Value & Price

Performance Update

Ich sage es mal so: als Mensch mit einem mehr oder weniger natürlich ausgeprägten Drang dazu, die eigenen Gedanken geordnet/nachvollziehbar niederzuschreiben, werde ich des Öfteren dazu verleitet, mich selbst für ein halbwegs vernunftbegabtes Wesen zu halten. Als solches bin ich in meiner „Funktion“ als Value-Investor natürlich schon vor langer Zeit auf die großartige Idee gekommen, alle Transaktionen meiner „Börsen-Karriere“ fein säuberlich in einer Excel-Tabelle zu dokumentieren und dabei allerlei Performance-Kennzahlen zu berechnen (als Beweisstück A führe ich die Zahlenkolonnen des letzten Artikels dazu an; Beweisstück B bis M wären dann wohl alle meine Musterdepot-Updates der letzten 12 Monate).

Nun hat es aber letztendlich diese jüngsten, laaangen Artikel mit den Themen „Vermögensaufbau“ und „Güte von Investitionsentscheidungen“ gebraucht, bis mich zwei freundliche Leser mit ihren Kommentaren darauf aufmerksam gemacht haben, dass es dafür ein Programm gibt, welches diese ganze Dokumentation und Berechnung viel besser kann, als ich mit meinem Excel (Danke Tina, Danke Mario!!). Auf die Idee, einfach mal selber zu googlen, bin ich in meiner Eitelkeit nicht verfallen.

Nachdem ich also die letzten 3 Tage damit zugebracht habe, das besagte Tool („Portofolio Performance„) zu studieren und in es hinein alle mir noch verfügbaren Musterdepot- sowie RealTime-Daten zu prügeln, möchte ich heute gerne die für mich automatisch berechnete Performance-Kennzahlen zum Besten geben.

Musterdepot Performance (2019)

Schon zu Beginn meiner Datenfütterung musste ich erkennen, dass mir gleich bei der dritten Transaktion zum Musterdepot-Start ein Fehler bei der Datenübertragung ins Excel unterlaufen ist. Statt 45 Hornbach-Aktien in das Musterdepot einzubuchen, wie ich es auch schon schön aufgeschrieben hatte, landeten schlußendlich nur 40 Stück dort. „Na das geht ja schon gut los“, dachte ich so bei mir.

Aber am Ende blieb das der einzige Fehler, der mir in den 12 Monaten Musterdepot-Führung zwischen Excel und Blog unterlaufen ist. Somit freue ich mich nun darüber, hier direkt meine aus dem Tool erhaltenen Performance-Kennzahlen zu präsentieren. Zunächst einfach mal der Zeitraum vom 02.04.2019 bis zum 31.12.2019 (also das Jahr 2019):

Performance Dashboard „Portfolio Performance“ Musterdepot 2019

Sieht erstmal nicht schlecht aus finde ich. Wenn ich bedenke, dass diese Performance inkl. aller Kosten dargestellt ist und der DAX im selben Zeitraum (also vom 02.04.2019 bis zum 31.12.2019) einen Zuwachs von etwa 12,7% zu verzeichnen hat (von 11.754,79 auf 13.249,01 Punkte), dann liege ich ganz gut.

Berechnung der „Portfolio Performance“ Musterdepot 2019

Der obige Screenshot zeigt, auf welcher Grundlage die Performance berechnet wurde. Ich möchte den Leser besonders darauf hinweisen, dass die Gebühren meiner Transaktionen die Dividendenerträge übersteigen; ein Umstand, auf den ich später nochmal eingehen möchte.

Musterdepot Performance (1 Jahr)

So, weiter geht es. Am 30.03.2020 ist mein Musterdepot 12 Monate alte geworden. Eine tolle Gelegenheit also, die Performance auf Jahressicht zu messen. Und: ein Monat „Corona-Krise“ ist auch schon berücksichtigt!

Performance Dashboard „Portfolio Performance“ Musterdepot (1 Jahr)

Hier jetzt wieder der obligatorische Vergleich mit dem DAX, der am 30.03.2020 bei einem Punktestand von 9.815,97 schloss. Auf Jahressicht entspricht das einer Performance von -16,5%. Auch hier steht mein Musterdepot gar nicht so schlecht da. Ein einfacher DAX-ETF hätte mich nicht geschlagen.

Berechnung der „Portfolio Performance“ Musterdepot (1 Jahr)

Oben wieder die Berechnungsgrundlage für die angezeigte Performance auf Jahressicht. Auch hier bitte ich, auf das Verhältnis der Gebühren zu Dividendenerträgen zu achten. Die Corona-Krise selbst schlägt sich hauptsächlich in den unrealisierten, negativen „Kurserfolgen“ nieder.

In diesem Zusammenhang empfinde ich übrigens meinen „manuellen Versuch“ einer Performance-Berechnung für das Musterdepot 2019/2020, der eine Negativperformance von -15,4% ergab, als eine ganze passable Näherung an den internen Zinsfuß (IZF). Die auf allen kleinen Performance-Zwischenräumen bei ständigen Geldzu- und abflüssen basierende True Time-Weighted Rate of Return (TTWRR) ist da natürlich etwas aussagekräftiger.


RealTime Prämisse

Bevor ich nun zur meiner RealTime Performance komme, möchte ich noch eines vorausschicken. Alle Transaktionen und somit auch alle Performance-Kennzahlen sind ohne steuerlich Abzüge berechnet (Earnings-before-Taxes; EBT). Warum? Nun ja, der DAX, mit dem ich mich so gerne vergleiche, muss ja auch keine Steuern zahlen. Warum soll ich das also für den Vergleich tun?

Selbst ein thesaurierender DAX-ETF muss seit neuestem „Vorab-Steuern“zahlen und somit finde ich einen EBT-Vergleich nur fair. So! Weiter geht’s im Text…


RealTime Performance

Nachdem das Tool mit den Daten des Musterdepots gefüttert war, war ich natürlich begierig darauf zu erfahren, wie ich mich mit meinem echten Depot geschlagen habe. Zu diesem Zwecke habe ich mich auf die vollständigen Handelsjahre 2017, 2018 und 2019 beschränkt. Ich hoffe, ich muss hier nicht weiter darauf eingehen, warum ich in der folgenden Tabelle nur relative und keine absoluten Leistungskennzahlen zum besten gebe.

TTWRRIZFDAX
201733%34%13%
2018-12%-11%-18%
201936%33%25%
RealTime-Performance á la „Portfolio Performance“ für die Jahre 2017, 2018 und 2019

Im Vergleich zu meinen ausschließlich auf den realisierten Gewinnen basierten Berechnungen im Artikel „Nachtrag Vermögensaufbau„, in dem ich alle Jahre einen vermeintlich positiven Return ausgewiesen bekam, sieht man hier sehr schön, dass ich auch für 2018 ein negatives Vorzeichen bei der Wertentwicklung erwirtschaftet habe. Dennoch bleibt zu konstatieren, dass ich den DAX in 3 von 3 Jahren outperformt habe. Yippie!

Und weil es mit Hilfe eines Programmes viel leichter ist, mit der einmal gegebenen Datenbasis die verschiedensten Auswertungen zu fahren, liefere ich hier noch den Vergleich zwischen DAX und meinem RealTime-Depot über alle 3 Jahre sowie vom 01.01.17 bis zum 30.03.20 (also to-date, ohne April 2020).

TTWRRIZFDAX
2017 – 201949%16%14%
01.01.17 – 30.03.2021%0,03%-15%
RealTime-Performance á la „Portfolio Performance“ 2017 -2019 und von Start bis 30.03.2020

Fazit

Eine erste Schlussfolgerung ist für mich ziemlich schnell klar gewesen: die Darstellung meiner Musterdepot-Transaktionen sowie Performance-Messung wird in Zukunft mit Hilfe der Auswertungen dieses Programmes erfolgen. Das nächste Musterdepot-Update wird sozusagen ein „Relaunch“ des Musterdepots mit der Korrektur des initialen „Buchungsfehlers“ bei Hornbach, aber sonst gleichbleibenden Daten.

Darüber hinaus wird das Programm auch meine so mühsam, aber widerwillig, weil nervig, gepflegten Excel-Tabellen ablösen. Auf diese Weise hoffe ich, mein Musterdepot und RealTime-Depot vergleichbarer zu machen. Allen, die dieses Tool nutzen, wird es nebenbei erleichtert, sich miteinander und mit mir zu vergleichen.

So! Jetzt aber zum eigentlichen Schmerzpunkt: Ich brüste mich ja immer damit, Value Investor zu sein. Die Tatsache aber, dass die Summe der Gebühren meiner Transaktionen im Musterdepot meine Dividendenerträge übersteigt, und es sich im RealTime-Depot nicht ganz, aber doch ganz ähnlich darstellt; dass das Gros meiner Performance auf Aktienkursgewinne zurückzuführen ist, widerspricht doch jedweder Value-Investing-Philosphie oder?

Ich bin noch am Forschen und Interpretieren des Tools und seiner Auswertungen. Aber dass ich mehr das Verhalten eines Traders, statt eines ruhigen Investors zeige, finde ich ungeil…

– Fin –

5 Kommentare

  1. Michael C. Kissig

    Du fragst „dass das Gros meiner Performance auf Aktienkursgewinne zurückzuführen ist, widerspricht doch jedweder Value-Investing-Philosophie oder?“ und ich verstehe das Problem (für einen Value Investor) nicht. Value Investing bedeutet, Aktien unterhalb ihres Wertes zu kaufen und darauf zu setzen, dass sich der Kurs dem Wert irgendwann annähert oder ihn bestenfalls sogar übersteigt. Unabhängig davon, ob man eher klassisch orientiert ist oder „modernes“ Quality Investing betreibt und damit auf einen langfristig steigenden Unternehmenswert setzt und damit das Potenzial für Kurssteigerung noch anwächst. Aber das Ziel ist für Value Investoren, dass der Kurs/Preis der unterbewerteten Assets steigt!

    Deine Frage wäre eher erklärlich, wenn Du ein Dividendeninvestor wärst, der einseitig auf die Höhe der Dividendeneinnahmen abzielt und mögliche Kursgewinne quasi als Kollateraleffekt mitnimmt.

    • Vincent Bouvier

      Hallo Michael,

      in meiner zugegeben etwas romantischen Vorstellung eines Value-Investors kauft er sich eine Aktie, identifiziert sich mit Produkt, Management und Marke und will eigentlich nicht wieder verkaufen, weil er eben von einer langfristigen Wertsteigerung ausgeht, von über die Jahre hinweg kontinuierlich zufließenden Gewinnen und so weiter. Irgendwie verstehe ich Buffett so, wenn er von „See’s Candy“ oder „Coca-Cola“ spricht.

      Die Realität sieht aber, und das wahrscheinlich nicht nur bei mir, anders aus. Das Management, behaupte ich jetzt mal für mich, lernt man gar nicht kennen (wie denn auch) und die Marktschwankungen der Aktienkurse sind derart, dass sich die empfundene Über- und Unterbewertung der Papiere ständig abwechseln und somit regelmäßige Kursgewinnmitnahmen begünstigen, ja quasi unvermeidlich machen. Hinzu kommt das ständige Streben danach, Risiken und Einsätze „vom Tisch zu nehmen“. Gewinne in Zeiten von Corona laufen lassen? Bitte gerne! Aber nicht bei mir…

      Dass die Realität so aussieht, wurde mir erst durch die direkte Gegenüberstellung von Transaktionskosten und Dividenden klar und dieser Erkenntnis habe ich mit meiner Frage Ausdruck verleihen wollen.

      In meinem Musterdepot habe ich in den vergangen 12 Monaten insgesamt 30 Transaktionen vollzogen. Davon sind 14 Transaktion noch „offen“, also nicht beendete Trades, die ja jetzt aktuell meinen Aktienbestand darstellen. Somit habe ich also in 12 Monaten 16 Trades abgeschlossen und das ist auf Jahressicht wahrscheinlich wirklich zu wenig, um von einem „Trader“ zu reden. Und wenn doch, dann doch bitte mit der Ergänzung zum „Value-Trader“. 🙂

      Die Essenz ist aber, dass man selbst mit der Philosophie des Value-Investings „am Ball bleiben“ muss, um kurz- und mittelfristig einen akzeptablen Return zu erzielen.

      Viele Grüße und bleib gesund

      V. Bouvier

  2. Tina

    Hallo Vincent,

    wenn du die Anzahl der Transaktionen nicht verringern kannst / möchtest, dann geht es vielleicht mit den Gebühren?

    Wenn ich es richtig gesehen habe, du hast für 30 Transaktionen ca. 282€ Gebühren bezahlt, was im Durchschnitt 9,40€ / Transaktion macht. Ich habe leider nirgends auf deinem Blog finden können, bei welcher Bank du dein Depot führst bzw. du die Gebührenberechnung für das Musterdepot heranziehst, aber generell erschienen mir die Gebühren schon immer recht hoch.

    Angenommen du kannst die Gebühren durch den Umzug des Depots um ca. 50% senken, dann wären die Gebühren durch die Dividenden gedeckt. Aber ist das realistisch?

    Schauen wir uns mal beispielhaft die EVN Transaktion (https://bouvier-investiert.net/ad-hoc-update-musterdepot/) und die Munich Re Transaktion (https://bouvier-investiert.net/nachtrag-munich-re/) an:
    – Verkauf der EVN-Aktien zum Preis von 2.219,40 Euro -> Transaktionsgebühren 22,19€
    – Kauf von 8 Munich Re Aktien zum Preis von 2.064 Euro -> Transaktionsgebühren 20,64€
    -> Gesamt: 42,83€

    Hier einfach mal 2 Beispiele von Discount-Brokern (soll keine Werbung sein):

    Degiro
    Nach der aktuellen Preisliste (https://www.degiro.de/data/pdf/de/Preisverzeichnis.pdf) wären hier folgende Gebühren angefallen
    – EVN (über die Wiener-Börse (4€ + 0,05% des Handelswertes)) -> 4€ + 1,11€ -> 5,11€
    – Munich Re (über XETRA (2€ + 0,018% des Handelswertes)) -> 2€ + 0,37€ -> 2,37€
    -> Gesamt: 7,48€

    Banx Broker
    aktuelle Preisliste: https://www.banxbroker.de/handel/konditionen/
    – EVN (über Wiener-Börse (0,12% des Handelswertes, Minimum 5€)) -> 2,66€ -> 5€ (Minimum)
    – Munich Re (über XETRA (0,14% des Handelswertes, Minimum 3,90€)) -> 2,89€ -> 3,90€ (Minimum)
    -> Gesamt: 8,90€

    Wie du siehst, sind die 50% geringere Gebühren alles andere als unrealistisch.

    Ja, ein Depot-Umzug ist immer mit Aufwand verbunden ist und es muss jeder selbst entscheiden, ab wann es für einen Sinn macht. Vielleicht kannst du ja mal die 30 Transaktionen mit den Gebühren eines Discount-Brokers ausrechnen um den direkten Vergleich zu haben?

    Und wenn die Gebühren nicht mehr so ins Gewicht fallen, kannst du dich vielleicht auch wieder mehr als Value-Investor fühlen (was du ja ohne Zweifel auch bist) 😉

    Viele Grüße
    – Tina –

    • FoxSr

      Hallo Tina,
      jetzt bist du mir bis zur Freigabe zuvorgekommen. Bei den inländischen Discountbrokern Justtrade (App und homepage) und Gratisbroker (homepage) fallen keine Gebühren pro Trade an, bei TradeRepublic 1 Euro (ausschließlich App). Bei allen drei Brokern fallen Gebühren für die HV-Anmeldung an. Somit für 2 Trades 0 Euro bzw. 2 Euro.
      Das läppert sich…

      Schönen Abend
      FoxSr

  3. FoxSr

    Hallo Vincent,
    Glückwunsch zu Deiner hervorragenden Performance!
    Das Werkzeug „Portfolio Performance“ ist hervorragend und macht wg. der Dateneingabe vor allem am Anfang einer Investitionsphase Sinn. Entscheidend für den Ausbau einer Outperformance ist
    1. das Nachschießen von Liquidität in schwachen Börsenphasen (deshalb hat WB immer ein cash-Polster für günstige Gelegenheiten und du hast ebenfalls zusätzlich liquide Mittel einsetzen können)
    2. der Verkauf von Aktien und das Aufstocken des cash-Polsters in Top-Phasen
    3. die Transaktionskosten so niedrig wie möglich zu halten (weshalb ich seit 12 Monaten drei Depots bei discount-Brokern eröffnet habe).
    4. eine Benchmark, die ebenfalls geringe Umschichtungs-/Managementkosten enthält, z.B. LU0252633754 oder IE00BG143G97 oder DE0005933931…..

    Tip für Anleger, die mehrere Depots mit vielen Einzelpositionen halten und nicht Portfolio Performance pflegen wollen:
    pro Depot
    sämtliche Einzahlungen/Auszahlungen notieren = Summe Buchwert,
    Jahresdepotauszug + cash = Vermögen
    In dieser Betrachtung sind versteuerte, realisierte Kursgewinne (gem. Jahressteuerbescheinigung) enthalten und unversteuerte, unrealisierte Kursgewinne (gem. Depotauszug). Das Verhältnis der besteuerten/unbesteuerten Kursgewinne mit dem Steuersatz von 27% (KEST und Solz) multiplizieren, ergibt die Steuerquote des Depots im abgelaufenen Jahr. Das Performanceergebnis der Benchmark wird mit der prozentualen Steuerquote reduziert. Voilà, so habe ich in 5 Minuten für jedes meiner Depots die Out-/Underperformance mit Steuereffekt.

    P.S. Während der Trump-Regierungsphase haben wir Schaukelbörsen erlebt, weshalb das Ausnutzen von starken/schwachen Börsenphasen i.d.R. positive Performancebeiträge generiert hat.

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