Als ich im Jahre 2009 im Zuge der Finanzkrise meine allererste Goldunze (ein „Wiener Philharmoniker“) online bestellt und die fast 800 Euro überwiesen hatte, begannen ein paar bange Tage, in denen ich hoffnungsvoll auf die Lieferung wartete. Schlappe 800 Euro waren damals wie heute kein Pappenstiel für einen Normalverdiener wie mich.

Die Lieferung traf ein, ich öffnete vorsichtig die anonymisierte Verpackung und hielt dann tatsächlich eine Münze aus purem Gold in der Hand. Ich wog sie, ich maß sie und verglich die Werte mit denen, die ich im Internet für diese Art von Münze zu erwarten hatte. Alles war in Ordnung, ich hatte das bekommen, was ich bestellt hatte.

Aber hatte ich ein gutes Geschäft gemacht? War der „Artikel“ die 800 Euro wert? Schließlich hätte ich Ende 2009 auch noch mehr als 10 BASF-Aktie dafür erstehen können. Diese mulmige Gefühl hielt bei mir eine Weile an. Es war ein regelrechter Erkenntnisprozess in Gang gesetzt worden, an dessen Ende ich erst richtig verstanden haben würde, was ich dort gekauft hatte.

Zum Kontext

Ende 2009 wurden bereits wieder die ersten Finanzschritte aus der Sub-Prime-Krise heraus versucht; die EZB befand eine weitere Senkung des Leitzinses von 1,00% auf 0,75% für den Prognosezeitraum angesichts der sich stabilisierenden Konjunktur für „nicht wahrscheinlich„; die Bilanzsumme der EZB betrug rd. 138 Mrd. Euro bei einem Bargeldumlauf von rd. 64 Mrd. Euro (siehe EZB-Bilanz 2009). Für Tagesgeld erhielt ich von meiner Hausbank noch sage und schreibe 2% Zinsen. Verrückte Zeiten!

Mein Erkenntnisprozess zu den 31,1 Gramm Feingold begann also zu dieser Zeit, aber die Mainstream-Argumente, die Widerstände gegen ein Gold-Investment sind, solange ich investieren kann, die gleichen: Keine Zinsen/Dividende, zu volatil, nicht produktiv, mit Lagerkosten verbunden und so fort.

Seit 12 Jahren nun bin ich stolzer und entspannter Goldeigentümer und in dieser Zeit habe ich, sobald ich es greifen konnte, zu den oben genannten Kritikpunkten Beiträge auf diesem Blog verfasst. Zum Beispiel dazu, wie man anhand alternativer Kennzahlen eine „Gold-Rendite“ erfassen und was aus Sicht eines Value-Investors als der innere Werte des Goldes bezeichnet werden könnte.

Ein Sparschwein aus purem Gold vor schwarzem Hintergrund
Sparen, aber richtig!

Ein anderer Beitrag beschäftigt sich damit, wie die EZB-Politik die Sparanstrengungen ihrer normalen Kunden (also uns) sabotiert und wie man dieser Sabotage mit Hilfe des Goldes entgehen könnte. Als kleiner Teaser sei daran erinnert, dass die Bilanzsumme der EZB Ende 2020 rd. 569 Mrd. Euro betrug, ein Bargeldumlauf in Höhe von 114 Mrd. Euro ausgewiesen wurde (siehe EZB-Bilanz 2020).

Der Investment-Case für Gold ist inzwischen so groß, dass selbst Großbanken in ihren Zukunftsstudien nicht mehr umhin kommen, die Stabilität des Finanzsystems an das gelbe Relikt zu koppeln.

Der Durchbruch im Jahre 2021

Nun war es in Zeiten von Null-Prozent-Zinsen schon schwer, das Argument der Renditelosigkeit von Gold gegenüber Bargeld/Festgeld/Anleihen zu halten. Meine Erörterungen dazu habe ich mit Hilfe eines Artikels von Norbert Häring im Beitrag „Gold vs. Null Prozent“ dargelegt. Der endgültige Durchbruch des Goldes, ein Durchbruch bei dem alle antiquierten Argumente gegen eine Gold-Investition ad absurdum geführt werden, gelang in 2021.

Es scheint seit ein paar Jahren normal zu sein, dass die vertrauenswürdigsten (sprich: bestbewertetsten) Staatsanleihen mit ihren 2- und 10-jährigen Laufzeiten negativ rentieren. Selbst die 30-jährigen sind inzwischen auf der Kippe. Jemand, der den USA oder der BRD 1.000 Euro leiht, ist damit einverstanden, in 2, 10 oder 30 Jahren nicht mehr ganz die 1.000 Euro zurückzubekommen.

Was seit kurzem aber erschwerend hinzukommt, ist auf der einen Seite eine steigende Inflation, zu der der EZB nichts besseres einfällt, als ihr Inflationsziel von „nahe, aber unter 2%“ auf „exakt 2%“ anzuheben. Gerne kann die Inflation auch mal „“zeitweise moderat über dem Zielwert“ liegen, meinen die „Währungshüter“. Auf der anderen Seite aber, und das ist noch gravierender, gibt es inzwischen mindestens 370 Geschäftsbanken, die ihren Kunden in der einen oder anderen Ausprägung Negativzinsen berechnen. Tendenz steigend!

Der argumentative Durchbruch für eine mehrwertsteuer- und nach einem Jahr auch spekulations-/einkommensteuerfreie Investition in physisches Gold ist also die Summe aller außergewöhnlichen Finanzzustände, die sich in den letzten Jahren in unser ohnehin marodes Geldsystem eingeschlichen haben.

Mehr Rendite als Bargeld, weil realer Inflationsschutz, mehr Zinsen als Tagesgeld, weil keine Negativzinsen, ein ruhiger Schlaf, weil keine Bedrohung mehr durch Finanzkrisen und als Sahnehäubchen noch die Chance auf steuerfreie Kursgewinne.

Herzlichen Glückwunsch Gold!