Medial wenig bis kaum beachtet, erschien heute morgen der Halbjahresfinanzbericht für das Geschäftsjahr 2018/19 der Schloss Wachenheim AG. Mein erster Beitrag auf dieser Webseite befasste sich mit der Fundamentalanalyse dieser Aktie zu einem Preis von rund 17 Euro und seitdem hat sich der Kurs eigentlich nicht wirklich bewegt.
Interessant sind für mich in dem Bericht insbesondere die Geschäftsentwicklung des so wichtigen zweiten Quartals, der Verlauf der Integration der Akquisitionen und ich würde gern einmal die F-Score-Kennzahl für dieses Aktien-Investment berechnen (siehe dazu mein Beitrag über „Value Traps„).
Geschäftsentwicklung
In meinem ersten Artikel zur SWA ist mir aufgefallen, dass das Unternehmen sich in einem Marktsegment befindet, dass zum Einen den Preisschwankungen ihres Grundproduktes „Wein“ unterworfen ist und zum Anderen regelmäßig Preissteigerungen an seine Kunden weitergeben muss.
Vor diesem Hintergrund ist es angenehm zu lesen, dass der Absatz, also die Anzahl verkaufter, „normal großer“ Flaschen, mit ca. 129 Mio. Stück auf dem Niveau des Vorjahres liegt, während dabei die Umsätze, also das, was dafür eingenommen wurde, um 7% höher lagen als im Vorjahreszeitraum. Das zeugt von einer soliden Marktstellung und einer verlässlichen Aussicht darauf, das Profitabilitätlevel zu halten.
Des Weiteren hat das Unternehmen im letzten Jahr aufgrund einer defekten Produktionsanlage nicht die Menge an „Robby Bubble„-Flaschen produzieren können, die geplant waren, was zu Verzögerungen in der Lieferkette und zu aussergewöhnlichen Abschreibung aufgrund nicht mehr verwendbaren Rohmaterials führte. Gegen solch ein Ereignis war das Unternehmen offensichtlich gut versichert, denn es enstanden in diesem Zug einmalige Erträge aus abgerufenen Versicherungspolicen (sonstige betriebliche Erträge von 2,1 Mio. Euro).
Insgesamt hat sich das Geschäft in den drei Regionen Deutschland, Frankreich und Osteuropa bei steigendem Rohertrag stabil oder positiv entwickelt.
Vermögenslage
Im letzten Geschäftsjahr erwarb die Schloss Wachenheim AG die Mehrheit der Anteile (70%) am Weinhändler „Rindchens Weinkontor“ mit Kaufoption auf die restlichen Anteile. Diese Option wurde im Dezember 2018 gezogen, wodurch „RWK“ mit allen Assets und Vermögen nun gänzlich einverleibt ist.
Der operative Cash-Flow der SWA lag mit 0,2 Mio. Euro nur knapp im positiven Bereich (Vorjahr: 8,5 Mio. Euro). Dieser Umstand ist darauf zurückzuführen, dass die Preise für das Grundprodukt „Wein“ in 2017 zu einem Anstieg und Aufbau des Working-Capitals geführt haben. Anders gesagt musste das Unternehmen aufgrund der schlechten Weinernte in 2017 mehr Cash in die Hand nehmen, um den Rohstoff für seine Produkte zu erstehen. Der Absatz dieser Produkte erfolgt von Natur aus erst zeitversetzt (man geht also in Vorkasse) und daraus erklärt sich Ende 2018 der niedrige operative CashFlow.
Fazit
Weil ich mir im Rahmen meines letzten Artikel die Value-Kennzahl „F-Score“ näher angesehen habe, möchte ich sie nun auch für die Schloss Wachenheim AG einmal anwenden. Die SWA ist mit einer Bilanzsumme von 368 Mio. Euro, einem Umsatz von 324 Mio. Euro und einer Marktkapitalisierung von 135 Mio. ein sehr kleines Börsenlicht. Das tägliche Handelsvolumen ist gering und die mediale Präsenz marginal.
Um so notwendiger ist es, meine eigene Meinung zu objektivieren, denn ich sehe hier nach wie vor ein solides Familienunternehmen, dass schlicht unterbewertet ist. Ist das Unternehmen aber nun eine Value Trap oder nicht?
Laut meinen Berechnungen erhält die SWA ein F-Score von 8 (aus 9), bewegt sich mit seinem Aktienkurs um die 17 Euro momentan immernoch im Bereich der zu Unrecht übersehen Value-Unternehmen und ist keineswegs eine Value Trap. Basta!
P.S.: Anbei der Screenshot meiner Excel-Tabelle. Die Bilanzdaten habe ich aus dem aktuellen Halbjahresfinanzbericht, die CashFlow-, Gewinn- und Umsatzdaten aus dem letzten vollständigen Jahresbericht.
Halbjahresfinanzbericht 2018/19 Schloss Wachenheim AG: https://www.schloss-wachenheim.com/upload/dokumente/10462.pdf
Geschäftsbericht 2017/18 Schloss Wachenheim AG: https://www.schloss-wachenheim.com/upload/dokumente/10429.pdf
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