Value & Price

2. Glosse zu Hornbach

So!! Jetzt reicht es! Die Aktien der Hornbach Holding Aktien übersteigen heute Vormittag die Marke von 80 Euro. Dies sind ungefähr genau die 80 Euro, die dem bilanziellen Buchwert des Unternehmens – also inklusive der Marktwerte seines üppigen Immobilienbestandes – entsprechen. Warum regt mich das aber so auf?

In meiner ersten Analyse zu HBH, damals war an Corona noch nicht zu denken und der Aktienkurs pendelte gelangweilt zwischen 40 und 50 Euro, kam ich zu dem Schluss, dass die Aktie zu diesem Kurs extrem unterbewertet sei. Mr. Market sei wieder einmal verpeilt und das fand ich gut. Wie gesagt, allein schon der bilanzielle Immobilienbestand machte 80 Euro je Aktie aus, ohne dass ich also zukünftige Gewinne berücksichtigen müsste.

Dann kam ich in Gesprächen mit Lesern auf den Trichter, doch einmal die Werthaltigkeit der Immobilienbewertungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn wenn HBH in die Verlegenheit käme, seine Immobilienbestände versilbern zu müssen, dann kann es tatsächlich sehr schwer sein, die bilanziell angesetzten Werte auch tatsächlich zu realisieren. Ergo: mein zweiter Artikel dazu, der mit einem inneren Wert der Aktie (inkl. Sicherheitsmarge auf Immobilienbewertungen und pessimistisch approximierter Gewinne) von 58 Euro schloss.

Dann kam Corona

Die obigen Berechnungen stammen aus 2019. Gegen Ende des Jahres eruierte ich in einer Glosse sogar das Luxusproblem, HBH mit einem soliden Gewinn verkaufen oder gar behalten zu können. Anfang 2020 gab ich dann zu, doch den Gewinn mitgenommen zu haben, bevor in ich im März 2020, beim heute nahezu wahnwitzig erscheinenden Kurs von 37 Euro – mitten in der Corona-Hysterie – wieder eingestiegen bin. Das war nicht selbstverständlich, sondern schien schon irgendwie lebensmüde cool mutig.

Dann kam und ging der April 2020 und ich konnte binnen eines Monats einen Aktienkursgewinn von 17% verzeichnen, ich hatte also bei ca. 52 Euro wieder verkauft, um mir stattdessen die geprügelten BASF-Aktien mit einer saftigen Dividendenrendite ins Depot zu holen. Das war die ganze traurige Geschichte.


Halt! Nicht die ganze Geschichte: wie bereits mehrmals erwähnt überstieg der HBH-Kurs heute die Marke von 80 Euro. Und in den obigen Ansätzen wenig subtil angedeutet, ärgere ich mich mit jedem weiteren Tick nach oben darüber, die Aktien bei 52 Euro verkauft zu haben.

Sind 80 Euro denn ein guter Preis oder ist das bereits eine Überbewertung? Nun ja: Das retrospektive KGV (also im Gewinndurchschnitt der letzten Jahre gesehen liegt bei knapp unter 20. Die Dividende für 2019, welche am 10. Juli 2020 beschlossen wurde, rentiert mit knapp 2%. Das ist nicht übermäßig viel.

Inklusive einer Sicherheitsmarge auf die Immobilienbewertung liegt der Buchwert der Hornbach Holding aus meiner Sicht weiterhin zwischen 60-70 Euro. Mit den bewiesen verläßlichen Gewinnen für die nächsten 5 Jahre ist 80 Euro also tatsächlich ein fairer Wert für diesen Anteilsschein. Mr. Market hat seinen Fehler eingesehen!

Ein weiterer Grund also, mich darüber zu ärgern, dass ich hier zu fickerig ungeduldig war.

4 Kommentare

  1. Thomas Mühlenhoff

    Lieber Vincent,

    Das ist sehr gut nachvollziehbar. Leider! Ich bin zwar kein Value Investor- zumindest bin ich zu dumm und zu faul- via Bilanz den inneren Wert einer Gesellschaft zu ermitteln, aber trotzdem kommen mir ( leider zu oft) falsche Gedanken zu meiner ursprünglichen Investmententscheidung.

    Aber so ist Börse. Und Börse ist Psyche, Liquidität und Stimmung.

    Ich suche seit Monaten fast nur noch Aktien mit digitalem Geschäftsmodell, am besten skalierbar und mit USP.

    Meine Favoriten: IVU, SNP und GFG…. dazu Gold. Value/ Substanz: Heidelberger Zement und dazu Gold.

    Weiter viel Erfolg für Dich.

    Liebe Grüße

    Thomas

    Wie heißt noch das Tool, das Du zur Performancemessung nutzt?

  2. Kevin Gößmann

    Moin,

    ärgere dich nicht. Du hast Gewinn gemacht und das ist etwas gutes. Viele vergessen immer sich zu freuen, wenn ein Trade mit Rendite geschlossen wurde, weil es ja mehr Rendite hätte geben können?

    LG
    Kevin

  3. Michael

    Hallo Vincent, nicht ärgern. Ein Verkauf im Verlust (um einer anderen Aktie hinterher zu jagen wäre schlimmer gewesen…). Aber ich hatte ja als Insider schon das Wissen, dass hier eine Unterbewertung vorliegt. Das es wiederum so zuschlägt hätte ich auch nicht gedacht 😉 Ich hatte Dir auch geschrieben das ich den Verkauf zum damaligen Zeitpunkt als Fehler ansehe. Viele Grüße und dem System treu bleiben. Es ist nicht falsch – nur manchmal die eigene Ungeduld im Weg 🙂 (geht mir aber auch so… ich bin also auch nicht „besser“). Würde mich im übrigen mal freuen, wenn Du die „Hamborner REIT“ ins Visier nimmst. Ich sehe da eine Unterbewertung (wie auch der Vorstand, der Aktien kauft). Wäre mal eine neue Analyse bzw. ein neuer Weg ein REIT zu betrachten. Danke!

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