Nachdem ich im Rahmen meines letzten Agrana-Update-Beitrages die günstige Gelegenheit des Ex-Dividendentages nutzen wollte und ad-hoc die ersten Aktien dieses Unternehmens für meine Musterdepot gekauft hatte, musste ich mich von Mr. Market darüber belehren lassen, dass diese Eile gar nicht geboten war, denn der Aktienkurs bot in der Folge noch viel günstigere Einstiegschancen! Nun ja…

Der Monat Juli geht heute zu Ende und es ist Zeit, die monatliche Depotprüfung vorzunehmen. Gestern fiel der DAX aufgrund der Endlosthematik „Trump vs. China“ um über 2%, vielleicht gibt es eine günstige Gelegenheit.

Gedanken zum „Sparen“

Jedes Mal, wenn ich virtuell 500 Euro in mein Musterdepot spare, drängt sich mir die Mariginalität meines Handeln in den Sinn. Wenn der EZB-Chef jeden Monat durch Anleihenkäufe bis zu 60.000 Mio. Euro zusätzliches Geld erschafft, wie unbedeutend ist dann mein Versuch, mit meiner monatlichen Sparrate diesem Geldwert-vernichtenden (inflationären) Streben etwas entgegenzusetzen? Zur Illustration möchte ich hier nur kurz Herrn Häring zitieren:

Wie kommt durch die (Anleihen-)Käufe mehr Geld in Umlauf?

Die Notenbank kauft zum Beispiel einem Investmentfonds Anleihen ab. Sagen wir für eine Million Euro. Sie weist die Hausbank des Fonds an, diesem eine Million auf seinem Girokonto gutzuschreiben. Das tut die Bank nicht umsonst. Als Gegenleistung schreibt die Notenbank der Geschäftsbank auf deren Notenbankkonto eine Million gut. Im Ergebnis ist die Summe aller Bankeinlagen um eine Million gestiegen. Es ist eine Million Euro mehr Geld „im Umlauf“. Als eine Art Nebeneffekt ist auch die Summe der Guthaben der Geschäftsbanken bei der Zentralbank, die sogenannten Reserven, um eine Million gestiegen.

„anleihekäufe der ezb für dummies“, NOrbert Häring

So! Was also tun? Aufhören zu Investieren etwa? Diese Frage schmettere ich mit einem trotzigen „Pah!!“ locker ab. Ich schätze, auf der einen Seite ist mein Mitspielen im Börsendschungel der Versuch, profitabler und klüger „zu sparen“ als ich es mit einem Sparbuch je könnte; denn was bleibt mir für mein hart erarbeitetes Geld übrig? Einfach nichts zu tun? – Auf der anderen Seite bin ich mir aber der Stärke und Verrücktheit des „Gegners“ bewusst und daher ist eine Investition in kühles, gelbes Edelmetall die rationale, diversifizierte Konsequenz der relativen Winzigkeit meines Unterfangens.

Aktueller Stand

Nun aber zurück in die harte Realität des Börsenparketts. Auf Basis meines ad-hoc-Updates durch den Agrana-Kauf und unter Berücksichtigung meiner 500-Euro-Sparrate für Juli ist mein Musterdepot nun auf folgendem Stand:

Bouviers Depot Ende Juli 2019

Zum besseren Verständnis habe ich eine neue Kennzahl eingeführt: den „Depotwert ex-Sparrate“. Wie der Name bereits impliziert, ist das der aktuelle Depotwert abzüglich der bisher eingezahlten, monatlichen Sparraten (Mai, Juni, Juli, August; also 2.000 Euro). Auf diese Weise sind nun die Kurs- und Dividendenerträge meiner Entscheidungen besser ersichtlich.

BASF SE

Martin Brudermüllers auf der HV 2019 geäußerte Zuversicht darüber, das EBIT für das Geschäftsjahr 2019 trotz des des schlechten ersten Quartals dennoch leicht zu steigern, gipfelte am 08.07. in einer BASF-Gewinnwarnung. In diesem Licht stehen dann auch die 2. Quartalszahlen der BASF für 2019, die am 25.07. veröffentlicht wurden.

Das Ergebnis je Aktie ist durch den Einmaleffekt der Veräußerung der Wintershall-Anteile dennoch überproportional hoch, weshalb ich zum Einen davon ausgehe, dass Brudermüller sein Versprechen, die Dividende jedes Jahr per se zu steigern, locker einhalten kann; zum Anderen gibt es eventuell sogar eine Sonderdividende, die bei der schon jetzt hohen Dividenderendite von knapp 5% natürlich noch das Sahnehäubchen wäre.

Ohne Zweifel sind die trüben Aussichten der BASF momentan kein gutes Omen für die kurzfristige, weltwirtschaftliche Entwicklung. Meine Berechnung von innerem Wert der Aktie, die ja eine gute Sicherheitsmarge berücksichtigt, bleibt also bestehen.

Hornbach Holding AG

Abgesehen von der Dividende, die ich in meinem Ad-Hoc-Update ja bereits eingerechnet hatte, gab es am 28.06. die ersten Quartalszahlen der Hornbach Holding AG. Kurzum: das Unternehmen hat geliefert, was es versprochen hat, der Umsatz stieg leicht, das EBIT sehr stark. Der Fokus auf die Erhöhung der Profitabilität, die starken Investitionen in das Marketing zu Beginn der 2019er Gartensaison, machen sich bisher bezahlt. Weiter so!

Agrana AG

Kurz nachdem ich die ersten Agrana-Aktien ins Musterdepot gepackt hatte, erschienen auch gleich die Q1-Zahlen für das aktuelle Geschäftsjahr. Auf Seite 12 des soeben verlinkten Berichtes findet sich die Prognose für das aktuelle Geschäftsjahr und die sieht, trotz der Schwierigkeiten im Segment Zucker, weiterhin gut aus. An meiner letzten Analyse dieses Unternehmens und der Berechnung des inneren Wertes der Aktie ändert sich heute nichts.

Anpassungen des Musterdepots

Zu den Unternehmen EVN und Schloss Wachenheim gab es im Juli nichts zu berichten. Ich gehe mal salopp davon aus, dass der aktuelle Sommer die Nachfrage nach Strom und Netzgebühren durch Klimaanlagen für die EVN und starken Durst nach fruchtig-spritzigen alkoholischen und nicht-alkoholischen Schaumweinen moderat ansteigen ließ. 🙂

Weil meine Agrana-Position bisher sehr klein ist, der Kurs sich aber nochmals verringert hat, kaufe ich zum Preis von 17,30 Euro insgesamt 34 Agrana-Aktien nach (Volumen: 588,20 Euro) und berappe dafür 5,88 Euro. Mein neuer Einstiegskurs für diese Aktienposition inklusive Kosten beträgt danach 17,90 Euro.

Ich hätte gern noch Wacker Neuson Aktien gekauft, so wie ich es in meinem letzten Watchlist-Beitrag angedacht hatte, nur leider fehlt mir jetzt dazu das Geld und ich bin zum Abwarten verdammt. Somit starte ich mit folgendem Musterdepot in den August 2019:

Bouviers Depot Anfang August 2019 (angepasst)

Nachtrag: Cash-Quote

In einschlägiger Literatur wird oft kolportiert, dass es gut wäre, eine Cash-Quote von 10-20% vorzuhalten. „Cash ist King“, wie man so schön sagt. Entsprechend meiner Natur denke ich natürlich häufig über solche Aussagen nach und versuche zu ergründen, was die Triebfeder dahinter ist.

Wenn das Risiko (die Unsicherheit/die Volatilität?) zu investieren zu hoch ist, dann schraube ich meine Cash-Quote hoch; ich behalte das Cash im „Trockenen“. Im Umkehrschluss schraube ich diese Quote also herunter, wenn ich der Meinung bin, das Risiko sei gering(er).

Diese ganze Diskussion über das Risiko spiegelt sich für mich in meinem mit Sicherheitsmarge berechneten inneren Wert der Aktie wider. Auf diese Weise muss ich auch nicht darüber spekulieren, wann es „sicherer“/“risikoärmer“ ist, in eine Aktie ein- oder auszusteigen. Die Zukunft ist und bliebt nun einmal ein Rätsel für mich.

Abgesehen davon ist alles für mein Musterdepot verfügbare Cash dafür vorgesehen, investiert zu werden. Leben muss ich davon nicht. Somit täte ich diesem „Spargeld“ mit einer hohen Cash-Quote doch unrecht. Aber mal ganz sachlich: Wenn die Unternehmen, die ich kaufe, gut unter dem von mir dafür inneren Wert zu erstehen sind, dann ist das doch genau der Anlass, für den ich das Cash überhaupt vorhalte. Warum also nicht zugreifen?

In diesem Sinne: Allen Lesern ein glückliches Händchen und ein mutiges Herz!