Ein tolles Gefühl! In der letzten Woche noch mutig und großspurig in signifikantem Maße nachgekauft und heute steht der DAX mit 8% im Roten. Heute hätte ich also alles, was ich in den letzten Woche gekauft habe, noch billiger haben können. Verflixt und zugenäht! Tja und nun? Kein Cash mehr übrig, um nochmals nachzukaufen! Ein tolles Gefühl!!

Nun ja: ich habe wenigstens noch Cash im Musterdepot, werde das am Ende dieser Glosse aber ebenfalls gewinnbringend verprassen wollen/müssen/dürfen, denn aus meiner Sicht ist jeder weitere „rote Tag“ ein neuer Nachkaufgrund für die Aktien, die ich ohnehin als unterbewertet ansehe. Momentan zählen doch sowieso keinerlei Value-Argumente oder Bilanz-/Gewinnzahlen, es wird einfach alles verkauft, Mr. Market sieht rot!

Achso: der Crash-Grund ist wohl immer noch der Corona-Virus, der in China inzwischen eingedämmt scheint, aber der erst jetzt so richtig in Europa ankommt. Aber warum kaufe ich in dieser Panik überhaupt nach, ohne vielleicht noch ein paar Tage/Wochen/Monate abzuwarten?

Ganz einfach

Es gibt mehrere Szenarien, die sich in meinem Kopf abspielen und über all diesen Szenarien thront der Gedanke, dass ich das Kurs-Tal sowieso nicht abpassen werde.

Somit ist mein Argumentationsleitfaden ganz einfach gestrickt: Halte ich eine Aktie für unterbewertet? Wird es das Unternehmen, welches ich für unterbewertet halte, auch noch nach dem Corona-Crash geben bzw. hat das Unternehmen schon andere Crashs erfolgreich (sprich: mit anschließenden Aktienkursgewinnen) durchgemacht? Wenn beide Fragen mit einem schallenden „Jawohl“ beantwortet werden können geht es weiter.

Was ist wenn die Aktienkurse weiter fallen? Ich kaufe langsam, vorsichtig und bedacht weiter nach, irgendwann ist ein Tal erreicht.

Was ist, wenn die Aktienkurse mehrere Jahre seitwärts tendieren? Ich kaufe langsam, vorsichtig und bedacht weiter nach, irgendwann geht es wieder aufwärts und währenddessen vertraue ich auf die Gewinne/Dividenden.

Was ist wenn die Aktienkurse steigen? (hier muss ich nicht wirklich eine Erklärung geben oder?)

Mit welchem Geld soll ich nachkaufen, wenn ich doch aktuell keines habe? Genau so, wie ich es in meinem Musterdepot tue: Monat für Monat, immer wenn sich ein kleines „Bätzchen“ Zaster verfügbar meldet, immer schön im Rausche des Cost-Average-Effektes und wie es jeder halbwegs taugliche Bank-Berater empfehlen würde; als ein regelmäßiger Sparplan von mir für mich!

Kaufen, Ducken, Kaufen, Ducken, Kaufen, Ducken und hoffen, dass man irgendwann getroffen hat! Natürlich ist das etwas „vereinfacht“ ausgedrückt, aber ich hoffe, ich konnte meinen Gedanken transportieren.

Der Aktienmarkt ist auf mehrere Jahre zu genießen und Geld, welches ich fürs Überleben benötige, gehört sowieso nicht an die Börse. Außerdem bin ich als Value-Blogger ohnehin davon überzeugt, dass man Aktien nicht kaufen sollte, wenn man nicht bereit ist, sie für mindestens 10 Jahre oder auch bei für immer geschlossenen Börsen zu halten. Also besteht meine Hauptaufgabe darin, die tägliche Panik Mr. Markets einfach zu ignorieren, höchstens mal einen Kommentar abzulassen, aber emotional sollte es das dann auch gewesen sein.


Ad-Hoc-Update Musterdepot:

Wenn ich also vor zwei Wochen Aktien gekauft habe, es seitdem einfach nur Börsenpanik/billiges Storytelling gab und ich die gleichen Aktien nun für einen weiteren 10%igen Rabatt erstehen kann, dann muss ich einfach nachkaufen. Es ist nun einmal meine Investmentbasis. Ausgehend vom letzten Stand meines Musterdepots und einem Cash-Bestand von 2.989,81 Euro kaufe ich also heute 10 Aktien der MunichRe nach. Warum MunichRe?

Je billiger die Aktien werden, desto günstiger wird auch der vom Unternehmen propagierte Aktienrückkauf unter dem Buchwert. Das Versicherungsgeschäft hat aus meiner Sicht eine sehr starke Tendenz dazu, Krisen wie die aktuelle locker zu überstehen. Ach ja, und die avisierte Dividendenrendite zu 222,80 Euro beträgt etwa 4,4%. Das ganze Transaktionsvolumen meines Kaufes beträgt 2.228,00 Euro, die Kosten dafür rund 22,28 Euro. Nun hat also mein Musterdepot am Ende dieser Glosse folgenden Status:

Bouviers Musterdepot nach dem Ad-Hoc-Update im März 2020

Wie kommt der neue Einkaufspreis je MunichRe-Aktie zustande? Der Gesamtkaufpreis für die alten 8 Aktien war 2086,40 Euro. Die neuen 10 Aktien haben, wie oben gesagt, 2228,00 Euro gekostet; in Summe sind das: 4.314,40 Euro. Oder eben 239,69 Euro je Aktie. Die Kosten für den Nachkauf in Höhe von 22,28 Euro teile ich auf alle 18 Aktien auf, erhalte 1,24 Euro je Aktie und voilá: 240,93 Euro.


Nun ducke ich mich also wieder ab, versuche mich meditativ mit meinem inneren Beobachter zu verbinden, um die nächsten Tage und Wochen über die Runden zu bringen, ohne dass mein innerer, emotional getriebener Schweinehund wach wird. AUS!!! FUß!! Feiner Junge!