Es gibt zwei Dinge, die ich zu meinem letzten Beitrag zur CropEnergies AG gern hinzufügen möchte. Zum Einen die vom Unternehmen prognostizierten Gewinne pro Aktie für das laufende Geschäftsjahr und zum Anderen mein persönlich erlebter Anchoring-Effekt, den auch James Montier in seinen Artikeln oft erwähnt hat.

Gewinne für 2018/2019

In ihrer letzten Gewinnprognose rechnet die CropEnergies für das Geschäftsjahr 2018/2019 mit einem operativen Ergebnis zwischen 25 Mio. Euro und 40 Mio. Euro. DAS habe ich zum Zeitpunkt meines letzten Artikels bereits gewusst und hätte damit auch die erwarteten Barmittelzuflüsse, die ich auf die kommenden 3 Jahre mit 0,30€/Aktie schätzte, anpassen können. Also reiche ich das hier nach.

Bei 25 Mio. Euro operativem Gewinn und 87,25 Mio. ausstehenden Aktien beträgt der prognostizierte operative Gewinn/Aktie 0,28€. Das ist das untere Ende der kommunzierten Gewinnspanne und auch ziemlich nahe an meinen pessimistischen 0,30€. Allerdings ist der operative Gewinn nicht immer, also eigentlich nie, gleich dem letztendlichen Jahresüberschuss. Somit gäbe es Anlass, meinen inneren Wert der Aktie von 6€ anzupassen. Ich meine aber, dass ich beim Buchwert so viel Sicherheitsmarge eingebaut habe, dass ich hier nichts anpassen muss. Wie gesagt, Value-Investing ist letztendlich ein subjektives Geschäft.

Ich beim „Anchoring“

Wenn ich schon von subjektiven Empfindungen spreche, möchte ich auch gleich eine persönliche Erfahrung dazu schildern: Im November 2018, also ca. 3 Wochen vor der Erhöhung der Gewinnprognose, kostete eine Aktie der CropEnergies AG 3,90 Euro. Selbst bei ausbleibenden Gewinnen, was nicht der vom Unternehmen prognostizierte Fall war, fand ich die Sicherheitsmarge zum Buchwert von 5,10€ einfach grandios. Ich bekam also einen CropEnergies-Euro für 76 Cent. Zum „angepassten“ Buchwert von 5,64€/Aktie, also inklusive des kurzfristigen Forderungsüberhanges (siehe Beitrag CropEnergies AG), bekam ich den CropEnergies-Euro sogar für 69 Cent; auf Basis von 6 Euro, sprich inklusive zukünftiger Gewinne, sogar für nur 65 Cent! Also stieg ich ein…

Dann kam die Erhöhung der Gewinnprognose und ich hatte die Möglichkeit, die Aktie zum Kurs von 4,50€ zu verkaufen. Ein schneller Gewinn, rein und wieder raus, ganz entgegen meiner Value-Natur, einfach nur aufgrund meiner Gier, ohne fundamentale Argumentation und eins-fix-drei hatte ich die Position wieder glatt gestellt.

In meiner Fundamentalanalyse zur CropEnergies AG komme ich zu dem Schluss, dass ich bei einem aktuellen Aktienkurs von 4,90€ den CropEnergies-Euro für 81,67 Cent bekäme. Ich bin mir sicher, dass ich, hätte ich nicht schon einmal Aktien dieser Firma besessen, schon lange zugeschlagen hätte (ich denke immernoch darüber nach!). Aber der Gedanke, dass ich „über“ 4,50 Euro wieder einsteigen soll, wo ich doch mit einem schönen Gewinn rausgegangen bin, widerstrebt mir!

Eigentlich ist das ein kompletter subjektiver Bullshit, aber was soll ich machen. Ich hoffe, es beruhigt den geneigten Leser ein wenig, dass er mit so etwas nicht allein ist und in Zukunft auf diesen Effekt bedacht ist.