Wer dieses Blog in den zurückliegenden Monaten aufmerksam verfolgt hat wird festgestellt haben, dass mir die Banalitäten eines bloßen Finanzblogs mit Depotupdates und Aktienanalysen zu fad sind. Sie sind angesichts der Ereignisse der letzten zwei Jahre und der Entwicklungen seit Ende Februar ’22 einfach zu klein, zu marginal und zu unwichtig, als dass auf ihnen allein der Fokus meiner Gedanken, meiner Ängste und auch meiner Hoffnungen liegen könnte.

Begonnen habe ich mit einer eigenen Artikelkategorie, die ich gerne „Glosse“ schimpfe, in der ich, wie ich finde ziemlich direkt, Kommentare zum alltäglichen Wahnsinn zum Besten gebe. Idealerweise gibt es irgendwo darin dann ein Bezug zum „Investing“, aber momentan ziele ich nicht einmal mehr darauf. Mit der Zeit bin ich dazu übergangen, diese Glossenbeiträge peu-á-peu und verstreut in den Depotupdates unterzubringen, weil sie dann en passant vielleicht doch jemandem auffallen bzw. sich jemand darin wiederfindet oder aufschreit.

Was ich eigentlich ausdrücken möchte ist die Ansicht, dass die Börsenwelt bzw. das Value-Investing per se natürlich ein tolles Hobby ist und idealerweise sogar einen ernsthaften Zweck verfolgt, indessen aber, wenn überhaupt, nur ein winziger Klecks von dem sein kann, was den Menschen, die Gesellschaft und damit die Kultur des Zusammenlebens auf dieser Erde ausmacht.

Ich denke, ich möchte zum Ausdruck bringen, dass der Untertitel dieser Webseite „Value & Price“ zwar initial auf das Value-Investing bezogen war, mir aber in den bisherigen 3 Lebensjahren dieses Blogs klargeworden ist, dass Value, also Wert und Werte im weiteren Sinne, und Investitionen in diese „Assetklasse“, nicht nur im Streben nach monetärem Zuwachs gesehen werden sollte.

Werte wie Liebe, Zusammenhalt, Toleranz, Frieden, Rücksichtnahme, Selbstlosigkeit kurzum die menschliche Kultur können nicht quantifiziert werden, sind aber essentiell für das Überleben der Menschheit. Mit dem nun folgenden Beitrag möchte ich also eine Lanze für das Value-Investing brechen. Aber nicht im Sinne Buffets oder Grahams, sondern in meinem eigenen Sinne. Im Sinne meiner eigenen geistigen Hygiene, ohne die ich wahrscheinlich schon verrückt geworden wäre.

Was bisher geschah…

Im Film „Inception“ aus dem Jahre 2010 gibt es einen Raum zwischen Traum und Realität, den die Protagonisten den „Limbus“ nennen. Dort kommt man nicht raus, man weiß eigentlich nicht, ob man wirklich drin oder draußen ist, also ob man träumt oder wach ist, aber Fakt scheint wohl zu sein, wenn man drin ist, dann kommt man nicht mehr raus.

Ein wenig fühlten sich die Corona-Jahre für mich so an und ich habe diese Suche nach dem „richtigen Verhalten“, nach dem Weg, den ich reinen Gewissens mitgehen kann, in mehreren Glossen dokumentiert (1. Glosse zu Corona, Glosse zur Konformität, 2. Glosse zu Corona, Glosse zum Glück). Beim Ausfechten der verschiedenen Möglichkeiten, beim Abwägen, Nachdenken und Prüfen und neu Nachdenken war ich in regelmäßigen Schleifen Machtlosigkeit, Verzweiflung und neuer Hoffnung ausgesetzt.

Ein Kulturschaffender, den ich bei seinen eigenen „Ausfechtversuchen“ stets virtuell begleitet habe, war Serdar Somuncu. Zu Beginn des Lockdowns im März 2020 schilderte er in Instagram-Livestreams die neuesten Corona-Zahlen, gab seine Gedanken zum Besten und mit seiner ruhigen Art versuchte er sich und die Zuschauer von der Panik zurück in die Rationalität zu holen. Parallel dazu hatte ein anderer Kulturschaffender, Florian Schröder, eigene Insta-Livestreams, zu denen er sich immer mehr oder weniger prominente Gäste einlud. Inzwischen haben die beiden einen gemeinsamen Podcast bei RBB Radio Eins in Berlin und es immer noch ein Genuss die beiden beim Diskutieren über Gott und die Welt zu erleben. Diskussionskultur in Reinform, ohne Tendenziösität, abseits jeder Panikmache, abseits jeder Schwarz/Weiß-Kategorisierung, einfach nur ruhiger sachlicher, freier Menschenverstand.

(bevor ich weiter schreibe möchte ich klarstellen, dass ich für die folgenden Produktnennungen keinerlei Vergütungen erhalte und keiner der genannten Kulturschaffenden mit mir in Kontakt steht; es ist mir schlichtweg ein Bedürfnis die Möglichkeiten aufzuzeigen, die ich zum Kultur-Value-Investing nutze, in welche Kultur-Produkte ich also mit (m)einem „mehrjährigen Anlagehorizont“ investiere)

… wie es weiter ging …

Herr Schröder hatte und hat seine feste SWR-Satire-Sendung „Spätschicht“ und bezieht daher sicherlich ein sicheres, gebührenfinanziertes Honorar. In seiner Sendung hat er regelmäßig andere Kabarettisten zu Gast, eine davon war in mehreren Sendungen die grandiose Lisa Fitz, auf die ich später noch zu sprechen kommen möchte. Herr Somuncu hatte den Luxus einer eigenen Sendung nicht, ging mit seiner Webseite somuncu.de an den Start und hat seinen eigenen Patreon-Account gegründet. Über beide Kanäle vermarktet er seine Inhalte und kann finanziell unterstützt werden.

Über die Corona-Jahre hat sich bei mir der Eindruck verfestigt, dass Herr Somuncu unabhängiger, authentischer als Herr Schröder ist. Ich habe regelmäßig Angst, dass Herr Somuncu seine Schärfe verliert, weil er ja auch von irgendetwas leben muss, und dann liefert er aber einen so starken Auftritt wie den folgenden ab:

Serdar Somuncu beim 3satFestival 2021

Nachdem Florian Schröder sich so erbärmlich geduckt hat, als der Südwestrundfunk Lisa Fitz für eine umstrittene Zahl an Corona-Toten während eines satirischen Beitrages aus einer seiner Sendung zensiert hat und ich seine Sendung mit Hilfe meines Rundfunkbeitrages ohnehin schon subventioniere, ist dieser Kulturschaffende für mich bestenfalls noch der aktuelle Sparringspartner für Herrn Somuncu. Letzteren hingegen möchte ich dazu ermutigen, seine Arbeit weiterzuführen, nicht nachzulassen, seinen Geist weiter öffentlich zu entfalten und mich mit seinem Werk zu bereichen. Für diesen Mehrwert/Value unterstütze ich ihn mit 90 Euro per anno bei Patreon und habe mir für 7,99 Euro sein neuestes Programm von seiner Webseite heruntergeladen (hier ein kostenloser Ausschnitt daraus auf seinem YouTube-Kanal).

Ich musste dafür nicht einmal „eigenes Geld“ in die Hand nehmen, denn die Dividende der Deutschen Konsum REIT für 2021 hat das Ding für mich „gecovert“. So einfach geht Kultur-Value-Investing! Und das Gefühl beim Hören und Sehen klingt lange nach, meine Gedanken schweifen, formen sich neu, schöpfen Hoffnung und geben mir Kraft. Value-Dividenden für Kutlur-Value….

Apropos Rundfunkbeitrag

Den Rundfunkbeitrag verbuche ich (gezwungenermaßen) inzwischen ebenfalls als Kultur-Value-Investing. Denn obwohl die „Spätschicht“ ohne Lisa Fitz für mich ein Rohrkrepierer ist, bleiben Sendungen wie „Die Anstalt“ und die „Die Matthias Richling Show“ die letzten Kultur-Value-Bastionen im Öffentlich-Rechtlichen. Ach und natürlich Lisa Eckhart, wenn sie mal wieder bei Schlafmütze Nuhr oder sonstwo zu Gast ist. Frau Fitz und Herrn Richling wollte ich aufgrund ihrer sachlich-rationalen Kommentare in den zurückliegenden Jahren direkter unterstützen und habe mir von ihr das Buch „Der lange Weg zum Ungehorsam“ und von ihm das Buch „Das Virus Demokratie“ zugelegt. Natürlich an Amazon vorbei! Drecksbanausen!

Was Frau Fitz betrifft hat sie inzwischen bei den Nachdenkseiten eine eigene Video-Kolumne und in ihrem ersten Video durfte sie den Beitrag, der beim SWR gänzlich aus allen Kanälen entfernt wurde, als wäre er nie dagewesen, natürlich noch einmal unzensiert zum Besten geben. Hier isser:

Lise Fitz – „Die heiße Nadel“ – Danke an die Nachdenkseiten!

Ach und weil ich schon lange – nicht erst seit der einseitigen Mainstream-Corona-Berichterstattung – ein Fan von Albrecht Müllers NachDenkSeiten bin, spende ich jedes Quartal 50 Euro an den entsprechenden Verein. Weil ich aber auch dem Mainstream immer wieder eine Chance geben, einen kleinen, versöhnlichen Strohhalm hinhalten möchte, habe ich das DigitalAbo der Berliner Zeitung für 16,99 Euro im Monat abgeschlossen. Diese Zeitung hat sich während er Corona-Zeit als ausgewogen berichterstattend erwiesen – insbesondere die „OpenSource Kategorie“ hat es mir angetan – und gehört zu keiner der üblichen verdächtigen Mediengruppen, sondern dem Ehepaar Silke und Holger Friedrich. Wie volksnah!

Zusammenfassung

Die obige Aufzählung will ich nicht beenden ohne zu erwähnen, dass ich auch Mitglied in meinem ortsansässigen Heimatverein (25€/anno) sowie in den Fördervereinen meiner Grundschule (25€/anno) und Kita (25€/anno) bin. Was liegt näher als die eigene Gemeinde? Ich sponsore darüber hinaus die „Signal Messenger App“ mit monatlich 5 Euro, ich habe mir das aktuelle Buch von Uwe Steimle gekauft („Aktuelle Kamera 1 – 14,5„), der vom MDR ja vor mehreren Jahren so grob weg-gecancelt wurde und nun auf YouTube 80.000 Abonnenten zählt; ach ja und ich bin Verdi-Mitglied (600€/anno), weil ohne Gewerkschaften unser allseits geliebter Kapitalismus gänzlich Amok laufen würde. Vollständig ist meine Aufzählung damit aber auch noch nicht, aber zur Illustration soll es an dieser Stelle genügen.

Wie sagt es Herr Somuncu in einem seiner Beiträge so treffend: Der Künstler mach die Kunst für sich. Es ist ihm ein Bedürfnis. Den Zuschauer lässt er nur daran teilhaben. Der Maler malt da Bild für sich. Der Dichter dichtet für sich. Das ist die Essenz, der Kern der Kultur. Darum bewundern wir Kulturschaffende aller Couleur. Idealerweise finden sich Künstler und Zuschauer gemeinsam im Werk vereint wieder.

Der unsichtbare Value der Kultur

Seit 3 Jahren betreibe ich dieses Blog hier, aber erst in dieser Woche habe ich eine Einnahme damit erzielt. Eine Spende von einem meiner Leser, der sich dafür bedankt hat, dass ich diese Webseite betreibe (Danke nochmal L. Du weißt, wer du bist!). Ich schreibe hier, weil es mir ein Bedürfnis ist. Herr Somuncu, Herr Richling, Herr Steimle und Frau Fitz sind so genial, weil sie lieben was sie tun. Und dafür werden sie gesehen. Leider müssen sie auch (noch) davon leben, aber gerade deshalb ist es ihnen hoch anzurechnen, dass sie authentisch bleiben. Gerade deshalb haben sie Unterstützung und Dankbarkeit verdient, weil sie der Kultur erst ihren Wert geben, weil sie uns den Mehrwert ihrer Kunst geben.

Eine popelige RTL2-RealityShow, die allerneueste heute-show oder Let’s Dance „Monkey Edition“ kann ich mir jederzeit woanders in ähnlicher Form und billiger reinziehen. Echte Kultur, die bereichert, die die Hoffnung, Ideen auf Fortschritt, auf Verbesserung in die Köpfe der Menschen pflanzt ist purer Value-Genuss!