Value & Price

Glosse zu CropEnergies

Während ich auf der einen Seite mit Hornbach aktuell ein fast schon angenehmes Luxusproblem zu lösen habe, möchte ich nun von einer etwas dunkleren Seite des Investierens berichten, bei dem ich mich durch meine eigene irrationale Psychologie aus einer wirklich attraktiven Renditemöglichkeit habe „quatschen lassen„.

Im Januar 2019, in einem meiner allersten Beiträge nämlich, analysierte ich die CropEnergies AG als eines der Tochterunternehmen der Südzucker AG. Da ich bei Südzucker schon beträchtlich engagiert war und daher keine Aktien mehr nachkaufen wollte, schaute ich auf die Töchter und befand die CropEnergies AG Aktie zum Kurs von 4,90 Euro und bei einem inneren Wert von rund 6 Euro für unterbewertet.

Schon bevor der Aktienkurs die 4,90 Euro erreicht hatte, war ich bei dem Bio-Ethanol-Hersteller ein- (für 3,90 Euro) und bei der ersten (!) Anpassung der Gewinnprognose gleich wieder ausgestiegen (4,50 Euro). Mein vermeintlich „toller Deal“ ist natürlich auch auf diesem Blog dokumentiert.

Aber dann…

So! Seitdem ist der Bio-Ethanol-Preis ist aus vielerlei Gründen in die Höhe geschossen, die CropEnergies AG musste ad-hoc eine Erhöhung der Gewinnprognose nach der anderen bekanntgeben (so wie heute wieder) und fast im Gleichschritt stieg der Aktienkurs sukzessive auf heute fast 10 Euro! Mein vermeintlich „toller Gewinn“ von 0,60 Euro je Aktie steht also nun im Schatten eines Aktienkursgewinnes von 6,10 Euro je Aktie, den ich erzielt hätte, wenn ich im Februar 2019 einfach in einen 10-monatigen Tiefschlaf gefallen wäre!

Ich muss einem Börsianer wohl nicht erklären, wie man sich angesichts dieser Diskrepanz fühlt. Es hilft mir auch überhaupt nicht, wenn ich mir vorstelle, dass ich wahrscheinlich aufgrund meiner Berechnungen zum inneren Wert der Aktie spätestens bei 7 Euro aus dem Aktienengagement ausgestiegen wäre. Denn selbst dann verblassen meine 0,60 Euro Aktienkursgewinn je Aktie im Lichte der möglichen, aber jetzt unmöglichen, 3,10 Euro je Aktie.

Was habe ich gelernt?

Der schnelle „Gewinn“ von 0,60 Euro je Aktie (ja, ich setze das Wort Gewinn in diesem Falle nur noch in Anführungszeichen!!) hat mich geblendet. Ich hielt mich für besonders schlau, gewieft, auf……. Zack!! Rein und wieder aus. Kein Risiko mehr! Schnelles Geld für brennende Gier! Und genau hier liegt auch der Hase im Pfeffer und niest betroffen…

Ich habe mich nicht auf meine eigenen Zahlen verlassen. Ich hätte selbst bei 4,90 Euro je Aktie noch einsteigen sollen, obwohl ich zuvor bei 4,50 Euro ausgestiegen war. Ich hätte mich nicht von der Angst davor, meinen „Gewinn“ von 0,60 Euro zu gefährden, davon abhalten sollen, auf meine eigenen Berechnungen zu vertrauen. Die Quittung meines eigenen, irrationalen Verhaltens spüre ich nun jedesmal, wenn ich schweren Herzens den CropEnergies Aktienkurs betrachte.

In diesem Sinne: Mund abputzen und weitermachen! Zehn Euro je CropEnergies Aktie ist eh viel zu viel und von Aktien habe ich fürs erste die Nase voll! Also, für heute jedenfalls.

1 Kommentar

  1. Matthias

    Immerhin hast du noch die AGRANA im Portfolio, die soeben ihre Bioethanolkapa verdoppelt hat. Wie für Österreich üblich ist das noch nicht am Markt angekommen 😉

    Frohe Weihnachten!

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