Value & Price

BASF SE (FY 2019)

Man, man, man! Sooo viele Aktien zu sooo niedrigen Kursen: WACK01 für unter 10 Euro. Gut oder schlecht? ThyssenKrupp bei knapp über 6 Euro; ist das jetzt ein guter Einstiegspreis, wenn man bedenkt, dass die Aufzugssparte bald alleine an der Börse startet? Fraport bei um die 46 Euro, ein Rabatt von 40% auf den Aktienkurs von vor 6 Monaten. Das klingt doch verlockend oder?! Und zu guter Letzt noch die BASF SE bei etwa 46 Euro! Rein oder lieber nicht?

Liebe, liebe Leute ich kann gar nicht so viel lesen, analysieren, beantworten, wie ich gerne würde. Momentan tut sich vor mir, als Value-Investor, ein Schlaraffenland an Gelegenheiten auf, die ich so gerne alle unter die Lupe nehmen würde. Aber: ich schaffe es nicht. Es ist einfach zu viel, wenn ich nebenbei noch mein Offline-Leben leben will. Mein Blog (nicht zu verwechseln mit dem Debüt-Hit des „Musikers“ Sido!) geht schließlich nicht für mich einkaufen, schlafen oder gar mit dem Hund vor die Tür. Somit liegt mein Fokus natürlich zunächst auf all den Aktienbabys, die meinem Hemd näher sind als die Hose (kann man das so sagen?!).

Wie läuft es eigentlich so bei der BASF?

Ich starte also heute diesen Beitrag über den aktuellen Kurs der BASF (nach Börsenschluss vom 10.03.20 bei ca. 46 Euro) und das Geschäftsjahr 2019 dieser SE mit einer kleinen Anekdote. Als treuer Follower der BASF weiß ich, dass aktuell ein riesiges Sparprogramm innerhalb des Unternehmens läuft (BASF Excellence Program 2019 – 2021).

Nun kenne ich zufällig einige BASF-Mitarbeiter persönlich und bekomme auf diese Weise so en passant und nonchalant ein paar Firmeninterna mit. Kürzlich wurde mir von einer Mitarbeiterin mit Führungsverantwortung mitgeteilt, dass sie bis September 2020 bezahlt freigestellt wurde, weil ihr Aufhebungsvertrag (inkl. angemessener Abfindung versteht sich) aktuell erst noch verhandelt wird.

Nun muss das nichts mit dem Sparprogramm zu tun haben (könnte aber), aber auf jeden Fall habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich momentan sicherlich niemand damit brüsten würde, bei der BASF angestellt zu sein. Soll heißen: das Klima ist rau!

Darüber hinaus ist erst vor Kurzem der erste Corona-Fall am Mutterstandort Ludwigshafen aufgetreten (na ein Glück schließt sich hier der Kreis zum Corona-Crash!), der natürlich eine Quarantäne für den Mitarbeiter sowie seiner engsten Kollegen (wie testet man das eigentlich?) zur Folge hatte. Puh! Gerade nochmal alles im Griff behalten.

BASF-Bilanz 2019

Nach diesem von mir doch eigentlich so verpönten Storytelling möchte ich mich nun in alter Value-Investor-Manier den Finanzkennzahlen des Jahres 2019 zuwenden. Absehen möchte ich heute mal von der beim aktuellen Kurs so unglaublich hohen Dividendenrendite von über 7%, denn es könnte ja sein, dass die BASF diese aus der Substanz bezahlt und sich somit quasi selbst „zerfleischt“.

In einem meiner letzten Beiträge mit dem Titel „Insolvenzprognose“ habe ich mich auf einen Ansatz von Prof. Dr. Weiß berufen, aus dem ich erkennen konnte, ab wann eine (um Vorräte und immaterielle Vermögenswerte) bereinigte Eigenkapitalquote „grün“, „gelb“ oder „rot“ ist. Für die BASF beträgt sie 27% und liegt damit im gelben Bereich der „produzierenden Branche“. Nun muss ich aber dazu sagen, dass ich es bei einem patent- und innovationsgetriebenen Chemiekonzern unfair/ungenau fände, die immateriellen Vermögenswerte außen vor zu lassen, da diese doch erheblich zum zukünftigen Unternehmenserfolg beitragen (können/sollten). Somit ist „gelb“ für mich ok.

Interessanter wird es beim Eigenkapital, das den BASF-Aktionären zugerechnet werden kann. Dieser Betrag beläuft sich absolut auf rund 41.500 Mio. Euro, was pro Aktie etwa 45,18 Euro bedeutet.

BASF-Gewinn 2019

Beim 2019er Gewinn gibt es seit einiger Zeit bereits die Unterscheidung zwischen „fortgeführtem“ und „nicht fortgeführtem Geschäft“. Das gesamte Ergebnis je Aktie betrug 9,17 Euro, wovon allerdings nur 2,72 Euro auf das fortgeführte, aber 6,45 Euro auf das nicht-fortgeführte Geschäft entfallen. Im Vorjahr, also 2018 waren es noch 4,26 Euro beim fortgführten, aber nur 0,86 Euro beim nicht-fortgeführten Business. Was bedeutet das nun?

Ich interpretiere das so, dass sich im Jahre 2019 eben weitere Geschäftsteile für eine „nicht-Fortführung“ qualifiziert haben und somit in diese Kategorie fallen. Ein weiterer Aspekt ist natürlich, dass man, aus betriebswirtschaftlicher Sicht, den „nicht-fortgeführten“ Bereich bilanziell etwas „aufhübscht“, damit der geneigte Interessent auch ein gutes Gefühl beim Deal hat und sich schön tief in die Tasche greifen lässt.

Aber was ist mit dem zukünftigen Gewinn? Noch ist das „nicht-fortgeführte“ Geschäft ja Teil des BASF-Gewinnes und der Bilanz. Somit könnte man das Geschäft also eigentlich noch zum inneren Wert der Aktie hinzuaddieren, bis es eben bilanziell sauber subtrahiert wurde.

Innerer Wert der Aktie?

Obwohl das nicht-fortgeführte Geschäft noch Teil der Berichterstattung der BASF SE ist, möchte ich es für die zukünftigen Gewinne, weil ich es intuitiv als „korrekt“ empfinde, nicht berücksichtigen. Sagen wir also der Buchwert beträgt 45 Euro (siehe oben), aber die zukünftigen Gewinne betragen nur etwa 2 Euro im Schnitt der nächsten 7 Jahre. Inklusive Corona-Weltwirtschaftskrise, inklusive etwaiger gewinnmäßiger Hungerjahre, einfach mal pessimistisch angenommen und unabhängig vom eventuell erfolgreichen Erlös aus der Veräußerung des „nicht-fortgeführten“ Geschäftes.

Auf dieser Grundlage erhalte ich einen inneren Wert der BASF-Aktie von knapp unter 60 Euro. Das einzige, was mich jetzt noch nervt, ist die Tatsache, dass meine eigenen Einstiegspreise (Musterdepot und privat) noch über diesem inneren Wert liegen. Jedoch habe ich auf der anderen Seite, wenn die Corona-Krise anhält, zukünftig noch genügend Gelegenheit, die Aktie nachzukaufen und somit meinen Einstiegskurs zu korrigieren (Cost-Average-Effekt). Mein eigener BASF-Aktiensparplan!! Ist das nicht toll?

So oder so ist die aktuelle Dividendenankündigung von 3,30 Euro und der oben erwähnten Rendite aus meiner Sicht keine Bedrohung für die Substanz der BASF, sondern kann, ganz im Gegenteil, entspannt genossen werden.

– Fin –

3 Kommentare

  1. FoxSr

    Hallo Vincent Bouvier,

    über das Intro mußte ich herzlich lachen. Auch mein Hund freut sich über regelmäßige Spaziergänge….Jetzt brauchen wir eigentlich cash, so wie ein Warren Buffett ca. 30% cash in seiner Versicherung für besondere Gelegenheiten zur Hand hat. Wacker Neuson fasse ich nicht an, einstellige Kurse sind natürlich verlockend, aber da ist eine BASF mit der stetigen Dividendenpolitik (unbedingt im IR-Bereich ansehen) eine attraktiver Value-Chance. Erst hat meine Frau gekauft, dann war ich bei 53 Euro dabei und jetzt kommt das Problem: die anderen Depotwerte sind ebenfalls extrem günstig, so daß ein Tausch in BASF (3. Kauf) auf diesem Niveau wenig Sinn macht.
    Somit wurde als seltene Ausnahme am gestrigen Montag lediglich ein ausgebombter Wert auf all time low mithilfe eines WP-Kredites gekauft: Royal Dutch Typ A. Rückzahlung bis in wenigen Tagen bei der ersten Erholung, wobei wir durchaus andere Werte dafür verkaufen würden…

    Schöne Woche
    FoxSr

  2. Robi25

    Hallo Vincent,
    aktuell werden zahlreiche gute Unternehmen abverkauft, was bei zahlreichen Unternehmen die Dividendenrendite nach oben schraubt. Auch ich würde mich über mehr Cash allà Buffet jetzt freuen…
    Wie auch bei BASF gibt es mittlerweile einige Div.renditen, die weit über 5% tendieren, tw. sogar 10% und mehr erreichen. In einer derartigen Phase panikartiger Verkäufe schaut scheinbar keiner auf die Dividenden (die in normalen Zeiten ja häufig als Puffer gelten).
    Wie ist hier dein Eindruck als Value-Investor? Bewertet der Markt das derart falsch oder werden wir nicht um Dividendenkürzungen herum kommen? BASF bei über 7%, Shell bei über 11% (und das mit der gigantischen Historie), Allianz bei 6%, Freenet > 10%, etc. – ich frage mich noch, ob ich hier etwas übersehe – gerade mit einem Blick von 5-10 Jahren sind derartige Renditen aktuell einmalig.

    • Vincent Bouvier

      Lieber Robi25,

      das ist natürlich eine berechtigte Frage.

      Ich gehe davon aus, dass die Dividenden, die jetzt angekündigt wurden, auch bezahlt werden. Wie es allerdings für das nächste Jahr aussieht, kann ich nicht einschätzen. Der BASF-CEO hat ja versprochen, die Dividende jedes Jahr zu steigern; darauf wetten würde ich dennoch nicht.

      Aus meiner Sicht ist die aktuelle Panik übertrieben. Viele Preise in den großen, starken, historisch widerstandsfähigen Unternehmen sind aktuell wirklich gute Preise. Momentan besteht die Aufgabe eines Value-Investors aus meiner Sicht darin, sich gegen seine eigene Psychologie und die Panik des Marktes mit kalten, harten Berechnungen und Zahlen zu behaupten. ToiToiToi dabei! 🙂

      Viele Grüße

      V. Bouvier

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