Die letzten beiden Tage haben nicht nur die Aktienkurse der BlueCaps weltweit abstürzen lassen, nein, auch Nebenwerte wie der SDAX-Titel Wacker Neuson SE werden pauschal abverkauft. Auf meiner Watchlist steht dieses Unternehmen mit einem Einstiegskurs von 17,75 Euro, ein Kurs, der zum Börsenschluss gestern um etwa 40 Cent unterboten wurde. Wie der Zufall so spielt, veröffentlichte die SE heute die Halbjahreszahlen für das aktuelle Geschäftsjahr und bietet mir damit eine frische Gelegenheit, das Unternehmen im gegenwärtigen Börsenstrudel mit Value-Brille zu inspizieren.

Die Halbjahreszahlen 2019

Das um den Sonderertrag aus Immobilienverkauf bereinigte Ergebnis je Aktie stieg im Vergleich zum Halbjahr 2018 von 0,68 Euro auf 0,78 Euro. Somit wächst der Überschuss fast genauso stark (14,7%) wie der Umsatz in dieser Periode (15%). Die EBIT-Marge sank hingegen von 12,3% auf 10,5%, ähnlich erging es auch der Eigenkapitalquote, die von circa 64% auf nun noch knapp 53% sank. Die Prognose, den Umsatz auf Jahressicht um 6 bis 8 Prozent zu steigern und dabei eine EBIT-Marge im Bereich von 9,5 bis 10,2 Prozent zu erzielen, wurde bestätigt. Trotzdem erkennt der Vorstand dunkel gefärbte Wölkchen am Horizont:

Trotz der zunehmenden konjunkturellen Eintrübung, wachsender Unsicherheiten und eines Marktumfelds, das zuletzt herausfordernder geworden ist, sind die wichtigsten Zielmärkte der Wacker Neuson Group intakt. Der Auftragseingang liegt insbesondere dank einer starken Nachfrage aus der Bauwirtschaft weiterhin auf hohem Niveau.

IR Webseite Wacker Neuson SE

Das Problem des hohen, negativen FreeCashFlows, das sich durch Probleme in der Lieferkette ergab und das zu einem hohen Bestand an Fertigprodukten (sprich Lagerkosten) geführt hat, will der Vorstand mit gezielten Maßnahmen (z. B. Produktionsdrosselung) angehen und in den „kommenden Monaten“ erheblich senken.

Innerer Wert der Aktie

Auf meiner Watchlist führe ich die Wacker Neuson SE mit einem inneren Wert von 21,30 Euro, den ich heute gern validieren möchte (die Berechnung des bisherigen Wertes erfolgte hier). Zum Stichtag 30. Juni 2019 beträgt der Buchwert je Aktie noch 16,93 Euro. Ohne Sondereffekte beträgt der 2018er Gewinn je Aktie 1,41 Euro und im Schnitt der letzten 7 Geschäftsjahre somit 1,05 Euro. Der Aktienkurs hat nach der Veröffentlichtung der Halbjahreszahlen doch sehr stark reagiert und liegt nun bei etwa 16,20 Euro (-7%), was einem retrospektiven Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15,4 entspricht. Auf Basis der 1,41 Euro (2018er Gewinn) beträgt das aktuelle KGV nur 11,5. Das Vermögen der Wacker Neuson SE (2.263 Mio. Euro) besteht unter anderem zu 644 Mio. Euro aus Vorräten, zu 412 Mio. Euro aus Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, zu 376 Mio. Euro aus Sachanlagen und zu 237 Mio. Euro aus Geschäfs- und Firmenwert.

Die von mir im gestrigen Beitrag beschriebenen, trüben Aussichten für die Bau- und Immobilienbranche werden also auch vom WAC-Vorstand eingeräumt. Der Geschäftserfolg des Unternehmens der letzten Jahre ist aus meiner Sicht ein weiteres Indiz des durch die Null-Zins-Politik der EZB getriebenen Immobilienbooms. Somit verlange ich von der Wacker Neuson eine Sicherheitsmarge auf Buchwert (20% Abzug ergibt 13,15 Euro) und Durchschnittsgewinn (20% Abzug ergibt 0,84 Euro je Aktie); es errechnet sich ein neuer innerer Wert der Aktie über die nächsten 5 Jahre gesehen von 17,35 Euro.

Resümee

Die Wacker Neuson SE ist weiterhin ein solides, innovatives, global aktives Technologieunternehmen. Wenn die Prognose so eintrifft, wie beschrieben und die Dividende danach konstant bliebe, erhielte man zum aktuellen Aktienkurs eine Dividendenrendite von 3,7 Prozent. Das Unternehmen wäre von einem globalen Wirtschaftsabschwung natürlich stark betroffen, aber vielleicht bekommen die Notenbanken diesen ja noch weiter aufgeschoben verhindert. So oder so ist WAC bei 16,20 Euro sehr günstig bewertet, denke ich. (Meinen Watchlist-Eintrag passe ich beim nächsten Update an, den „Watchlist LIVE“-Eintrag sofort.)