Nachdem ich mich in den letzten Beiträgen eigentlich nur noch über das aktuelle Börsengeschehen ausgelassen habe will ich heute virtuell zu Kreuze kriechen und meine beiden Depots (RealTime & Musterdepot) mit aktuellen Updates versehen. Ich war, trotz meines Unmutes, natürlich mit meinem privaten Geld aktiv und will das auch mit meinem fiktiven sein. Somit also heute dieser frische Artikel dazu. Es ist Sonntag früh, 6 Uhr, irgendwo in der deutsche Provinz. Zeit also, einfach mal in Ruhe über Geld nachzudenken.

Musterdepot

Das letzte Update meines Musterdepots war der „Relaunch“ Anfang Mai 2020. Seitdem ist einiges passiert. Zunächst sind da die Sparraten für Juni und Juli zu verbuchen, die den Cash-Bestand um ingesamt 1.000 Euro erhöhen. Darüber hinaus gab es zwei Dividendenzahlungen (BASF in Höhe von 429,00 Euro sowie Agrana in Höhe von 113,19 Euro), die mir zusammen mit den Sparraten heute also 1.719,74 Euro für diesen Artikel zur Verfügung stellen. Voilá!

Musterdepotstatus vor Anpassungen Juli 2020

Nachrichtenlage #1

Am 13. Mai veröffentlichte die Schloss Wachenheim AG die Zahlen für Q3/2019/2020. Flaschenabsatz leicht gefallen, Umsätze leicht gestiegen. Die Rohmarge hat sich damit um 2% erhöht. Das EBIT liegt mit 15,3 Mio. Euro (Vorjahr: 20,2 Mio. Euro) klar unter Vorjahr und der Jahresüberschuss bei 10,9 Mio. Euro (Vorjahr: 14,3 Mio. Euro). Damit befindet sich das Ergebnis je Aktie bei 0,74 Euro und hat, mit noch einem Quartal in petto, die Dividende bereits eingespielt (0,50 Euro). Ich denke, das ist auch der Grund dafür, dass sich der Aktienkurs seit Mai ziemlich stabil bei knapp unter 15 Euro hält.

Für die BASF ist das EBIT des 2. Quartales 2020 Corona-bedingt um 77% (auf 226 Mio. Euro) eingebrochen. Dafür gab es im Wesentlichen zwei Ursachen: zum Einen der Einbruch des Geschäfts mit der Automobilbranche und zum Anderen die Neubewertung der Anteile am neu gegründeten Öl-Gas-Unternehmen Wintershall/DEA. Insgesamt sieht es für das Gesamtjahr 2020 nicht rosig für das Unternehmen aus, weshalb ich stark davon ausgehe, dass die Dividende gekürzt wird, was natürlich den Kurs nochmals drücken wird. Langfristig jedoch erwarte ich, dass sich die BASF auch von diesem schlechten Jahr wieder erholen wird und bin daher von dieser Aktienposition weiterhin überzeugt.

Am 28.05.20 erschien der Halbjahresbericht der EVN AG. Hier gab Wertberichtigungen bei südosteuropäischen Kundenstämmen, die auf das Ergebnis drückten, allerdings muss ich mir bei einem wie gewohnt starken operativen Ergebnis (EBIT) von knapp 230 Mio. Euro wohl keine Corona-bedingten Sorgen machen. Die Dividende ist bereits im Sack, der Buchwert des Unternehmens je Aktie liegt bei knapp 20 Euro und ich kann mir kein Geschäftsmodell vorstellen, dass besser für eine ungewisse Zukunft geeignet ist, als das dieses Atomenergie-freien niederösterreichischen Versorgers.

Nachrichtenlage #2

Bei der Agrana versuche ich es auf Basis der jüngsten Quartalszahlen mal mit weniger Prosa: Umsatz gestiegen, EBIT gestiegen, EBIT-Marge auch gestiegen, Eigenkapitalquote verbessert und der prognostizierte deutliche Umsatz- und EBIT-Anstieg für das Gesamtjahr wird trotz Corona weiter beibehalten. Damit wird es mir ebenfalls leicht gemacht, meine Einschätzung zu dieser Aktie beizubehalten. Allein der Buchwert von etwa 21 Euro liefert mir schon eine beruhigende Sicherheitsmarge.

Zu guter Letzt noch die MunichRe. Die Zahlen zum ersten Quartal liegen seit Mai 2020 vor, das Aktienrückkaufprogramm wird bis auf Weiteres ausgesetzt und weil ich, wie in meiner letzten Glosse erwähnt, der Meinung bin, dass das Investmentgeschäft der Versicherungsbranche eigentlich nur am Tropf der großzügigen EZB hängt, werde ich die Aktien wohl bei nächster Gelegenheit verkaufen.

Anpassungen Musterdepot

Wer wird in diesem Monat nun mit meinem Geld betrau? Das ist leicht: Die EVN! Diese Aktien sind krisensicher und unterbewertet und das ist genau das, was ich in der aktuellen weltweiten Geldschwemme und der anhaltenden Facebook-Apple-Microsofts-Google-Tesla-Euphorie benötige: einfach mal was total analoges, uncool, beständig und zum Anfassen im Herzen von Europa. Ich kaufe 86 Stück zum Kurs von 14 Euro, berappe dafür 1.204 Euro sowie 12,04 Euro Gebühren. Vielen Dank! Ach ja, hier noch das aktuell Performance Dashboard des Musterdepots:

Musterdepotperformance YTD 2020 nach Anpassungen für Juli

RealTime Depot

Meinen mulmigen Gefühlen bezüglich meiner GBK-Position im RealTime-Depot habe ich ja bereits im Juni Ausdruck verliehen. Dieses Gefühl hat sich leider noch nicht gebessert. Wie sich die Wirtschaftsaussichten für die einzelnen Portfoliounternehmen darstellen, kann ich nur sehr begrenzt, über etwaige Nachrichtenmeldungen (wie diese hier), einschätzen. Mein Vertrauen ruht im Wesentlichen auf der GBK-Führung, ihrem Private-Equity-Netzwerk (Warburg Bank / Hannover Finanz) sowie ihrem „Trackrecord“.

Das Vertrauen in das Management (sprich: mein Blindflug) ist übrigens ein Novum für mich. Ich kenne die Menschen bzw. ihre Fähigkeiten eigentlich nicht und habe zudem keine verlässlichen Zahlen, auf die ich mich stützen könnte. Obwohl ich im Juli nun nochmals GBK-Aktien nachgekauft habe, liegt diese Position bei mir weiterhin knapp 2 Euro je Aktie im Minus und ist somit Depot-Schlusslicht. Mein Einkaufspreis liegt mit 7,64 Euro inzwischen unter dem Nettoinventarwert des Unternehmens, was ja schon einmal gut ist. Hier muss ich realistischerweise aber von Corona-bedingten nicht-realisierten Wertberichtigungen ausgehen. Weiter abwarten also und Tee trinken!

Um nun das Risiko aus meinem Gesamtporfolio mehr an meinen eigenen Appetit danach anzugleichen, habe ich alle meine MunichRe-Aktien mit einem soliden Ertrag von rund 25 Euro je Aktie abgestoßen. Die Gründe dafür habe ich weiter oben angedeutet und Gewinn ist eben Gewinn. Zwei Drittel des aus dieser Glattstellung erhaltenen Geldes habe ich in EVN-Aktien gesteckt, im Gleichschritt mit dem Musterdepot sozusagen. Die prozentuale Verteilung meiner RealTime-Positionen wird im folgenden Chart dargestellt.

RealTime-Depot Aktienpositionen mit prozentualem Anteil

Abgesehen von der Agrana-Dividende im Juli 2020 ist mehr auch in diesem Depot nicht passiert. Daher zum Abschluss dieses Artikels wie immer die zwei Performance-Kennzahlen für das Jahr 2020, die mir das PortfolioPerformance-Tool ausspuckt (ich rechne da übrigens nicht nach, ich nehme sie einfach so hin).

RealTime-Depot Performance YTD 2020