Musterdepot zu migrieren; zu meiner doppelten Sicherheitsmarge (Buchwert und Gewinn-je-Aktie) erhalte ich nun auch noch eine Sicherheitsmarge beim Aktienkurs.

Paul Hartmann AG

Die Hartmann-Gruppe publizierte Anfang August ebenfalls ihre Halbjahreszahlen 2019. Der Umsatz im Berichtszeitraum stieg leicht an, durch erhöhte Rohstoffpreise und Wechselkurse verringerte sich aber das EBIT ein wenig. Die 2019er Jahresprognose wurde bestätigt und man ist guter Dinge, was die eigene Strategie betrifft: „Ein gutes Beispiel hierfür ist die im Juli getätigte Akquisition von Safran Coating, einem der führenden europäischen Hersteller von Silikonbeschichtungen für Gesundheitsprodukte. Mit ihr beabsichtigen wir zukünftig ein noch umfangreicheres und innovativeres Portfolio anbieten zu können.“ Der Aktienkurs liegt Ende August bei 292,00 Euro und ich freue mich jeden Tag über neue Angebote Mr. Markets. Bis das Richtige dabei ist, bleibt die Aktie unverändert auf meiner Watchlist.

GBK Beteiligungen

Zum inneren Wert der GBK-Aktie aus meinem letzten Unternehmensupdate stehe ich nach wie vor. Der 2. Aktionärsbrief 2019 der Beteiligunggesellschaft ist wie immer eine interessante Lektüre. Allerdings halte ich die Liquidität und das tägliche Umsatzvolumen der Aktie nicht dafür geeignet, in einem „Live“-Status einer Watchlist getrackt zu werden. Selbst wenn der Aktienkurs unter dem von mir definierten Einstiegskurs liegen sollte, so wie jetzt, heißt das nicht, dass ich die Aktie zum oder in der Nähe des Kurses erstehen kann, weil der Spread an den Handelsplätzen einfach utopisch ist. Ohne meine Value-Einschätzung zu verändern, sondern aus „formalen“ Gründen, nehme ich das Unternehmen heute von meiner Watchlist.

Fielmann

Die Fielmann AG hat im August 70% der Anteile der in Slowenien führenden Optikerkette „Optika Clarus“ übernommen und erschließt damit den 14. europäischen Markt. Die übrigen 30% der Anteile verbleiben in der Hand es Firmengründers. Auch die Halbjahreszahlen 2019 zeugen von der internationalen Expansion und der Fokussierung auf die „Vision 2025„. Wenn die Zukunft des Unternehmens nun weiterhin rosig erscheint, will ich Fielmann nicht als Wachstums- sondern als Value-Unternehmen haben. Somit bleibe ich bei meiner Einschätzung aus dem Februar 2019, die einen vergleichsweise geringen Buchwert und beim Aktienkurs ein enormes KGV zeigt, und behalte das Unternehmen unverändert auf der Watchlist.

Rational

Ja, auch die Halbjahreszahlen 2019 für die Rational AG liegen vor: Umsatz +11%, EBIT +1%, Eigenkapitalquote 72%, operativer Cashflow von 55 Mio. Euro auf 75 Mio. Euro gestiegen, FreeCashFlow von 27 Mio. Euro auf knapp 57 Mio. Euro gestiegen. Tolle Zahlen, aber bei einem Aktienkurs von über 600 Euro werden solche Zahlen erwartet, ja fast schon gefordert. Meine Einschätzung, dass ein unendliches Rentabilitätswachstum und endlos steigende Gewinne nicht möglich sind, finde ich im Rückgang der EBIT-Marge bestätigt. Trotzdem bin ich heute gewillt, auf eine Sicherheitsmarge beim Einstiegskurs zu verzichten bzw. sie auf 0% zu setzen und passe den Watchlist-Eintrag dementsprechend an. Ich finde, als Graham-Jüngling bin ich an dieser Stelle schon sehr großzügig!

Merck

Auch die Merck KGaA liefert gute Halbjahreszahlen 2019: der Umsatz stieg nur um 6,9%, das operatives Ergebnis hingegen um +57%, das Konzernergebnis um +87% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Diese Zahlen relativieren sich allerdings erheblich, wenn statt der Quartale die beiden Halbjahre miteinander verglichen werden. Auf Basis der ersten 6 Monate lag das Umsatzwachstum bei 7,2%, das (operative) EBIT-Wachstum bei 11,5% und das Wachstum beim Konzernergebnis 12,2%. Diese Zahlen bewegen sich wiederum in einem „normalen“ Rahmen für Merck und daher sehe ich keinen Bedarf den inneren Wert der Aktie anzupassen. Allerdings möchte ich auch hier die Sicherheitsmarge für den Aktienkurs von 5% auf 0% absenken und den Watchlist-Eintrag entsprechend anpassen.

Zusammenfassung

Für die Frosta AG gab es, abgesehen von vorstandsvergütungsbezogenen Insider-Käufen, keine relevanten Unternehmensnachrichten und daher sieht meine Watchlist für September 2019 in toto wie folgt aus:

Wachlist Bouvier 09/2019 (angepasst)

4 Kommentare

  1. Malte

    Hallo Vincent Bouvier,

    wie wäre es wenn du die Deutsche Wohnen mal analysierst? Die ist stark abgestraft worden und liegt angeblich unter des NAV… vielleicht ist hier Value drin.

    Hochachtungsvolle Grüße
    Malte

    • Theodor U.

      Sehr geehrter Herr Bouvier,

      machen Sie noch Analysen von anderen interessanten Unternehmen?

      Haben Sie schon mal von: CompuGroup Medical SE gehört?

      Ich wäre gespannt auf Ihre Meinung.

      Mit besten Grüßen
      Theodor Ullmann

      • Vincent Bouvier

        Hallo Theodor,

        danke für die Anregung. Ich werde mich bemühen, eine Antwort zu geben.

        Viele Grüße

        Bouvier

  2. Joe

    Hallo Herr Bouvier,
    Ich kann die Zurückhaltung bezüglich der GBK bzw. das Entfernen von der Watchlist nur teilweise nachvollziehen.

    Ja, der Spread ist meist hoch, aber ich habe z.B. ein gestern eingestelltes Kaufangebot (ultimo gestellt) heute realisieren können, zu einem Preis, der in etwa in der Mitte von Geld- und Briefkurs lag. Der aktuelle Kurs liegt auf dem Niveau des Nettoinventarwertes. Die Dividendenrendite bei 3% (Dividende 2018) bzw. bei über 8%, sollte die Dividende wieder auf das Niveau von 2017 angehoben werden.

    Meines Wissens nach wird der Verkaufserlös von Zieman (Ende 2018) erst 2019 realisiert und das dürften mehrere Millionen € Gewinn sein. Bei Beteiligungsgesellschaften muss man ja immer die langfristige Entwicklung sehen, lukrative Verkäufe (bzw. Käufe) gibt es nicht jährlich und ich finde es gut, dass die GBK über eine halbwegs konstante Dividendenstrategie die Hochs und Tiefs abfedert.

    Negativ ist neben des geringen Handelsumsatzes auch die oft eingeschränkte Informationslage, andererseits gibt es deswegen auch nette Gewinnmöglichkeiten, wenn eine Perle stets von der Masse übersehen wird.

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