Value & Price

Musterdepot 04/20

Irgendwie stellt sich aus meiner Sicht mitten in der Corona-Krise eine gewisse Normalität ein. Wir wissen, dass wir in Deutschland quasi nur noch für Lebensmittelkäufe, Arztbesuche oder sonstige „notwendige“ Tätigkeiten (z. B. Baumarktbesuche) vor die Tür dürfen; doch das auch nur mit Personen des „eigenen Hausstandes“, einer „hausstandfremden“ Person oder am besten gleich ganz allein. Wenn man das Glück hat, ein Dach über dem Kopf zu haben und darüber hinaus ein Einkommen, welches der aktuellen Corona-Krise standhält, dann fühlt es sich eigentlich gar nicht so schlimm an, habe ich gehört. Die Aktienmärkte schwanken nach wie vor sehr stark, jedoch hat sich der konstante Abwärtstrend des März in einen sehr volatilen Seitwärtstrend verwandelt. Höchste Zeit also, „ganz normal“ weiterzumachen und ein Musterdepot-Update zu „pushen“.

Auf geht’s!

Aktueller Stand

Im Vergleich zum Februar– sowie zum letzten Musterdepot-AdHoc Update sind die Aktienkurse meiner Musterdepotwerte im März natürlich signifikant in den Keller gerauscht. Während die Wertentwicklung (seit Auflage des Musterdepots) am Anfang des Corona-Krisen-März noch bei 4% stand, lag es knapp 10 Tage später bereits mit demselben Betrag im Minus und heute (nach XETRA-Schluss) thront es satt und stolz tiefrot mit negativen 20%!

Unter Berücksichtigung der von mir im März neu approximierten inneren Werte für MunichRe, BASF und Schloss Wachenheim sowie der 500 Euro Sparrate, die ich jeden Monat einfach als „frei verfügbar“ virtuell vorgebe, sieht das ganze Depot aktuell wie folgt aus:

Aktueller Stand Bouviers Musterdepot Ende März 2020

Bevor ich nun zu den Anpassungen des Musterdepots komme, hier ein kleiner RealTime-Exkurs.


RealTime Update

Vor kurzem habe ich ja damit begonnen, auch meine „echten, privaten“ Transaktionen hier im Blog zu dokumentieren. So will ich auch dieses Mal nicht verschweigen, dass ich zum Ende März (also quasi gerade eben) mit meiner monatlichen Sparrate Aktien nachgekauft habe. Dieses Mal fiel meine Wahl ganz rational (und irgendwie auch etwas intuitiv) auf die MunichRe. Warum?

Seit meinem letzten Artikel zu dieser Aktie hat sich nichts verändert. Die Dividendenrendite ist nach wie vor sehr hoch, das Versicherungsbusiness ist für mich extrem krisensicher, der Aktienkurs liegt weit unter dem Buchwert der Aktie, die MunichRe will weiterhin eigene Aktien (die ja jetzt, wie soeben erwähnt, unter Buchwert liegen, also Schnäppchen sind) zurückkaufen und das ist für mich so, als würde ich zwar eine Aktie bezahlen, aber irgendwie 1,x Aktien dafür erhalten.

Somit gelang es mir, den Einstiegskurs dieser Aktienposition durch den heutigen Nachkauf zum Kurs von 180,41 Euro von 215 Euro auf nun 207 Euro zu drücken.


News-Updates #1

So! Nun also zum Musterdepot. Was sollte/kann/möchte ich tun oder lassen? Ich habe schließlich knapp 1.240 Euro zur Verfügung.

Die BASF SE Aktie ist momentan sehr stark von den weltwirtschaftlichen Sorgen belastet, sagt „Der Aktionär„. Manche Standorte musste schon Kurzarbeit anmelden. Bisher wurde der Termin für die Hauptversammlung am 30.04. noch nicht verschoben und langsam wird es auch zu spät dafür. Ich gehe also noch davon aus, dass diese Veranstaltung wie geplant stattfindet, die Dividende im Mai fließen wird.

In Bezug auf die MunichRe möchte ich auf die Veröffentlichung des Unternehmens in Bezug auf die Corona-Thematik verweisen und diese hier nur teilweise zitieren:

For many lines of business (especially non-life insurance such as business interruption) it has also been common market practice to exclude the risk of a pandemic outbreak from insurance cover. Nevertheless and driven by the insurance of major events, a pandemic scenario – depending on its severity – could also lead to significant but manageable losses in property-casualty reinsurance.

Munich Re WEbseite, 20.3.2020

Ergo (pun intended): Pandemien sind kaum versichert und wenn doch, dann führen sie zu signifikanten, aber „managebaren“ Verlusten im Rücksversicherungsgeschäft.

Für die EVN sehe ich eigentlich überhaupt kein Geschäftsrisiko durch die Corona-Krise; die Österreicher (sowie Südosteuropäer) bleiben öfter und länger zu Hause, verbrauchen mehr Wasser, Strom und Wärme, produzieren dabei Unrat. Mir ist nicht klar, warum jemand im März überhaupt eine Aktie der EVN hätte verkaufen sollen. Viel interessanter war da schon die Meldung, dass die deutsche EnBW ihre EVN-Anteile an die Wiener Stadtwerke veräußert hat, die EVN also heim ins (Öster)-reich geholt wurde (darf man das so sagen?!).

News Updates #2

Offensichtlich hat Hornbach ja das Glück, dass Baumärkte, ähnlich wie Supermärkte, zur systemrelevanten Versorgung der Bevölkerung gehören. Vielleicht erhofft man sich, dass die, die sich die Quarantänezeit im eigenen Garten vertreiben können, auch genügend Material für die durch das lästige „Zur-Arbeit-Pendeln“ so lange liegengeblieben Frühjahrs- oder Umbauarbeiten zur Verfügung haben. Zwar gibt es zurzeit einige Auflagen für die Öffnung der Märkte in der aktuellen Situation (1,50m Abstand zwischen den Kunden, Plexiglasscheiben an den Kassen und erhöhte Hygienevorschriften für die Mitarbeiter) und im Ausland musste Hornbach sogar einige Märkte schließen (siehe ad-hoc Meldung vom 20.03.20), dennoch bleibe ich für den Erfolg und die Profitabilität von Hornbach weiterhin zuversichtlich. Besonders bei einem Preis von unter 40 Euro je Aktie.

Für Agrana gab es im März aus meiner Sicht nichts zu berichten. Der Aktienkurs ist auch vergleichsweise milde durch den abgelaufenen Monat gekommen, wenn er auf Monatssicht nur knapp 7% verloren hat. Tja, Lebensmittelkonzern mit Stärke- und Bio-Ethanol-Business halt. Ach ja, und Österreicher. Da scheint Mr. Market wohl immer nur sehr oberflächlich hinzuschauen. Wie auch immer, hier werde ich wohl momentan aufgrund anderer, besserer Gelegenheiten nicht nachkaufen.

Für die Schloss Wachenheim AG hat Berlin Equity Research Ende Februar 2020 noch eine aktualisierte Aktienanalyse vorgelegt und darin den inneren Wert der Aktie bei knapp über 20 Euro taxiert. Ich bin mir sicher, dass die „Kollegen“ inzwischen bereits eifrig an einem weiteren Update ihrer Analyse arbeiten, bei dem die Corona-Krise berücksichtigt wird. Ich kann mir leider auch nur sehr subjektiv ausmalen, wie gut oder schlecht ein Schwaumweinhersteller bei Hamsterkäufen berücksichtigt wird.

Anpassungen Musterdepot

Nach der ganzen Prosa geht es nun ans Eingemachte: Was ist heute der richtige Schritt für mein Musterdepot? Als erstes verabschiede ich mich mal von der Vorstellung, dass ich immer „das Richtige“ tun werde. Ich werde mit Sicherheit Fehler machen und kann nur hoffen, dass meine Nicht-Fehler in Summe überwiegen. Ok! Wenn das geklärt ist, möchte ich nun darlegen, warum ich mich für einen Nachkauf bei Hornbach entscheide.

Das Hauptgeschäft für Hornbach liegt in Deutschland, wo die Märkte (unter Auflagen) weiter geöffnet haben dürfen und zusätzlich noch durch ihr Online-Geschäft unterstützt werden. Des Weiteren hat das Unternehmen in 2019 einen signifikanten Profitabilitätssprung sowie ein solides organisches Wachstum hingelegt; beides ist, wie der CEO korrekt bemerkte, leider neben Corona völlig verblasst. Mit meiner mickerigen niedlichen Krötenmenge von knapp 1.240 Euro kann ich außerdem bei Hornbach den vergleichsweise größten „Impact“ auf den Einstiegskurs erzielen.

Zu einem Preis von 37,25 Euro kaufe ich also 32 Hornbach-Holding-Aktien nach (Volumen: 1.192 Euro), eine Transaktion, die mich 11,92 Euro kostet. Mein aktualisierter Cash-Bestand lautet dann 35,61 Euro, mein neuer Einstiegskurs für diese Position (inkl. der auf jede der jetzt 70 Aktien umgelegten Transaktionskosten) notiert bei 42,63 Euro. Zusammengefasst und „ready for April 2020“ sieht das Ganze dann so aus:

Musterdepot Bouvier nach Anpassungen für April 2020

Allen Lesern auch weiterhin ein erfolgreiches Investment-Händchen!

1 Kommentar

  1. Klaus Morian

    “ Mir ist nicht klar, warum jemand im März überhaupt eine Aktie der EVN hätte verkaufen sollen. “ Weil die Flut alle Schiffe hebt und die Ebbe alle Schiffe senkt.
    Psycologisch verkaufen Anleger lieber die Gewinnpositionen. Fondanbieter mit Verlusten (weil sie gesetzlich verkaufen müsse) wollen auf den Steuerausgleich nicht verzichten. Ausfälle bei Firmeninsolvenzen (Restaurants usw,) werden Abschreibungen verursachen.
    Dafür werden die Versorger in der Baisse mit als erstes wieder steigen.

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