Es ist doch immer wieder schön, wenn man, in einem alltäglichen Umfeld, das durch seine Routine wenig Überraschendes zu bieten scheint, doch noch Dinge findet, denen man mit seiner Neugier noch nicht Genüge getan hat. Beim letzten Wochenendeinkauf geschah es also, dass ich, während meines obligatorischen eines Abstechers in die Süßwarenabteilung, inmitten der riesigen Auswahl an Marken- und Non-Markenprodukten beim Regal mit den schweinchenrosafarbenen Waffeln stehen blieb und mein Blick auf das Manner-Logo fiel.

Abgesehen vom nervigen „Manner-Manner“-Ohrwurm, der mich ad-hoc in Beschlag nahm, fragte ich mich, wer wohl hinter diesem Produkt steht und ob ich von diesem Unternehmen vielleicht Aktien erwerben könnte, wenn ich denn wollte. So erging es mir übrigens auch mit dem Ferrero-Konzern und seiner riesigen Produktpalette, aber leider landete mein Wissensdurst dabei schnell in einer „familienbetrieblichen“ Sackgasse. Nichtsdestrotz: meine Neugier für die Josef Manner AG war jedenfalls geweckt und wie der geneigte Leser sicherlich erahnt, sprang dabei der heutige Beitrag heraus. Viel Spaß nun beim „optisch-kognitiven Naschen“! 😉

Produktpalette

Wenn ich nun schon durch die leckeren „Schnittchen“, wie die offzielle Bezeichnung für diese rosafarbenen Waffeltafeln lautet, dazu gebracht werde, näher über den Hersteller nachzudenken ist es natürlich Pflicht, sich seine gesamte Produktpalette einmal vor Augen zu führen. Glücklicherweise liegt es in der Natur der kapitalistischen Unternehmung, seine Produktpalette offen und laut zur schau zu tragen, um Aufmerksamkeit und Konsum anzuregen. Somit finde ich also „fünf der bekanntesten und beliebtesten Süßwarenmarken“ und dem Dach des „österreichischen Familienunternehmens“ Josef Manner & Comp. AG vereint: Manner, Casali, Victor Schmidt, ILDEFONSO, Dragee Keksi (#winak) und Napoli.

Ja, auch ich dachte bei letzterer Marke eher an Nudeln, aber nein, Napoli steht vorwiegend für hochwertige Waffelprodukte „für besonders preisbewußte KonsumentInnen“. Insgesamt stehen alle Marken, von denen übrigens einige eine sehr lange, stolze Tradition aufweisen können und somit fest in Österreich verankert sind, für Waffel- und Schokoladenprodukte aller couleur: Rum-Kokos-Kugeln, Schoko-Bananen, Mozart-Kugeln, Nougat-Konfekt sowie die klassischen Waffelschnittchen sind nur einige der zahlreichen Leckereien aus diesem Hause.

Wenn wir dann also schon dabei sind, dann möchte ich hier gleich anmerken, dass lt. Geschäftsbericht 2018 rund 55,8% des Umsatzes in der EU (außer Österreich), 41,6% des Umsatzes allein in Österreich und etwa 2,6% in anderen Ländern erwirtschaftet wird. Wie essentiell der Heimatmarkt mit der Hauptstadt Wien für das Unternehmen also ist und wie stark lokal verankert die Produkte wirklich sind, sollte nun deutlich geworden sein.

Bilanz

Nach diesem ganzen sprichwörtlichen „Honig“ wollen wir nun finanzielles Tacheles reden. Das Manner-Vermögen in Höhe von knapp 140 Mio. Euro besteht aus 75 Mio. Euro Sachanlagen (Grundstücke, Maschinen etc.), 30 Mio. Euro Forderungen und Finanzvermögen, 25 Mio. Euro Vorräten (fertige Produkte, Zucker, Kakao, Fett etc.) und nur zu 1 (einer) Mio. Euro aus immateriellem Vermögen (Markenrechte etc.). Letzteres überrascht mich etwas, weil ich die Marke „Manner“ für etwas wertvoller bewertet gehalten hätte.

Die Passivseite der Bilanz zeigt ca. 53 Mio. Euro Eigenkapital, 18 Mio. Euro Rückstellungen und 68 Mio. Euro Verbindlichkeiten, wovon ich rund 52 Mio. Euro als Finanzverbindlichkeiten einstufen würde. Seite 15 des 2018er Geschäftsberichtes zeigt uns, dass das Grundkapital der AG in 360.319 Inhaberaktien und in 1.529.681 Namensaktien aufgeteilt ist. Nur die Inhaberaktien sind an der Börse (in Wien) handelbar.

Von den insgesamt 1.890.000 Aktien befinden sich rund 88,41% in den Händen des „Manner“-Syndikats, das sich wiederum aus der „Privatstiftung Manner“ und der „Andres Holding Gesellschaft m. b. H“ zusammen setzt. In diesem Zusammenhang ist es nicht unwichtig zu erwähnen, dass im Vorstand der Josef Manner AG einen Vertreter der „Andres Holding“ sitzt, nämlich ein gewisser Herr Dr. Hans Peter Andres. Wer jetzt darauf hoffte, aus einem Freefloat von ca. 11% schöpfen zu können, dem muss ich leider mitteilen, dass sich von den 11%-nicht-syndizierten Aktien rund 5,9% in der Hand der „ÖZW Österreichische Zuckerwaren GmbH“ befindet. Jaja, die Österreicher passen auf ihre Schätze auf! Und wer steckt hinter der ÖZW? Genau: die Katjes International GmbH & Co. KG, die in einem ihrer Zwischenberichte 2017 auf Seite 40 einen 100%-igen Anteil an der ÖZW ausweist. Wir liegen summa summarum also bei einem Freefloat von 5%.

Der Buchwert je Aktie beträgt übrigens 28,19 Euro, die Eigenkapitalquote rund 38% und das F-Score (Tabelle im Anhang) beläuft sich auf beeindruckende 9 aus 9 Punkten!

Gewinne

Der Umsatz der Manner AG ist in den letzten 5 Jahren jedes Jahr gestiegen (von 2014: 176 Mio. Euro auf 2018: 210 Mio. Euro). Das EBIT kann das nicht von sich behaupten, weil 2016 da einen Strich durch die Rechnung macht. Dennoch liegt das 2018er EBIT deutlich über dem 2014er (8,1 Mio. Euro zu 1,4 Mio. Euro; im Schnitt über alle 5 Jahre lag es bei 4 Mio. Euro). Pro Aktie bedeutet das einen Durchschnittsgewinn seit 2014 von 1,57 Euro. Wenn ich den Gewinn je Aktie (EPS) seit 2012 betrachte, dann beträgt das EPS sogar 1,68 Euro. Daraus ergibt sich unter Berücksichtigung des aktuellen Kurses von genau 100 Euro ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 59 (ups!). Selbst mit dem 2018er EPS gerechnet ergibt sich noch ein KGV von 33.

Die Dividende in den Jahren seit 2012 ist sehr wechselhaft. Am Tiefpunkt betrugt sie 0,28 Euro, am Höhepunkt (2015 & 2018) sogar 0,80 Euro. Im Schnitt lag die Dividende somit bei 0,57 Euro, woraus sich zum aktuellen Kurs eine retrospektive Dividendenrendite von 0,6% ergibt. Zur 2018er Dividende errechnet sich eine Rendite von 0,8%.

Resümee

Was bleibt mir zu sagen? Die Aktie ist zwar süß, aber einfach viel zu teuer. Vielleicht ist der hohe Aktienkurs auch nur Ausdruck des geringen Freefloats („Knappheit der Aktien“). Bei einem Buchwert von etwa 28 Euro, schwankenden Gewinnen mit Sicherheitsmarge je Aktie für die nächsten 5 Jahre von vielleicht 1,20 Euro gelange ich mit viel wohlwollendem, hohem Blutzuckergehalt maximal zu einem inneren Wert der Aktie von 35 Euro. Die Manner-Schnittchen sind für mich preislich weiterhin definitiv attraktiver!

Mal sehen, was die Katjes International so treibt…


F-Score Tabelle

F-Score Tabelle Josef Manner AG; alle 9 Punkte abgeräumt!
Josef Manner AG F-Score Tabelle 2017 zu 2018