Heute veröffentlichte die Südzucker AG nun endlich die Zahlen für das abgelaufen Geschäftsjahr 2018/19. Höchste Zeit, diese neuen Informationen, gemeinsam mit den den aktuellen Geschäftsjahresinformationen der Töchter Agrana, CropEnergies sowie ED&F-Man aufzusaugen, um eine Standortbestimmung durchzuführen. Dass Südzucker am 24. April 2019 das NICHT-vorliegen eines Cash-Flow-Events für die Hybrid-Anleihe vermeldete, „fühlte sich ja schon erst einmal sehr gut an“, sagte der Aktienkurs und sprang nach dieser Nachricht von 11,50 Euro auf knapp 13,50 Euro.

Viel Freude nun bei den quantitativen Details!

(Hier findet der Leser die bisherigen Teile meiner Südzucker-Story: Teil1, Teil2, Teil3, Teil4, Teil5)

Entwicklung Agrana

Am 13.05.2019 erschien der Geschäftsbericht 2018/19 der Agrana Beteiligungs AG. Die Segmente Stärke und Frucht lieferten starke Ergebnisse, das Segment Zucker erzielte erwartungsgemäß ein negatives EBIT. Insgesamt bleibt für die Aktionäre der Agrana unter dem Strich ein Ergebnis von 0,41 Euro je Aktie stehen. Die vorgeschlagene Dividende von 1 Euro entspricht einer leichten Senkung, liegt aber auf dem Niveau des Jahres 2016/17 (alle Werte nach 1:4-Aktiensplit). Das F-Score im Vergleich zum Vorjahr liegt übrigens bei 5.

Der Buchwert je Aktie beträgt zum letzten Stichtag knapp 21,57 Euro, der Durchschnittsgewinn der letzten 8 Geschäftsjahre inklusive 2018/19 ungefähr 1,83 Euro je Aktie. Der aktuelle Aktienkurs von knapp unter 20 Euro zeugt aus meiner Sicht weiterhin von einer Unterbewertung, das aber nur so am Rande. 😉

Besonders das Frucht-Segment, in dem das Unternehmen mit seinen Fruchtzubereitungen Weltmarktführer ist, macht Freude. Auf Seite 8 des Reports wird über die erfolgreiche Inbetriebnahme des zweiten Fruchtzubereitungswerk in China berichtet. Für diesen dynamisch wachsenden Joghurtmarkt ist die Agrana somit gerüstet. Ich kann nur wiederholen, dass mir die Verquickung der Agrana mit der Südzucker gefällt. In den Segmenten Stärke und Zucker sind beide Unternehmen tätig und beherrschen somit gemeinsam den europäischen Markt, das Frucht-Segment erschließt jetzt sukzessive auch den chinesischen Markt.

Was mir speziell bei der Agrana auffällt ist der „neue“ Fokus auf „Agrana nachhaltig“. Zum Beispiel gibt es mit dem Produkt „AGENACOMP“ nun einen Bio-Kunststoff, der 100%-ig heimkompostierbar ist und 0% Mikroplastik hinterlässt (siehe Seite 3 im Geschäftsbericht). (An dieser Stelle frage ich mich ernsthaft, wofür die BASF in diesem Bereich solange braucht und warum das dort erst jetzt strategisches Thema ist? Die machen doch schon länger irgendwas mit Chemie. Stichwort: ChemCycling)

Auch die fast 100%-ige Rohstoffnutzung sowie die „Clean Label“-Strategie sind beeindruckende Themenfelder, die von der Agrana besetzt werden. Aus meiner Sicht eine durch und durch attraktive Tochter der Südzucker AG.

Entwicklung CropEnergies

Der Geschäftsbericht dieser Südzucker-Tochter für das Jahr 2018/19 erschien am 15.05.2019, einen Tag vor dem Bericht der Mutter. Trotz des auf 21,8 Mio. Euro gefallenen Überschusses und der verminderten Bio-Ethanol-Produktion besteht hier weiterhin ein Nettofinanzguthaben von 37 Mio. Euro (also keine Schulden, sondern ein Finanzguthaben!), erzielte man einen positiven CashFlow von knapp 60 Mio. Euro und möchte man ca. 13 Mio. Euro des Überschusses als Dividende ausschütten (0,15 Euro je Aktie)

Die Eigenkapitalquote liegt bei rund 77%, der Buchwert je Aktie bei etwa 5,14 Euro. Inklusive des Jahres 2018/19 beträgt der durchschnittliche Gewinn der letzten 8 Jahre bei etwa 0,32 Euro je Aktie. Mit einer Sicherheitsmarge von 30% rechne ich mit Gewinnen für die nächsten 4 Jahre in Höhe von etwa 0,25 Euro pro Aktie. Das taxiert den inneren Wert Aktie bei ungefähr 6,14 Euro und somit ist der aktuelle Kurs von 5,80 Euro ein fairer Preis.

Entwicklung ED&F Man

Die ED&F-Man Gruppe, an der die Südzucker AG zu 35% beteiligt ist, ist mit seinen weltweiten Handelsbeziehungen im Bereich der globalen Lebensmitteldistribution ein guter Indikator für die Entwicklung der zukünftigen Preise für Zucker. Im 2018er Geschäftsbericht erläutert der CEO von ED&F, welche Anstrengungen unternommen wurden, um deren Zucker-Segment wieder auf Profitabilität zu trimmen.

Most of our Sugar Agri-Industrial Assets were directly exposed to these low world sugar prices. Difficult decisions had to be taken to reduce our exposure, including closure of one of three factories in Chile, the completion of the previously announced closure of our refinery in Israel, and the decision not to operate the factory or to plant sugar beet in the Ukraine during the FY19 campaign.

ED&F man CEO im Jahresbericht 2018, Seite 6

Das prognostizierte Trendbild, dass sich alle weltweiten Zuckerproduzenten gesundschrumpfen müssen, geht ungebrochen weiter. Auch die Nordzucker AG, die sich mit mit ihrer Transformationsinitiative mitten im Umbruch befindet, ist ein interessantes Fallbeispiel dafür.

Das Gesamtbild „Südzucker AG“

Der auf die Aktionäre von Südzucker fallende Verlust beträgt negative 844,3 Mio. Euro oder eben negative 4,14 Euro je Aktie. Zu den Segmenten „CropEnergies“und „Fruit“ habe ich weiter oben schon meinen Senf abgesondert, weshalb ich hier nur noch die Segmente „Zucker“ und „Spezialitäten“ begutachten möchte. Der Umsatz von „Zucker“ fiel um knapp 500 Mio. Euro, während er bei „Spezialitäten“ um ziemlich genau 300 Mio. Euro gestiegen ist. Von meinem Gefühl her wird „Spezialitäten“ das Segment „Zucker“ im aktuellen Geschäftsjahr umsatzmäßig übertreffen.

Im Verlust des Segmentes „Zucker“ sind rund 770 Mio. Euro Restrukturierungsaufwände berücksichtigt. Zusammen mit dem gesunken Umsatz sind diese beiden Komponenten für den hohen Segmentverlust verantwortlich. Die weitere Strategie in diesem Segment ist wie folgt formuliert:

– align capacities with the European market

– further grow market share in the EU

– improve structures in order to boost efficiency and cut costs

Geschäftsbericht 2018/19, Seite 31

Das „Gesundschrumpfen“ bzw. „Capacity Alignment“ im Zuckersegment ist aktuell in vollem Gange und die Bilanz bestätigt das: insgesamt ist das Anlagevermögen der Südzucker AG nämlich um rund 1.200 Mio. Euro auf 8.188 Mio. Euro gefallen. Durch dieses Absinken hat sich auch die Eigenkapitalquote verringert, die Verschuldung sich erhöht. Der Buchwert pro Aktie beträgt nach diesen ganzen Abschreibungen (siehe zum Beispiel „Goodwill Impairment“ in Höhe von 673 Mio. Euro im CashFlow Statement auf Seite 112 des Berichtes) noch etwa 12,13 Euro, das F-Score liegt bei 4.

Resümee

Es ist schon paradox, wenn ich einen Abschnitt mit „Gesamtbild Südzucker AG“ betitele, dann aber nur auf das Zuckersegment eingehe. Wie ich bereits im Ausblick von Teil 5 meiner Südzucker-Story erwähnte, sind alle drei anderen Segmente, sehr gut positioniert und wachsen vielversprechend. Das Zuckersegment muss einfach schrumpfen und der europäische Markt ist er einzige, wo die Südzucker noch wettbewerbsfähig Zucker vertreiben kann. Alle anderen Segmente werden somit immer wichtiger und relevanter für das Konzernergebnis.

Zu einem aktuellen Kurs von etwa 13,90 Euro ist die Südzucker AG echt kein Schnäppchen. Wenn ich jemandem eine Empfehlung aussprechen müsste, der unbedingt in das Zuckergeschäft investieren möchte, dann würde ich eher auf Agrana als auf Südzucker hinweisen. Ich will in der jetztigen Situation keine Schätzung über zukünftige Gewinne abgeben, die vergangenen Jahre sind nach dem Ende der EU-Zuckermarktordnung kein guter Indikator mehr. Somit fahre ich also „auf Sicht“.

Mein Einstiegskurs für die SZ-Aktien liegt aktuell bei um die 14,80 Euro und dieser Zuckerklumpen hält immernoch den Löwenanteil meines Depots. Sobald sich die Gelegenheit bietet, den Klumpen zu verkleinern, werde ich sie wahrscheinlich ergreifen. Allerdings sehe ich dennoch keine Veranlassung dazu, panisch zu werden oder mir Sorgen zu machen. Momentan muss ich mit dieser Aktienposition einfach nur die Restrukturierung abwarten und gesüßten Tee trinken. Der Aktienkurs wird irgendwann folgen, denke ich. Das Geschäftsmodell der Südzucker insgesamt (etwas Zucker, Spezialitäten, Bio-Ethanol und Fruchtzubereitungen) kann von den globalen Trends erheblich profitieren.

Auf auf also ins neue Geschäftsjahr, der nächste Bericht erscheint am 11. Juli 2019. Bis dahin!


F-Score Tabellen

F-ScoreTabelle Agrana
F-Score Tabelle Agrana
F-ScoreTabelle CropEnergies
F-Score Tabelle CropEnergies
F-ScoreTabelle Südzucker AG
F-Score Tabelle Südzucker

Geschäftsbericht Agrana 2018/19: https://www.agrana.com/fileadmin/inhalte/agrana_group/annual_reports/2018_19/AGRANA_GB_2018_19_DE_web.pdf

Geschäftsbericht CropEnergies 2018/19: http://www.cropenergies.com/de/Downloads/Finanzberichte/Finanzberichte-Dateien/Geschaeftsjahr_2018_19/GB_2018_19/GB_2019_DE.pdf

Geschäftsbericht ED&F Man 2018: http://www.edfman.com/component/phocadownload/category/1?download=9:annual-report-2018